Weihnachtsbäume: Wo die Tanne punktet – und wo die Fichte

Kreis Lippe. Temperatur: minus vier Grad. Weihnachtsbaum: eingefroren. Kunde: fragender Blick. Kein Problem, sagt Ulrich Reineke. &bdquo;Frost erhöht die Nadelfestigkeit der Bäume“, erklärt der Gärtnermeister aus Hohenhausen. &bdquo;Die Haltbarkeit der Bäume steigt.“ Frost ist also nicht verkehrt. Und wenn in diesen Tagen die Hoch-Zeit für den Weihnachtsbaumkauf beginnt, werden es die meisten Kunden mit eingefrorenen Tannen, Fichten und Kiefern zu tun haben.

Welche Baumart die richtige ist Bei Ulrich Reineke an der Gärtnerei stehen 100 bis 150 Bäume – die meisten sind Nordmanntannen. &bdquo;Seit ungefähr 15 Jahren sind sie deutlich auf dem Vormarsch“, sagt der Fachmann. Etwa 80 Prozent der bei ihm verkauften Bäume seien Nordmanntannen. Die sind beliebt, weil sie ihre Nadeln nicht so schnell verlieren und weil diese weich sind. Reineke zitiert das Sprichwort &bdquo;Fichte sticht, Tanne nicht.“

Denn was meist als Edeltanne bezeichnet wird, ist eigentlich eine Fichte – sei es eine grüne oder eine blaue. Wer sie kauft, tut es oft wegen des schönen Geruchs und nimmt in Kauf, dass sie piksen und eher nadeln. &bdquo;Die ätherischen Öle in den Fichtennadeln dünsten aus, wenn der Baum in die warme Wohnung kommt“, erklärt Reineke den Duft. Edeltannen – also Fichten – seien oft im Wuchs breiter, die Äste seien steifer. Wer also schwere Keramik-Kugeln in den Baum hängen will, ist mit einer Edeltanne besser bedient.

Wer den Baum mit Strohsternen oder größeren Kugeln schmücken will, sollte darauf achten, dass er nicht zu dicht gewachsen ist. Genauso, wenn echte Kerzen im Baum brennen sollen: &bdquo;Die Zweige sollten stabil sein, und vor allem sollten die Zweigkränze versetzt stehen“, sagt Reineke. Dann versengen die Kerzen keine Nadeln darüber oder setzen gar den ganzen Baum in Brand.

Bei Markus Klußmeier in Lemgo sieht es mit der Nachfrage übrigens etwas anders aus. Er hat eine kleinere Plantage in der Laubke, in der sich die Kunden Bäume selbst aussuchen können. Der Gartenbautechniker meldet eine durchaus größere Nachfrage nach Fichten.

Auch andere Sorten wachsen bei ihm. Darunter sind Fraser-Tannen (&bdquo;der klassische Weihnachtsbaum in Amerika“) und Kiefern, die bei Menschen aus dem Osten durchaus beliebt seien – aus Regionen mit Böden, auf denen Kiefern gut gedeihen und in denen sie deshalb als Weihnachtsbaum bekannt sind. Das seien in erster Linie schwierige, etwa sandige Standorte.

Die Herkunft Apropos Standort: Ulrich Reineke hält es für sinnvoll, wenn die Bäume aus der Region kommen. Bei ihm sind es Kalldorf – die Plantage des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Cajus Caesar – und Kirchlengern. Erstere hätten das Siegel von &bdquo;Lippequalität“. Bio-Bäume würden nicht gespritzt, die Flächen drumherum würden ausgemäht, statt auf chemische Pflanzenschutzmittel zu setzen. Wenn also mal etwas Gras in den Baum gewachsen ist, sei das ein positives Zeichen.

&bdquo;Ich erkenne keinen Sinn darin, Bäume Hunderte von Kilometern durch Europa zu karren“, sagt Reineke zum Thema Regionalität. Auch sein Kollege Klußmeier setzt neben dem eigenen Anbau auf Bäume aus der Region. Können Kunden erkennen, woher die Bäume kommen? Schwerlich, meint Reineke. Da hilft nur nachzufragen.

Weit weg vom Kamin aufstellen Wer sich dann für einen Baum entschieden und ihn nach Hause transportiert hat, sollte ihn sich erst einmal akklimatisieren lassen, bevor er in die warme Wohnung kommt. &bdquo;Bei dieser Kälte ist es sinnvoll, ihn ein bis zwei Tage in die Garage zu stellen“, sagt Ulrich Reineke. Eine Scheibe unten am Stamm abzusägen, sei ebenfalls ratsam, damit die Leitungsbahnen offen sind und der Baum Wasser ziehen kann. Am einfachsten sei es, ihn im Netz zu lassen, bis er aufgestellt wird. Der Standort sollte möglichst weit entfernt von Wärmequellen wie Heizkörpern sein. &bdquo;Direkt am Kamin ist kein guter Platz.“

Wer den Weihnachtsbaum später in den Garten pflanzen will, kann ihn mit Ballen kaufen, muss aber mit höheren Preisen rechnen. &bdquo;Zum Verpflanzen sind Baumschulbäume am besten geeignet“, erläutert Reineke. Ist es eine Tanne, sollte der Wurzelballen groß genug sein, denn die Tanne ist ein Tiefwurzler. Außerdem sollten ausreichend feine Wurzeln am Ballen sein. Ob der Baum dann im Garten angeht, werde man aber erst im Frühjahr erkennen können. Dann habe die Pflanze einen höheren Wasserbedarf. Angegangene Bäume können dann durch ihre Wurzeln Wasser ziehen.

Größe und Preise Klußmeier meldet eine gute Nachfrage nach Weihnachtsbäumen. Bei der Größe wählen die Lipper meist Bäume, die zwischen 1,80 und 2,20 Meter groß sind. Diese sind dann zehn bis zwölf Jahre alt. Das Alter kann auch der Laie relativ leicht erkennen: Pro Ästekranz ist ein Jahr anzusetzen, erklärt Reineke.

Bei den Weihnachtsbäumen schlägt die Inflation offenbar weniger stark zu: Obwohl die Einkaufspreise etwas höher sind, nennen die beiden Firmenchefs gegenüber dem Vorjahr unveränderte Endkundenpreise. Ein Baum in der Größe zwischen 1,80 und 2 Metern schlägt demnach mit etwa 30 bis 40 Euro zu Buche. Unregelmäßig gewachsene Bäume sind eventuell günstiger zu bekommen.

Die Kunden wollten natürlich einen gleichmäßigen Baum, weiß Reineke. Er solle meist unten nicht zu breit sein, um ins Wohnzimmer zu passen. Aber: &bdquo;Ein Baum ist eine Pflanze und keine Maschine – wie der Mensch auch“, sagt Reineke. Perfektion ist nicht wirklich natürlich.

Wer der Natur dennoch auf die Sprünge helfen will, kann es ja so halten wie die Zeitgenossen, die mit dem Bohrer anrücken und in den Stamm an passender Stelle ein Loch bohren. Warum? Um hier zusätzliche Äste einzusetzen ...

Verbraucherzentrale rät zu Öko Weihnachtsbäume, die ohne Pestizide und Düngemittel gewachsen ist, helfen nach dem Urteil der Verbraucherzentrale NRW Umwelt und Klima. Das trifft auf die Bäume aus ökologischer Erzeugung zu. Zu erkennen sind sie zum Beispiel an den Qualitätszeichen der Bio-Verbände &bdquo;Naturland“ oder &bdquo;Bioland“ sowie am EU-Biosiegel und dem FSC-Zertifikat für naturnahe Forstwirtschaft, heißt es. Auch das Landesumweltministerium nennt Bio-Siegel wie die der EU, von &bdquo;Naturland &bdquo;oder &bdquo;Bioland“ eine gute Orientierung

Diese Öko-Zeichen werden laut Verbraucherzentrale allerdings bislang nur vereinzelt angeboten. Wer keinen Biobaum findet, sollte möglichst einen Baum kaufen, der in der Region gezogen wurde, rät die Verbraucherzentrale.

Das ebenfalls für Weihnachtsbäume genutzte PEFC-Siegel ist den Angaben zufolge kein wirkliches Ökosiegel. Die Waldbauern dürfen Dünger und auch Pflanzenschutzmittel einsetzen – wenn auch in geringeren Mengen als im herkömmlichen Anbau. Manche Label lassen erwarten, dass die Bäume unter ökologischen Bedingungen aufwachsen. Sie werden laut Verbraucherzentrale aber weder unabhängig überprüft noch entsprechen die Anforderungen den Standards für Bio-Baumerzeugung. &bdquo;Von Siegeln unklarer Herkunft sollten sich die Fans des Weihnachtsbaums deshalb nicht blenden lassen“, heißt es.

Bäume mit dem &bdquo;Fairtree“-Siegel seien keine Biobäume, heißt es. Hier wurde jedoch den Sammlern des Saatgutes in Georgien ein fairer Lohn gezahlt. Bäume im Topf seien kritisch zu sehen, weil sie durch den Temperaturwechsel von draußen nach drinnen und zurück oft so stark belastet würden, dass sie nicht überleben. Außerdem seien die Entnahme und der Transport der Erde nicht besonders umweltfreundlich.

Vorteilhaft für die Umwelt ist es den Verbraucherschützern zufolge dagegen, einen Weihnachtsbaum aus der Region zu kaufen. &bdquo;Der Bedarf ist hierzulande so hoch, dass bereits Bäume aus Dänemark und Osteuropa importiert werden. Ein Baum aus der Umgebung hat aufgrund des kürzeren Transports eine bessere Klimabilanz und stärkt nebenher die lokale Wirtschaft“, heißt es. In Nordrhein-Westfalen gibt es laut Umweltministerium Weihnachtsbaumkulturen auf einer Fläche von rund 15.500 Hektar, davon liegen etwa 5500 Hektar im Wald, der Rest auf landwirtschaftlichen Flächen. Etwa 600 Weihnachtsbaum-Produzenten gibt es in Nordrhein-Westfalen.

Immer mehr Menschen verzichten der Verbraucherzentrale zufolge aber auch ganz auf einen echten Baum und nutzen alternative Weihnachtsbäume aus Holz, Stoff oder Pappe, die man mehrere Jahre benutzen kann. Man kann sie nach Anleitungen aus dem Internet selber bauen oder fertig kaufen.

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