Handwerker kritisieren in Paderborn Entscheidung zur Stromsteuer

Paderborn. Den Tag des Handwerks in der Libori-Woche kennt CDU-Generalsekretär und Paderborner Bundestagsabgeordneter Carsten Linnemann gut. 15 bis 20 Mal sei er hier schon zu Gast gewesen, sagte er am frühen Donnerstagabend in der Maspernhalle. Dass Kreishandwerksmeister Mickel Biere ihn einen &bdquo;treuen Freund unseres Berufsstands“ nannte, kommt daher nicht von ungefähr. Ein &bdquo;Freund“, der in der 2025er-Ausgabe des Handwerkstags als Festredner auf der Bühne stand.

Zunächst hörten sich Linnemann und weitere rund 1600 Menschen in der Halle die Situationsberichte zweier Handwerksvertreter an. Zum einen vom bereits erwähnten Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe: &bdquo;Was wir derzeit erleben, ist kein laues Lüftchen, es ist auf jeden Fall ein stürmischer Wind bis starker Seegang.“

Biere wie auch Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, sprachen ein in den vergangenen Wochen politisch viel diskutiertes Thema an. &bdquo;Eine Anpassung der Strompreise für alle anzukündigen, um sie dann nur für die Industrie umzusetzen – so geht das nicht“, meinte Biere.

Laut Handwerksvertreter gerät politische Glaubwürdigkeit ins Wanken Nach Aussage von Eul hätten viele Handwerksbetriebe der Zusage, dass die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß gesenkt werde, vertraut. Auf ihr aufbauend hätten sie unternehmerische Entscheidungen getroffen. &bdquo;Wenn zentrale, mehrfach zugesagte Entlastungen nicht kommen, während gleichzeitig teure politische Projekte umgesetzt werden, gerät bei den Betrieben das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit des politischen Handelns schwer ins Wanken“, sagte Eul. &bdquo;Lieber Carsten Linnemann, das heimische Handwerk hat der neuen Bundesregierung Vertrauen geschenkt. Jetzt müssen die gegebenen Versprechen auch gehalten werden.“

Der Angesprochene hatte nach der Entscheidung der Koalitionsspitze zur Stromsteuer selbst zu den Kritikern gehört. In Paderborn sagte Linnemann nun: &bdquo;Es kann nicht sein, dass die Industriebäckereien profitieren, die Bäckerei um die Ecke nicht. Der Friseur profitiert nicht, die Textilreinigungsfirma profitiert nicht. Da müssen wir nachliefern.“

Handwerker kritisieren auch &bdquo;überbordende Bürokratie“ Auch andere Punkte, die Mickel Biere erwähnte – &bdquo;viele kleine und mittlere Unternehmen kämpfen mit bürokratischen Untiefen, steigenden Kosten und fehlenden Fachkräften“ –, nahm der CDU-Bundestagsabgeordnete auf. &bdquo;Wir werden Bürokratie nie ganz abschaffen können“, sagte Linnemann. &bdquo;Aber diese überbordende Bürokratie ist nichts anderes als ein Misstrauensvotum an die Arbeit der Bürger, der Mittelständler, der Handwerker.“ Es brauche pragmatischere Lösungen.

Als Beispiel führte Linnemann ein Projekt an, das für den Kreis Paderborn &bdquo;jetzt angemeldet wird“. Landrat Christoph Rüther sei dafür verantwortlich. &bdquo;Er sagt: Ab dem nächsten Jahr werden alle Bauanträge digital bearbeitet“, so Linnemann. &bdquo;Er gibt die Zusage, dass es nach jedem Bauantrag eine Eingangsbestätigung gibt und nach drei Monaten sind die bewilligt. Und sollte man nichts hören nach diesen drei Monaten, so gilt der Antrag automatisch als bewilligt.“

Stichwort Fachkräftemangel: Um diesem entgegenzuwirken, brauche es Zuwanderung. &bdquo;Entscheidend ist, dass die Zuwanderung in den Arbeitsmarkt erfolgt und nicht in das Sozialsystem“, so Linnemann. An einer anderen Stelle kam er auf das Thema der Grenzkontrollen zu sprechen. &bdquo;Wir korrigieren in diesen Monaten einen Fehler, den wir meines Erachtens 2015 begangen haben. Ein Staat muss immer wissen, wer im Land ist.“ Eine Aussage, die in der Maspernhalle Applaus erntete.

Linnemann schaut humorvoll auf Auftritte anderer CDU-Politiker beim Handwerkstag in Paderborn Als regelmäßiger Gast des Tags des Handwerks weiß Carsten Linnemann, dass neben all der politischen Themen, die angerissen werden, humorige Parts beim Publikum gut ankommen. So erzählte er, dass die Rede beim Handwerkertag &bdquo;schon ein ganz schwieriges Unterfangen“ sei. Norbert Röttgen beispielsweise habe 2011 an selber Stelle gesprochen – &bdquo;ein Jahr später hat Angela Merkel ihn entlassen“. Ein böses Omen, was Linnemanns Karriere angeht? Andersrum habe 2018 Friedrich Merz am Rednerpult gestanden und nun sei er ja Bundeskanzler, merkte der CDU-Generalsekretär augenzwinkernd an.

In geselliger Runde sei während dieser Libori-Woche übrigens Erzbischof Udo Markus Bentz ins Spiel gebracht worden, die Festrede beim Handwerkertag 2026 zu halten. Mit Blick auf Merz’ Karriereentwicklung müsse der Erzbischof aufpassen, nicht noch Papst zu werden, scherzte Linnemann.

Egal, wer im kommenden Jahr Festredner oder Festrednerin wird: Er oder sie wird dann nicht in der Maspernhalle auf der Bühne stehen. Wegen der dort anstehenden Sanierung wird der Tag des Handwerks in den Schützenhof umziehen.

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