Kostenlose Sonnenmilch: Deswegen kommt die ungewöhnliche Idee in Lippe nicht an

Kreis Lippe . Viel Sonne und hohe Temperaturen: Die vergangenen Wochen haben bestes Freibad-Wetter beschert. Doch der Sommer birgt auch Gefahren: Hautkrebs. Umso wichtiger ist der Sonnenschutz. Die Niederländer haben sich nun etwas Besonderes einfallen lassen, um der steigenden Zahl an Hautkrebsfällen zu begegnen: kostenlose Sonnencreme.

Sie haben die aus Coronazeiten übrig gebliebenen Dosierspender jetzt vielerorts mit Sonnenschutzprodukten gefüllt. Sie sind etwa in Schulen, Sportvereinen, Gemeinden und auf Festivals zu finden. Auch in Ostwestfalen-Lippe ist die Idee bereits auf dem Vormarsch. So gibt es beispielsweise im Freibad in Kirchlengern (Kreis Herford) schon solch einen Sonnencreme-Spender. Die Lipper hingegen halten nichts von dem Konzept aus dem Nachbarland – sie setzen auf Eigenverantwortung.

"Anspruchsdenken kennt keine Grenzen" Dirk Tolkemitt, Bürgermeister in Bad Salzuflen, versteht nicht, warum plötzlich die Städte und Gemeinden für alles aufkommen sollen, erklärt er auf Anfrage der LZ. &bdquo;Kommunen finanzieren sich im überwiegenden Teil durch Steuern und mit den Eintrittspreisen in kommunalen Schwimmbädern, auch wenn diese durch Tochterunternehmen betrieben werden, können nicht mal annähernd die Kosten des Betriebes gedeckt werden.“ Wer fordere, dass Sonnencreme kostenlos abgegeben werden solle, müsse auch sagen, wie das bezahlt werden soll. Auch wenn es sich im Verhältnis nur um sehr kleine Beträge handele, scheine das Anspruchsdenken keine Grenzen mehr zu kennen, so Tolkemitt.

Immer dem Populären zu folgen, um nicht &bdquo;Nein“ sagen zu müssen, sei auch und insbesondere in der Politik der falsche Weg. Das grundsätzliche Aufstellen von Sonnencreme-Spendern ist aus Tolkemitts Sicht auch wegen den verschiedenen Hauttypen und geeigneten Lichtschutzfaktoren eher schwierig. &bdquo;Die Paderborner haben da schon klug entschieden“, erklärt das Stadtoberhaupt. Tolkemitt bezieht sich damit auf die Entscheidung des Rates, der gegen den SPD-Antrag stimmte, in Paderborns Freibädern kostenlose Sonnencreme-Spender aufzustellen. &bdquo;Aber: Für den ,Notfall, dass Badegäste ihre Sonnencreme vergessen haben, könnten wir uns vorstellen, eine sehr begrenzte Auswahl an Produkten als Serviceleistung anzubieten“, sagt Tolkemitt. Nicht in einem Spender, sondern einzelfallbezogen auf gezielte Nachfrage beim Servicepersonal.

Detmold bietet lieber kostenlose Schwimmkurse &bdquo;Die Stadt Detmold gehört zu den familienfreundlichsten Städten in NRW. Deshalb sind Angebote und Maßnahmen, von denen Familien in der Stadt profitieren, besonders wichtig“, erklärt Daniela Lang, Pressesprecherin der Stadt Detmold. Im Familien-Info-Treff (F.I.T) zum Beispiel fänden Familien eine zentrale Anlaufstelle für alle Belange – von der Beratung durch eine Familienhebamme bis hin zu einem vielseitigen Kurs- und Veranstaltungsangebot. Was die Freibäder betreffe, würden Familien in diesem Jahr zum Beispiel durch &bdquo;Hermis Wasserspaß“ profitieren: Jeden ersten Samstag im Monat haben alle Kinder freien Eintritt in die Detmolder Freibäder Schwarzenbrink, Hiddesen, Berlebeck und Fischerteich. Bei &bdquo;Hermis Schwimmspaß“ bietet die Stadt im Freibad Schwarzenbrink zudem kostenlose Schwimm- und Wassergewöhnungskurse an.

In den Freibädern kostenlos Sonnencreme für die Besucher zur Verfügung zu stellen, sieht die Stadt Detmold hingegen nicht als eine öffentliche Aufgabe an: &bdquo;Da die Verwendung solcher Produkte überdies individuell abgestimmt passieren sollte, fällt die Versorgung mit Sonnenschutz aus unserer Sicht ganz klar in den Bereich der Eigenverantwortung.“

Was ist mit Allergien? Neben den Kommunen halten auch die privaten Freibad-Betreiber sowie Freibadvereine nicht viel von dem Konzept der kostenlosen Sonnencreme. So findet etwa Rolf Stanislawski, der das Freibad in Schieder betreibt, die kostenlose Ausgabe des Sonnenschutzes allein wegen Allergien und der Hygiene schwierig. &bdquo;Wir sind froh, dass Corona vorbei ist und haben unsere ganzen Desinfektionsmittel-Spender abgebaut“, berichtet er im Gespräch mit der LZ. Das Freibad in Schieder biete für Familien sehr viel, etwa den freien Eintritt für Kinder. Bei dem Schutz der Haut sehe er jedoch jeden selbst in der Verantwortung. Er könne sich jedoch vorstellen, künftig ein paar kleine Sonnencremeflaschen vorrätig zu haben, damit Gäste, die ihren Sonnenschutz vergessen haben, diesen am Kiosk erhalten.

&bdquo;Wir halten das nicht für sinnvoll und werden im Bad Meinberger Waldbad keine Sonnencreme-Spender aufstellen“, erklärt Peter Radszuweit, Vorsitzender des Fördervereins. &bdquo;Wer haftet bei einer Allergie?“, fragt er sich. Zudem könne es Probleme mit den Hygienevorschriften geben. Außerdem wolle der Förderverein eventuellem Vandalismus keine Vorlage bieten.

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