Carsten Linnemann fordert Taten

Kreis Lippe. 2009 die Finanzkrise, dann binnen weniger Jahre Fukushima, Zuwanderung in großer Zahl, Corona, der russische Einmarsch in die Ukraine: "Die Krise wird leider zu Normalzustand", sagt Carsten Linnemann, "die Komfortzone haben wir lange verlassen. Wir dürfen keine Entscheidungen mehr aufschieben," fordert der CDU-Politiker, schon lange im Geschäft und seit Januar Parteivize der CDU.

Er war am Donnerstagabend aus seinem Wohnort Schwaney kurz nach Lippe 'rübergekommen, um ein lang zugesagtes Versprechen einzulösen: Einen Besuch beim parlamentarischen Abend der Industrie- und Handelskammer Lippe. Wie so vieles hatte auch diese Tradition zwei Jahre pausieren müssen, aber nun war er da. Und musste sich von IHK-Präsident Volker Steinbach nach warmen Worten der Begrüßung gleich ein wenig Kritik anhören, als dieser über Bürokratieabbau, schlechtes Corona-Krisenmanagement und unzureichende Maßnahmen für eine sichere Energieversorgung sprach: "Da blieb auch in 16 Jahren CDU-Regierung einiges liegen. Es ist falsch, alles auf die Ampel zu schieben. Auch vorher gab es Zeit zum Handeln. Aber jetzt müssen wir nach vorne schauen." Grüne Energien aus Windkraft und Sonne müsse hochgefahren werden und die Wirtschaft brauche dringend praxisorientierte und planbare Maßnahmen, wenn die dritte Corona-Welle kommt.

Deutschland hinkt in vielen Bereichen zurück. Ja, sagte Linnemann, "in Berlin werden Bretter eher bunt bemalt statt durchgebohrt." Die Bürokratie werde mehr statt weniger, Deutschland hinke in vielen Bereichen zurück. "Faxgeräte gibt es nicht nur im Heinz-Nixdorf-Museum, auch im deutschen Gesundheitswesen." In zu vielen Bereichen redeten zu viele mit und zerredeten Lösungen, statt Dinge auszuprobieren. Gleichzeitig mache sich allerorten eine Lethargie breit. "Und im Energiesektor haben wir keinen Plan, wie wir uns autark aufstellen können. Das fällt uns von der CDU nun vor die Füße." Es fehle an Stromtrassen, die Infrastruktur sei allerorten marode... Er sei da sehr selbstkritisch. "Ich hoffe, Sie sind nun zufrieden, Herr Steinbach", sagte er unter dem Gelächter der Zuhörer.

"Brauchen eine bessere Streitkultur" Carsten Linnemann erinnerte an die berühmte "Ruck-Rede" des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog - auch 2022 müsse es einen Ruck geben, Deutschland sei in allzu vielen Bereichen zurückgefallen: Es gebe kein Unternehmen mehr unter den Top-100 dieser Welt, auch die großen Banken werden kleiner. Der 45-Jährige forderte eine bessere Streitkultur, mehr Dialoge der Milieus, mehr Eigenverantwortlichkeit, weniger Staat. Und: "Kein Land der Welt gibt mehr Geld für Soziales aus. Das müssen wir besser verteilen, damit die, die es wirklich brauchen, mehr bekommen können." Er hoffe auf ein klares neues Grundsatzprogramm seiner Partei und werde daran mitschreiben. "Es wird konkret sein. Und die CDU muss ja keine Rücksicht aufs Kanzleramt nehmen".

"Wenn wir die Dinge trotz der Dauerkrisen anpacken, packen wir das", sagt er. Nur dann werde auch die Demokratie gewahrt und könne gegenüber den weltweit immer mehr werdenden Autokratien bestehen. "Und das wollen wir doch, wir haben doch alle lebenslänglich Deutschland gebucht."

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