Safer Internet Day: Cybercrime-Experte gibt Tipps zum sicheren Surfen

Kreis Lippe. Das Internet ist voller Möglichkeiten – und kann dennoch ziemlich gefährlich werden. Die Kreispolizeibehörde Lippe hat aktuell vorrangig mit Betrugsmaschen über diverse Messengerdienste zu tun, berichtet Arnd Begemann, Cybercrime-Experte beim Kriminalkommissariat Kriminalprävention und Opferschutz in Lage. Ebenfalls fordere die Ermittler derzeit insbesondere Warenbetrug auf Online-Plattformen wie Ebay-Kleinanzeigen und Vinted . Zum &bdquo;Safer Internet Day“ erklärt der Regierungsbeschäftigte mit seiner Expertise, worauf Lipperinnen und Lipper achten können, um geschützt durchs Internet zu kommen.

Eins vorweg: Wer einem Betrug im Netz aufsitzt, sollte ihn immer zur Anzeige bringen – oft handele es sich um Versicherungsfälle. Laut dem Cybercrime-Fachmann ist jeder Fall wichtig, um das &bdquo;große Ganze“ im Blick zu behalten. Nur so könnten Zusammenhänge oft noch spät erkannt werden.

Wenn es um Warenbetrug im Internet geht, setzten Betrüger laut Arnd Begemann besonders gerne auf Zahlungsmethoden wie &bdquo;PayPal & Friends“. Ursprünglich sei diese Funktion eingeführt worden, um Menschen, die man persönlich kennt, Geld zu überweisen, daher bestehe hier kein Käuferschutz. Im Falle eines Betrugs gehe PayPal der Sache nicht wie sonst üblich nach, teilt Begemann mit.

Daneben seien Gutscheinkarten ein beliebtes Zahlungsmittel für zwielichtige Onlineshops. Diese verlangten oft ein Bild, um an den entsprechenden Code des Gutscheins zu kommen. &bdquo;Ist dieser Code erst einmal als Bild übermittelt, heben Kriminelle das Guthaben ab und weg ist das Geld“, teilt der Cyberexperte mit.

Unseriöse Shops Wenn Angaben wie Impressum, AGB und Kontakt fehlen, ist laut Arnd Begemann Vorsicht geboten. Auch der Name des Shops könne einiges verraten. &bdquo;Ein Bezug von Name zu Artikeln sollte gerade bei kleineren Shops vorhanden sein. Verkauft ein Sportshop Telefone, ist dies schon verdächtig.“

Der Button &bdquo;Zahlungspflichtig bestellen“ müsse bei einem seriösen Shop immer vorhanden sein. Sollte ein Online-Shop bloß Vorkasse verlangen, sei das ebenfalls verdächtig.

Ein weiterer Trick, den unseriöse Shops gerne anwenden: Mit der Kombination aus Menge und Rabatt Druck auf den Käufer oder die Käuferin aufbauen. Der Experte nennt einen beispielhaften Slogan: &bdquo;Smartphone nur heute für 200 statt 300 Euro – und es ist nur noch eins auf Lager.“

Wer sicher online einkaufen möchte, sollte auf ein Gütesiegel achten, sagt Arnd Begemann. Gemeint seien Siegel wie &bdquo;Safer Shopping“ vom TÜV Süd, geprüfter Online-Shop EHI, Datenschutz Certo der Trusted Shops. Aber Achtung: Bei einem Klick auf die Siegel müssen Informationen zum Shop und dem Gütesiegel selbst angezeigt werden. Oft fügten Fake-Shops nur Bilder ein, das reiche nicht aus. Wer sicher gehen will, kann den Fake-Shop-Finder auf der Homepage der Verbraucherzentrale zu Rate ziehen.

Sicher im Netz surfen Jede Person im Internet könne technische und organisatorische Maßnahmen (TOM) einsetzen, um sicher durchs Netz zu kommen. Folgende Kniffe sind laut dem Cybercrime-Experten entscheidend:

Antivirensoftware auf allen Computern nutzen, genauso wie auf dem Smartphone, PC, Tablet – unabhängig vom Betriebssystem (Windows, Android, IOS); aktuelle Updates schließen daneben Sicherheitslücken. Unbedingt VPN (Virtual Privat Network) einrichten: Beim Surfen baue der VPN einen Tunnel zwischen Browser und der Internetseite auf. Die direkte Verbindung ist verschlüsselt, schreibt der Experte, selbst bei einem WLAN, das nicht verschlüsselt ist (WLAN-Symbol ohne Schloss). Wer mit VPN surft, verschleiere auch Standort sowie IP-Adresse und sei anonymer unterwegs. Verschlüsselungen: Ein Smartphone sollte laut Begemann grundsätzlich verschlüsselt werden (Funktion finde sich unter System/Einstellungen) – gleiches gelte für Computer und Festplatten. Windows bringe hier das Bordmittel BitLocker mit. Bei einer Verschlüsselung würden Daten mit einem Code gesichert. Nur wer den Schlüssel hat, könne die Daten lesen. Smartphone nicht aus den Augen lassen: Gerade jüngere Menschen geben ihr Handy gerne mal anderen &bdquo;Freunden“, meint Begemann. In Minuten könne ein Trojaner mit einer Spyware installiert werden und das Smartphone ausgespäht werden. Router zeitlich begrenzen: Der Internetrouter fresse nicht nur Strom, sondern sei auch oft eine Sicherheitslücke. WLAN-Router würden oft gehackt und bildeten ein gutes Einfallstor in das Heimnetzwerk. Nachts dürfe der Router ruhig aus bleiben. Klare Absprachen über die WLAN-Nutzung: Nicht jeder sollte die Zugangsdaten für Ihr Netzwerk bekommen. In Firmennetzwerken stellt ein Administrator das Netz so ein, sagt Begemann, dass es eine möglichst hohe Sicherheit hat. Im Heimnetzwerk sei die Sicherheit meist oft nicht so gegeben, da alle in einem Netz surfen. Sichere Passwörter benutzen – der Experte empfiehlt dazu eine Mehrfaktorauthentifizierung.

Wie man ein sicherees Passwort findet Wer ein sicheres Passwort einrichten will, sollte mindestens eine Länge von zehn Zeichen einhalten, schreibt Arnd Begemann. Darin enthalten sollten Zahlen, Klein- und Großbuchstaben sowie Sonderzeichen sein. Aber: &bdquo;Es sollten keine existierenden Kombinationen wie Namen, Geburtsdaten, Silben etc. verwendet werden“, teilt Arnd Begemann mit. Durch sogenannte &bdquo;Wörterbuchangriffe“ oder Brute-Force-Angriffe könnten diese durch Ausprobieren gesucht und offengelegt werden. Damit Internet-User nicht den Überblick verlieren, können Passwortmanager helfen.

Welche App, Internetseite oder welches Programm am Ende zu einem passt, hänge allerdings von vielen verschiedenen Faktoren und dem individuellen Gebrauch ab. &bdquo;Manchmal sind einfache Dinge wie eine ,passwortgeschützte Excel-Datei eine super Lösung oder auch die Kladde, die versteckt wird.“

Identität gestohlen Beim Identitätsdiebstahl werden persönliche Daten abgegriffen und anschließend missbraucht, um etwa mit falschem Namen einzukaufen, Posts abzusetzen oder Geld vom Konto abzubuchen. Häufig wird der Betrug laut Arnd Begemann erst sehr spät entdeckt, in der Regel dann, wenn Forderungen bereits rückständig sind und ein Mahnverfahren eingeleitet wurde. &bdquo;Bei einem Identitätsdiebstahl braucht das Opfer viel Geduld und starke Nerven“, teilt der Experte mit. Oft würden mehrere Mailadressen verwendet, deren Passwörter ziemlich ähnlich seien.

Dies bekämen die Kriminellen sehr schnell heraus. Sind beide Konten erst einmal gekapert, haben die Kriminellen laut Begemann leichtes Spiel. Denn oft weise die eine Adresse auf die andere Mailadresse als Sicherheit – beispielsweise, wenn das Passwort vergessen wird. Ist ein E-Mailkonto übernommen, könne mit diesem überall ein Benutzerkonto eröffnet werden. Oft werden Konten bei Amazon oder anderen Onlinemarktplätzen gekapert, um Waren zu bestellen. Wie kann ich mich davor schützen?

Zu jedem Benutzerkonto sollte es ein anderes und sicheres Passwort geben, mahnt der Experte. Niemals den Personalausweis ablichten und versenden VPN benutzen Mit persönlichen Daten achtsam umgehen Kinderfotos im Netz

"Grundsätzlich hat jeder &bdquo;das Recht am eigenen Bild“, sagt Begemann. Sobald ein Kind die geistige Reife dazu habe, zu entscheiden, ob ein Bild von der Mutter auf Facebook hochgeladen wird, darf es dies untersagen. So sei es auch im Grundgesetz verankert. Jede Person muss also vorher gefragt werden, ob jemand sein Bild verwenden darf.

Natürlich wolle die Polizei Kindern und Eltern nicht verbieten, ihre Bilder an die Großeltern zu schicken. Diese trügen aber die Verantwortung dafür, was damit geschehe. Gefährlich werde es, wenn jemand an Fotos kommt, der nicht rechtmäßiger Empfänger sei. Bei Hackerangriffen würden oft Alben von Festplatten entwendet, die dann im Darknet auf dubiosen Seiten landen und für viel Geld verkauft würden.

Risiko im Büro: Schutz vor Phishingmails Fragwürdige Mails geistern regelmäßig durch Unternehmen. Der Cybercrime-Experte rät daher, im Kollegium für das Thema zu sensibilisieren. Folgende Tipps helfen daneben: Mail immer erst in der Vorschau anschauen. Kolleginnen und Kollegen fragen, ob sie mit über die besagte Mail schauen (Vier-Augen-Prinzip). Kopf der Mail prüfen: Genaue Absenderadresse anzeigen lassen (Gmail-Adressen oder Ähnliches sind laut Arnd Begemann im Zusammenhang mit Zahlungsanweisungen sehr verdächtig – genauso unseriös sind Zahlenkombination in der Mailadresse des Absenders. Keine Links öffnen und auf keinen Button drücken. Bank anrufen, ob weitere Vorfälle bekannt sind. Absender anrufen, wenn er sich mit einer Firmenadresse ausgibt und Situation abklären. Mail nicht weiterleiten, eigene Firma und deren Domain könnte auf eine Black List kommen. Mail in einem separaten Ordner ablegen (Beweissicherung), wenn rechtliche Schritte eingeleitet werden/Screenshots machen. Nachfrage beim Medienbeauftragten, Datenschutzbeauftragten, IT-Sicherheitsbeauftragten oder einem Systemadministrator über weitere Vorgehensweisen

Prävention zum "Safer Internet Day" Von 9 bis 14 Uhr steht das Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz am Dienstag, 7. Februar, mit einer &bdquo;Mobilen Wache“ auf dem Marktplatz in Detmold Rede und Antwort.

Kreispolizeibehörde Lippe und Verbraucherzentrale Detmold veranstalten am Dienstag, 7. Februar, einen kostenlosen Infoabend , an dem über aktuelle Internet-Betrugsmaschen und Schutz davor berichtet wird. Die Präsenzveranstaltung startet um 18 Uhr im Technologiepark (LandLab) in Dörentrup und dauert knapp 60 Minuten. Anschließend können individuelle Fragen gestellt werden.

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