"Wucherpreise" bei Kennzeichenhersteller in lippischen Zulassungsstellen?

Kreis Lippe. Joachim Lohmeier aus Blomberg kann es nicht fassen, als er die Quittung für sein recht kurzfristig benötigtes Standard-Kennzeichen ausgehändigt bekommt. Der Schildermacher in den Räumen der Kreis-Zulassungsstelle in Barntrup nimmt schlappe 23,50 Euro für ein normales Schild, das an Lohmeiers Anhänger Platz finden soll, der Beleg dafür liegt der LZ vor. Damit ist die Firma, die in allen drei Standorten für Zulassungen des Kreises eine Monopolstellung einnimmt, teils dreimal so teuer wie andere lokale Anbieter. Für Joachim Lohmeier ist das ein kleiner Skandal. "Das sind doch Wucherpreise", sagt der ehemalige Polizist.

Das in diesem Zusammenhang direkt aufflammende Argument von der freien Marktwirtschaft lässt der Blomberger in diesem speziellen Fall nicht gelten, denn darum geht es aus seiner Sicht gar nicht. Eigentliches Problem sei, dass die betreffende Firma - im Übrigen dort im Nordlippischen der bisher einzige Anbieter - in der Zulassungszweigstelle des Kreises suggeriere, direkt zum Kreis zu gehören und damit in einem Abwasch einen Service der Verwaltung anzubieten.

Die an diesem Tag bedienende Mitarbeiterin des Schildermachers habe nach Lohmeiers Eindruck im Kundengespräch so getan, als bestehe eine direkte Zusammenarbeit mit dem Kreis Lippe. Auf seine schriftliche Beschwerde an die Kreisverwaltung will die Behörde nun schlichtend eingreifen und im Austausch mit der Firma um "deutliche Abgrenzung bitten", heißt es. Der Kreis Lippe habe darüber hinaus als Vermieter aber keinen Einfluss, welche Preise Privatunternehmen für die Schilder nehmen würden.

Blomberger spricht von mafiösen Strukturen Joachim Lohmeier (60) geht es aber um mehr: er will Aufklärung. Dass die Bürgerinnen und Bürger sich viel günstiger woanders Kfz-Schilder anfertigen lassen könnten, sei vielen gar nicht bewusst, meint er. "Der normal Sterbliche hat doch keine Ahnung, dass man sich da nicht so über den Tisch ziehen lassen muss", sagt der Blomberger. Für ihn spielten sich bei dem deutlichen Preisunterschied schon "mafiöse Strukturen" ab.

Fakt ist, dass die betreffende Firma in allen drei Standorten für Zulassungen des Kreises Lippe - also in Detmold, Barntrup und Bad Salzuflen - Räume angemietet hat und damit die wohl lukrativste (Ausgangs-)Lage für mögliche Kundinnen und Kunden besitzt, die ihr Auto an- oder ummelden wollen. Die Monopolstellung lässt sich einfach erklären, der Kreis Lippe hat die Räume nach eigenen Angaben mittels einer Konzessionsvergabe an allen drei Standorten im Verbund ausgeschrieben. Die Vergabe der Schilderprägung sei befristet für jeweils fünf Jahre. Pflicht sei die Vorlage aussagekräftiger Referenzen und Berufserfahrung gewesen.

Schilderfirma schweigt zur Kritik All das kann das betreffende Unternehmen zweifellos nachweisen. Laut Homepage bildet die auf Schilderprägungen spezialisierte Firma mit Hauptsitz in Delmenhorst ein bundesweites Netz aus mehr als 220 Filialen. Ob die Höhe der vom Kreis verlangten Miete möglicherweise dazu beiträgt, dass der Schildermacher dreimal mehr als andere Anbieter für Standardkennzeichen verlangen muss, kann letztendlich nicht geklärt werden. Trotz mehrfacher Anfrage und diverser Fristverlängerungen, entscheidet sich das Unternehmen letztendlich gegen eine Stellungnahme.

Auf eine ebenfalls den hohen Preis betreffende schlechte Google-Bewertung im Internet antwortet der Inhaber allerdings folgendes. "Jeder hat das Recht, sich vor seinem Schilderkauf über die Preissituation vor Ort oder auch online zu informieren. Unsere Preise sind ordentlich kalkuliert und marktgerecht." Kritik an den Preisen lehnt das Unternehmen kategorisch an. In einer anderen Antwort weist die Firma auf ihre hochmodernen Maschinen hin.

Konkurrenz bietet Kfz-Schilder für 7 Euro Selbst die Konkurrenz möchte den Mitbewerber anscheinend nicht verärgern. Nur weniger hundert Meter von der Hauptzulassungsstelle in Detmold bietet Schilderpräger Harald Filippi seine offiziellen Kfz-Schilder für sieben Euro das Stück an. "Jeder kann sich ja frei im Internet über die verfügbaren Angebote informieren", sagt der Schildermacher ebenfalls. Die Materialkosten für ein Schild seien allerdings recht gering, gibt er zu. Den genauen Preis für die Materialkosten möchte der Detmolder nicht nennen, aber selbst mit seinen Preisen verdiene er ein paar Euro pro Schild.

Laut Kreis Lippe befindet sich im Eingangsbereich an der Zulassungsstelle in Detmold immerhin eine Pinnwand, die auf andere lokale Anbieter in der Nähe hinweist. "In Detmold wird darauf hingewiesen, dass es sich bei den Schilderherstellern nicht um Dienststellen des Kreises Lippe, sondern um private Wirtschaftsunternehmen handelt", schreibt der Kreis. In Bad Salzuflen habe der Mieter selbst ein Schild mit seinem Firmennamen angebracht. Einen entsprechenden Hinweis in Barntrup scheint es bisher nicht zu geben. Genau dort finden Bürgerinnen und Bürger aber auch keine Alternativen. Für Joachim Lohmeier ist eins sicher, in Barntup wird er so schnell keinen Termin mehr beim Straßenverkehrsamt machen.

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