Lippische Tierschützer retten Kühe aus der Verwahrlosung

Kreis Lippe. Plötzlich war Friederike ganz allein. Der weite Stall leer, keine Mama und auch die anderen Artgenossinnen nicht mehr in Sicht. Tags zuvor hatte das Kuhkalb noch hören können, wie ihre Mutter, Kuh Gloria, zusammen mit drei anderen Kühen verladen worden war. Und dann: Nichts mehr. Mehr als 20 Rinder haben einst in dem Stall gestanden, darunter auch das Kalb und seine Mutter. Mitte Oktober war es damit vorbei. Tierschützer und das Kreisveterinäramt waren aufmerksam geworden. Den Tieren ging es nicht gut, und der Kreis Lippe gab dem Halter die Auflage, seinen Bestand dauerhaft aufzulösen, wie Pressesprecher Steffen Adams bestätigt.

"Der Stall war ganz offensichtlich lange nicht mehr ausgemistet worden, und die Kühe hingen an Ketten", erzählt Marianne Rautenberg vom Verein "Unsere Hände für viele Pfoten". Wie sich später herausstellte, waren auch einige der Tiere krank: Sie litten an der Klauenerkrankung Panaritium. Das ist eine eitrige, sehr schmerzhafte Entzündung der Zehenzwischenräume, die vor allem entstehen kann, wenn die Rinder lange auf feuchtem Boden und im Dreck gestanden haben - etwa in einem nicht ausgemisteten Stall. Behandelt wird unter anderem mit Bädern und Antibiose. "Die Rinder haben offensichtlich nicht genug zu fressen bekommen, sie waren einfach verwahrlost, vermutlich war der Halter schlicht überfordert", erklärt die Tierschützerin.

Käufer gefunden Um ihm zu helfen, klinkte sich der Tierschutzverein ein, allen voran Verena von Olberg, eine der aktiven Tierschützerinnen aus Lippe. Sie baute Kontakt zu den Haltern auf und bemühte sich mit ihren Mitstreitern, ein neues Zuhause für die Rindviecher zu finden. "Mit Hilfe des Viehhändlers Günter Nullmeier aus Kleinenmarpe ist es uns gelungen, Käufer für die meisten der Rinder zu finden", erzählt Marianne Rautenberg.

Der bestätigt: "Ich habe sie an verschiedene Milchviehbetriebe mit ordentlicher Haltung vermittelt", berichtet Nullmeier. Der Transport sei gar nicht so einfach gewesen: "Wenn die Tiere unter Panaritium leiden, dann darf man die nicht einfach auf den Hänger laden, denn das Stehen im Hänger verursacht ihnen ja auch Schmerzen." Da müsse man sich eine Genehmigung besorgen und vor allem mit Schmerzmitteln sicherstellen, dass die Kühe den Transport gut überstehen.

Vier Kühe im Glück Das war vor allem bei vier älteren Tieren der Fall, die nicht mehr an einen professionellen Betrieb verkäuflich waren. "Unsere Hände für viele Pfoten" kaufte sie seinerseits auf - eine Aktion, die in die Tausende ging und die Vereinskasse durchaus stark belastet hat. "Es ist uns gelungen, über den Verein "Kuh im Glück e.V" eine Gnadenstelle für die vier zu finden. Jetzt leben sie alle auf einem Hof im Sauerland, in Meinerzhagen." Die Tierhilfe Lippe habe mit Christiane Kressmann vom Vorstand Patenschaften für zwei der Kühe übernommen - pro Tier immerhin 120 Euro monatlich.

Doch das Glück war noch nicht vollkommen, denn schon beim Verladen war den Tierschützern aufgefallen, dass eine der Kühe jammerte. Und sie hörten aus einem der Schuppen Geräusche. Die Vereinsvertreter gingen der Sache nach und bekamen schließlich heraus, dass der Halter offensichtlich ein Kalb zurückbehalten hatte - obwohl der Kreis Lippe ein Haltungsverbot ausgesprochen hat. Es gelang, auch dieses Tier herauszuholen: Friederike, das etwa sieben oder acht Monate alte Kalb, das von Mama Gloria bis zur Trennung gesäugt worden war. Allerdings war die junge Kuh mittlerweile bereits über den Viehhändler weiterverkauft worden. Die Tierschützer wollten das so nicht geschehen lassen und schafften es mit viel Überredungskunst, das Tier loszueisen. "Das war für meinen Kunden natürlich nicht so toll, aber er hat dann großmütig verzichtet", berichtet Günter Nullmeier. Ein großzügiger Sponsor kaufte das Kalb, um den Verein zu unterstützen.

Tränen der Rührung Und so begleiteten Sandra Quest und Susann Krüger Friederike zu ihrer Mama auf die Wiese im Sauerland. Franziska Hartmann vom Verein "Kuh im Glück" war bei der Zusammenführung dabei: "Die Mutter hat sofort aufgemerkt, als der Transporter auf den Hof gefahren kam", berichtet sie. "Und als Friederike dann auf sie zustürmte, da haben die beiden sich ständig umkreist und nicht mehr aus den Augen gelassen", alle beteiligten Zweibeiner hätten Tränen der Rührung in den Augen gehabt.

"Das zeigt eigentlich, wie grausam es ist, dass die Kälber in konservativen Betrieben immer von ihren Müttern getrennt werden", meint Marianne Rautenberg. Mittlerweile geht es ihren fünf Schutzbefohlenen gut. "Dank tierärztlicher Behandlung und intensiver Klauenpflege geht es allen so gut wie wahrscheinlich nie zuvor."

Jetzt fehlt dem Verein "Unsere Hände für viele Pfoten" noch eine weitere Patenschaft, eine Kuh hat noch keinen, der sie unterstützt. Wer helfen möchte, kann sich bei Marianne Rautenberg melden, Tel. (<span class="pl-fallback pl-fallback x193iq5w pl-fallback pl-fallback pl-fallback xeuugli pl-fallback pl-fallback pl-fallback x13faqbe pl-fallback pl-fallback pl-fallback x1vvkbs pl-fallback pl-fallback pl-fallback x1xmvt09 pl-fallback pl-fallback pl-fallback x1lliihq pl-fallback pl-fallback pl-fallback x1s928wv pl-fallback pl-fallback pl-fallback xhkezso pl-fallback pl-fallback pl-fallback x1gmr53x pl-fallback pl-fallback pl-fallback x1cpjm7i pl-fallback pl-fallback pl-fallback x1fgarty pl-fallback pl-fallback pl-fallback x1943h6x pl-fallback pl-fallback pl-fallback xudqn12 pl-fallback pl-fallback pl-fallback x3x7a5m pl-fallback pl-fallback pl-fallback x6prxxf pl-fallback pl-fallback pl-fallback xvq8zen pl-fallback pl-fallback pl-fallback xo1l8bm pl-fallback pl-fallback pl-fallback xzsf02u pl-fallback pl-fallback pl-fallback x1yc453h pl-fallback">0176) 45823441.

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