Mehrere Millionen Euro Schaden: Wer zahlt nach dem Brand im Klinikum Lippe?

Kreis Lippe. Nach dem Brand im Klinikum Lippe in Lemgo beziffert Kliniksprecher Christian Ritterbach den Schaden auf "mehrere Millionen Euro". Doch wer zahlt die? Insbesondere, wenn der Brand fahrlässig durch offenes Feuer ausgelöst wurde, so wie der Verdacht in diesem Fall lautet? Und muss das Klinikpersonal jeden Patienten einzeln auf das Verbot hinweisen?

Nein, muss es nicht. Dass Rauchen, offenes Feuer und offenes Licht - sprich Kerzen - im Klinikum verboten sind, steht zum einen in der Hausordnung, die laut Christian Ritterbach überall im Haus ausliegt und auch im Internet einsehbar ist. Und die ist Teil des Behandlungsvertrages. Zudem gibt es überall Hinweisschilder. Eine gesonderte Information an Patienten gibt es nicht, es "entspricht den in Deutschland allgemein gültigen Gesetzen", verdeutlicht auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG). Das Rauchverbot bezieht sich im Klinikum Lippe übrigens auch auf E-Zigaretten und Shishas.

Versicherung zahlt Brand- und Ausfallschäden Grundsätzlich seien die deutschen Krankenhäuser auch in Bezug auf das Feuerrisiko sehr sicher, wie Thorsten Engelhardt, Pressesprecher der Ecclesia, betont. "Geschieht ein Brand, kommt zunächst die Feuerversicherung des Krankenhauses für den Schaden an Gebäude und Inventar auf." Der Versicherer übernehme in der Regel auch den durch die Betriebsunterbrechung entstehenden Ertragsausfallschaden. Auch in Lemgo kann, wie berichtet, der betroffene Gebäudeteil derzeit nicht genutzt werden, planbare Eingriffe finden bis einschließlich heute erst einmal nicht statt. Solche Ausfallschäden dürfe man laut Engelhardt nicht unterschätzen.

Keinesfalls bleibe das Krankenhaus auf dem Schaden sitzen. Eine Schadenregulierung, sprich Zahlung der Versicherung, erfolge "so schnell wie möglich, aber in der Regel sind nach einem Brand zunächst viele Themen zu klären". Zum Beispiel die genaue Höhe des Schadens. Dafür sind die Schadenexperten und der Versicher in der Regel vor Ort, sobald die Behörden die Erlaubnis dazu geben. Auch im Klinikum in Lemgo war bereits der Versicherer zugegen, um sich ein Bild von der Lage zu machen, wie Christian Ritterbach bestätigt.

Versicherung prüft Rückforderungsansprüche Polizei und Staatsanwaltschaft haben bereits die Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Brandstiftung aufgenommen. "Der unsachgemäße Umgang einer Patientin mit offenem Feuer bei gleichzeitiger Nutzung eines Sauerstoffgeräts im Patientenzimmer" soll laut einer Pressemitteilung das Feuer ausgelöst haben, bei dem eine schwer kranke Patientin starb, zwei weitere schwer und 20 leicht verletzt wurden. 87 Patienten mussten evakuiert werden.

Was geschieht, wenn sich dieser Verdacht bestätigt und ein Patient den Brand ausgelöst hat? Die Versicherung prüfe "in Abhängigkeit von den Ermittlungen", ob sie die Schadenssumme vom Verursacher beziehungsweise dessen Haftpflichtversicherer zurückfordern kann, erklärt Thorsten Engelhardt.

Kontrollieren darf das Pflegepersonal die Patienten hinsichtlich Kerzen, Streichhölzer und ähnlichem nicht. Zwar betreten die Mitarbeiter die Zimmer regelmäßig, der Patient verliert dadurch aber nicht seine Grundrechte. "Taschenkontrolle und ähnliches bleiben tabu", betont ein Sprecher der DKG. Auch im Klinikum Lippe, auch auf der Pneumologie mit den Sauerstoffgeräten. Die Mitarbeiter weisen laut Christian Ritterbach allerdings bei Verstößen nochmals auf die Verbote hin. Ausnahmen gibt es laut DKG in Psychiatrien, geschlossenen Einrichtungen, Gefängnissen oder in Suchtkliniken.

"Offenes Feuer" bedeutet Flamme Was im Fall des Klinikums Lippe letztendlich den Brand ausgelöst hat, bleibt abzuwarten. Grundsätzlich werde der Terminus &bdquo;offenes Feuer“ als eine sichtbare Flamme definiert, erklärt Thorsten Engelhard. "Im vorliegenden Fall müssen die weiteren Ermittlungsergebnisse abgewartet werden, bevor sich Aussagen dazu treffen lassen, was letztlich ursächlich für das Feuer war."

Die Ecclesia betreue als Versicherungsmakler für das Gesundheitswesen in Deutschland rund 70 Prozent aller deutschen Akut- und Uni-Kliniken. "Ein Brand in einem Klinikum mit solch tragischen Folgen wie jetzt in Lemgo ereignet sich glücklicherweise nur selten", sagt Engelhardt. Erfahrungsgemäß komme es - bezogen auf die Zahl der Kunden der Ecclesia – zwei- bis dreimal pro Jahr zu größeren Bränden, bei dem Menschen betroffen sind beziehungsweise ein hoher Sachschaden (über eine Million Euro) entsteht.

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