Sexuelle Übergriffe in Barntrup: Angeklagter Onkel bekennt sich schuldig

Detmold/ Barntrup. Es scheint ein Balanceakt zwischen Scham und Selbstmitleid zu sein, der den 29-Jährigen mit gesenktem Kopf vor sich auf die Anklagebank starren lässt. Nach und nach räumt der Mann ruhig und gefasst alle fünf Anklagepunkte ein, die sein Verteidiger Johannes Salmen aus Lage in einer Erklärung detailliert vorträgt. Es geht um sexuelle Übergriffe, die der heute 29-Jährige seinen jugendlichen Nichten in Barntrup angetan hat. Zum Zeitpunkt der Taten, die sich im Sommer 2021 innerhalb weniger Monate ereignet haben, waren die Mädchen gerade einmal 15 und 16 Jahren alt.

Der Angeklagte hatte in mehrere Situationen - teils im Schlafzimmer oder auf einer Hollywoodschaukel - ausgenutzt, die neben ihm schlafenden Mädchen auszuziehen, an den intimsten Körperstellen anzufassen und sexuelle Handlungen an ihnen zu vollziehen. Manchmal wurden die Mädchen dabei wach, trauten sich aber aus Scham nicht, so steht es in der Anklage, sich aus der Situation zu befreien. Der Angeklagte hatte erst abgelassen, wenn er gemerkt habe, dass die Mädchen nicht mehr schliefen. Um den Familienfrieden zu bewahren, hätten sie die Jugendlichen trotzdem wieder neben den Onkel gelegt, sagt Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth nach dem Prozess.

Für die Jugendschutzkammer unter dem Vorsitz von Richterin Dr. Melanie Rüter ist diese Argumentation nachvollziehbar. Am Ende der Beweisaufnahme verurteilt die Kammer den 29-Jährigen wegen vier sexueller Übergriffe und einer sexuellen Belästigung zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe. Damit stimmt das Gericht laut Landgerichtssprecher mit den Forderungen der Staatsanwaltschaft und Verteidigung überein. Dass der Angeklagte strafrechtlich noch nicht in Erscheinung getreten sei und ein Geständnis abgelegt habe, wirke sich strafmildernd aus. "Genauso, dass er die Taten in einem recht kurzem Zeitraum nach der Trennung von seiner Ehefrau begangen hat", erklärt Wolfram Wormuth.

Familie soll auf lange Missbrauchsgeschichte zurückblicken Vor Gericht sagt der Angeklagte noch aus, zwischenzeitlich den Versuch einer stationären Therapie begonnen zu haben, um sich mit seinen Drogen- und Alkoholproblemen sowie den Taten selbst auseinander zu setzen. "War das eine Sexualtherapie?", will sein Verteidiger in der Verhandlung genauer wissen. "Dass man Ihnen erklärt, dass man sich an Kindern nicht vergreift?" Der Mandant antwortet ruhig: "Dazu kam es nicht." Nach einer Woche habe er den Aufenthalt abgebrochen.

Neben den betroffenen Jugendlichen, die zum Schutz ihres intimsten Lebensbereiches unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit aussagen, sei noch die Schwester des Angeklagten und damit die Mutter der geschädigten Kinder geladen worden, sagt der Landgerichtssprecher. Die Zeugin habe beschrieben, dass die Familie durch eine lange Missbrauchsgeschichte belastet sei. Der inzwischen verstorbene Vater sei schwer alkoholabhängig gewesen und hätte sich nahezu an jedem Familienmitglied sexuell vergangen. Etwa 10 Jahre soll der Mann dafür im Gefängnis gesessen haben, so habe es die Zeugin im Gerichtssaal beschrieben.

Die sexuellen Übergriffe des Onkels hätten die Jugendlichen zunächst verschwiegen, bis die Taten schließlich zufällig im Streit mit der Mutter auf einer Geburtstagsfeier herausplatzten. "Eines der Mädchen hat sich offenbart, so kamen dann auch die anderen Taten ans Licht", sagt Wolfram Wormuth. Die Familie habe sich sammeln müssen und dann zwei Tage später die Polizei gerufen.

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