Mäuse vom Tonband: Mit diesen Tricks arbeiten Tierfilmer

Kreis Lippe/Steinhagen. Das Hermannsdenkmal und die Externsteine haben das Lipperland bekannt gemacht. Der Landstrich hat aber nicht nur solche Touristenmagnete zu bieten, sondern auch eine wilde Seite. Denn das Lipperland besteht zum größten Teil aus Wäldern, Wiesen und Äckern sowie kleineren oder größeren Seen. Zwei Jahre lang haben sich die in Steinhagen lebenden Naturfilmer Svenja und Ralph Schieke auf die Lauer gelegt, um neben der wunderschönen Landschaft auch die tierischen Bewohner zu zeigen. Ihre Dokumentation "Von den Externsteinen zum Hermannsdenkmal - Wildes Lipperland" wird am Donnerstag, 6. April, erstmals gezeigt und zwar um 20.15 Uhr im WDR.

Das Nebeneinander von Mensch und Natur funktioniert im Lipperland noch an vielen Stellen. Im &bdquo;Land des Hermann“ lässt sich eine Fuchsfamilie von den Touristenmassen am Hermannsdenkmal nicht stören. In der wildromantischen Felsenlandschaft der Externsteine gehen Eisvögel in kleinen Bächen auf die Jagd. Das Freilichtmuseum Detmold bietet tagsüber Touristen einen Einblick in das bäuerliche Leben der Region, nachts wird das Gelände mit seinen Teichen und Bachläufen zum Lebensraum einer großen Zahl von Feuersalamandern. Selbst in der Stadt Detmold zeigen die Stockenten, dass es auch hier &bdquo;wild“ zugeht. Auf der Höhe der lippischen Velmerstot haben Svenja und Ralph Schieke sogar die bedrohte Wildkatze gefilmt.

Damit die Filmaufnahmen von Tieren gelingen, benötigen die Schiekes eine Menge Geduld und ganz viel Glück. Manchmal wenden die Filmprofis aber auch Tricks an, um ihren Zuschauern sensationelle Naturaufnahmen zeigen zu können. "Wir arbeiten mit Förstern und Naturschützern zusammen, um überhaupt erstmal zu erfahren, wo welche Arten zuhause sind", erzählt Svenja Schieke. Der Turmfalke beispielsweise wurde im Kalletal gesichtet. Dort zieht er in der Nähe einer alten Mühle seine Jungen auf. Um ihn vor die Kamera zu bekommen, mussten die Tierfilmer den Falke aber erst mal locken. "Wir haben ihm tote Mäuse hingestellt und das Geräusch von Mäusen von Tonband abgespielt", verrät Svenja Schieke. Das Fiepen der Mäuse war Musik in den Ohren eines Turmfalkes, der irgendwann vor der Kamera landete.

Wochen auf den richtigen Moment warten "Unsere Arbeit sieht tatsächlich so aus, wie sich das wohl die meisten so vorstellen", berichtet die Steinhagener Tierfilmerin. "Wir sitzen in einem Tarnzelt und warten vor unserer ferngesteuerten Kamera auf den richtigen Moment. Manchmal über Wochen." So war es auch beim seltenen Eisvogel. "Für den haben wir an einer Uferstelle mit einem Stock eine Angriffswarte gebaut, von der er die Fische im Bach gut im Blick hatte. Das hat am Ende tatsächlich funktioniert."

Dass Svenja und Ralph Schieke sogar Aufnahmen von einer Wildkatze gelungen sind, ist ein paar Tropfen Baldrian zu verdanken. "Der Geruch von Baldrian ähnelt dem weiblicher Wildkatzen. Männliche Tiere reagieren während der Balz darauf", erklärt die Naturfilmerin. Also tröpfelten Schiekes in einer Gegend, in der die seltenen Tiere gesichtet wurden, Baldrian auf die Äste und legten sich auf die Lauer. "Dann kam auch wirklich ein Kater vorbei", berichtet Svenja Schieke. "Wir hätten es nicht gewagt, solche Aufnahmen ins Drehbuch zu schreiben. So etwas kann man nicht planen, da hat auch Glück eine Rolle gespielt."

Dreharbeiten für den nächsten Film "Wildes Niedersachsen" Mit ihrem neuen Film wollen Ralph und Svenja Schieke den Zuschauern den Blick für die Tier- und Pflanzenwelt vor der eigenen Haustür öffnen. "Wir zeigen Sehenswürdigkeiten wie das Hermannsdenkmal und das Bauernhausmuseum - also Orte, an denen jeder schon mal war. Viele werden trotzdem überrascht sein, welche Tiere dort leben", ist Svenja Schieke überzeugt. Das gilt auch für den Film, an dem die Steinhagener derzeit arbeiten. Die Dreharbeiten finden entlang des Flusses Hunte statt - von Melle bis zu der Stelle, an der er in die Weser mündet. Ende dieses Jahres soll er fertig sein. Der Arbeitstitel lautet "Wildes Niedersachsen".

Bei ihren Filmen handelt es sich in der Regel um Auftragsarbeiten für den WDR oder den NDR. Ralph Schieke ist schon seit seinem zwölften Lebensjahr mit der Kamera in der Natur unterwegs. Er ist der Technik-Freak im Team, überlegt immer neu, wie er das Verhalten der Tiere oder die Besonderheiten der Landschaften am besten in Szene setzt. Svenja Schieke hat schon als Kind Bücher über das Verhalten von Tieren verschlungen. Sie filmt, macht den Ton und ist die Cutterin vieler Produktionen, aber auch das Recherche- und Organisationstalent im Team.

Mäuse vom Tonband: Mit diesen Tricks arbeiten Tierfilmer

Über eine Millionen Menschen besuchten 2024 Lippes größte Wahrzeichen

Turmfalken-Webcam des Nabu auf Sendung

Türchen 13 im LZ-Adventskalender: Hier befinden sich Weihnachtsbäume im Höhenflug

Endlich geht es los: So startet der 20. LZ-Cup am Sonntag und so geht es weiter

„Die Engel backen Plätzchen“: So schön ist der Winterhimmel über Lippe - viele Fotos

Christkindlesmarkt, Weihnachtszauber & der kleine Prinz: Die Wochenendtipps für Lippe

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus