Neue Technik am Klinikum Lippe enttarnt Tumore mit Traubenzucker

Kreis Lippe. Der Standort Lemgo am Klinikum Lippe soll trotz drohendem Aus der Unfallchirurgie nicht ausbluten, das hatte Landrat Dr. Axel Lehmann als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Gesundheit Lippe GmbH Ende vergangene Woche beim Pressegespräch zur Jahresbilanz 2021 beteuert. Um den Worten noch ein wenig Nachdruck zu verleihen, ging es im Anschluss direkt in den Keller: Denn seit Mai hat das Klinikum Lippe dort am Standort Lemgo das erste hauseigene PET/CT in Betrieb. Der weiße Riese wird vor allem zu einer gezielteren Tumordiagnostik eingesetzt.

Bisher hatten Erkrankte für diese spezielle nuklearmedizinische Untersuchung von Lippe aus immer extra in eine Praxis nach Bielefeld fahren müssen – damit ist jetzt Schluss. &bdquo;Ich bin froh, dass wir unseren Patientinnen und Patienten diese Mehrbelastung nun ersparen können", sag Dr. Eva Fricke, Chefärztin der Nuklearmedizin am Klinikum Lippe.

"Warten ist für die meisten das Schlimmste" Durch das erste hauseigene PET/CT liege bei der genauen Diagnose nun alles in einer Hand, was eine besondere Zeitersparnis und insgesamt eine bessere Qualität der Behandlung bedeute. Zwischen Untersuchung und Diagnose vergehe mithilfe der eigenen Technik bloß noch etwa eine Woche, gerade für die betroffenen Patientinnen und Patienten sei das ein enormer Gewinn. &bdquo;Wir bekommen häufig das Feedback, dass für viele die Warterei das Schlimmste ist", sagt Fricke.

Für das neue Gerät hat das Klinikum laut Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte etwa zwei Millionen Euro investiert. Es ist eine der Neuanschaffungen, mit der das Klinikum sicherstellen wolle, einen &bdquo;universitären Standard als Campus Klinikum Lippe des Universitätsklinikums OWL sowie eine optimale Patientenversorgung zu bieten."

Chefärztin Dr. Eva Fricke ist von den neuen Möglichkeiten ihrer Arbeit begeistert, das wird beim Rundgang deutlich. Geduldig und mit Hingabe erklärt die Nuklearmedizinerin die einzelnen Schritte. Selbst eine Bleibox, in der die radioaktiven Marker-Stoffe zwischengelagert werden, dürfen die Besucher beim Erkunden einmal kurz in die Hand nehmen. Überraschung: Sie ist ziemlich schwer.

Genaue Diagnostik möglich Spannend ist aber insbesondere das Verfahren dahinter: Bei der sogenannten Positronen-Emissions-Tomographie (PET) verwenden die Ärzte laut Dr. Eva Fricke kurzlebige Radiopharmaka, die mit Positronenstrahlern markiert sind und mittels Computertomographie (CT) sichtbar gemacht werden können. &bdquo;Patientinnen und Patienten bekommen im Wartebereich einen radioaktiv markierten Traubenzucker gespritzt", erklärt Dr. Fricke. Damit sich danach alle Muskeln möglichst entspannen, könnten die Patienten auf entsprechenden Liegen etwas zur Ruhe kommen, bevor die Untersuchung weitergehe. &bdquo;Das ist wichtig. Man glaubt gar nicht, wie viele Muskeln man allein anspannt, wenn man die Arme hoch hält." Etwa 20 bis 30 Minuten dauere die eigentliche Untersuchung bei etwa 30 bis 60 Minuten Wartezeit. Die Einsatzbereiche seien vielseitig.

Neben einer sehr genauen Tumordiagnostik, die beispielsweise das tatsächliche Ausmaß der Erkrankung sehr genau dokumentiere, könne die Kombination aus beiden Verfahren ebenfalls eine große Hilfe bei neurologischen Fragestellungen sowie einer kardiologischen Diagnostik sein. &bdquo;Mithilfe der PET/CT kann zum Beispiel Demenz frühzeitig erkannt werden", sagt Dr. Fricke. Darüber hinaus könne die nuklearmedizinische Diagnostik auch die Vitalität des Herzmuskels genau erkennen. Das PET/CT könne unterscheiden, ob es sich um tatsächliches Narbengewebe handelt oder das entsprechende Herzmuskelgewebe sich im sogenannten &bdquo;Winterschlaf" befinde, da es schlecht durchblutet wurde. Den Unterschied zu erkennen, sei entscheidend, um richtig weiter zu behandeln. Die neue Technik sei daher für verschiedenste Abteilungen eine große Bereicherung – ob in Lemgo oder Detmold.

Kreissenioreneinrichtungen wieder auf Kurs Neben dem Klinikum Lippe, das trotz Pandemie das Jahr 2021 positiv bilanziert hatte , können auch die Kreissenioreneinrichtungen nach Angaben von Prokurist Michael Nelges als weitere Tochtergesellschaft der Gesundheit Lippe GmbH ihr "solides Wachstum der Vorjahre fortsetzen". Demnach hätten sich alle Standorte in Blomberg, Lemgo, Detmold und Oesterholz allesamt zufriedenstellend entwickelt und insgesamt einen Jahresüberschuss von rund 181.000 Euro erwirtschaftet.

Mit Blick auf die Vergangenheit ist dieser Trend für Landrat Dr. Axel Lehmann nicht selbstverständlich: "Man darf nicht vergessen, dass wir 2015 mit den Kreissenioreneinrichtungen quasi vor der Insolvenz standen." Mit vereinten Kräften habe sich die Gesellschaft da wieder herausgearbeitet und gut entwickelt. Nun könnten nach und nach die Verluste abgeschmolzen werden. Von weit mehr als einer Million habe sich der Berg inzwischen auf noch etwa 900.000 Euro verringert, berichtet Michael Nelges.

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