Marktschwärmerei: Wenn Bauern und Kunden in Lippe aufeinander treffen

Kreis Lippe. Gemütlich in der Sonne über den Marktplatz schlendern, frisches Obst und Gemüse einkaufen, regionalen Käse probieren, Fleisch und Eier vom Bauern um die Ecke, dazu ein Schwätzchen mit Bekannten: So idyllisch die Vorstellung vom Wochenmarkt, so anders sieht die Realität vielerorts aus. Beschicker sind unzufrieden, es werden immer weniger Stände, Städte wollen das Konzept selbst in die Hand nehmen, wie etwa Lage und Blomberg . Nun ist noch ein ganz anderes Konzept in Kalletal an den Start gegangen: die Marktschwärmerei. Michelle Fischer aus Tevenhausen hat sie hier ins Leben gerufen. Das Motto: "Fairer einkaufen. Besser essen."

"Als ich vor zwei Jahren nah Kalletal gezogen bin, habe ich die vielen tollen Hofläden entdeckt", erzählt sie. Aber es sei schwierig, diese im Alltag immer abzufahren, um alles Notwendige einzukaufen. "Da fährt man dann doch mal eben schnell in den Supermarkt." Doch die regionalen Produkte seien so toll, das habe ihr keine Ruhe gelassen. Und beim Stöbern sei sie dann auf das Konzept der Marktschwärmerei gestoßen. Sie habe sich sofort als Organisatorin für Kalletal beworben. Den hier fehle ein Wochenmarkt - oder etwas Vergleichbares.

Mittwochs abends treffen Kunden auf Erzeuger "Immer mehr Menschen wollen wissen, was in ihren Lebensmitteln steckt, wo sie herkommen und wer sie herstellt", erklärt Michelle Fischer. Und bei der Idee der Marktschwärmer könne der Kunde die Erzeuger fragen, denn die kommen vor Ort zusammen. Anders als beim herkömmlichen Wochenmarkt allerdings werden die Waren vorab im Online-Shop (marktschwärmer.de) bestellt, die Bestellung wird dann aber nicht an die Haustür geliefert, sondern - wie beim Markt - einmal die Woche persönlich übergeben. Geplant ist das jeden Mittwoch zwischen 17.30 und 19 Uhr am Markt in Kalletal. Die erste Marktschwärmerei in Kalletal lief bereits - und wurde laut Michelle Fischer gut angenommen.

Dabei habe auch der Nachhaltigkeitsgedanke eine Rolle gespielt: "Wie haben hier alles vor Ort, was man braucht. Im Supermarkt kommt vieles von weit weg." Die Erzeuger, die bei der Marktschwärmerei in Kalletal mitmachen, kämen im Durchschnitt aus einem Umkreis von zwölf Kilometern, das weiteste seien 30 Kilometer. Und auch für Erzeuger lohne das Konzept: "Die liefern ja nur, was vorher bestellt wurde. So muss nichts weggeschmissen werden."

Weitermachen - nur anders Für Lippe ist die Marktschwärmerei in Kalletal die erste, auf dem Biohof Brinkmann in Lage entsteht momentan eine weitere. Hier soll bald donnerstags zwischen 17 und 19 Uhr "geschwärmt" werden. "Für uns ist das eine Möglichkeit, den Kunden weiterhin Waren anzubieten, nachdem der Hofladen durch die Sturzflut im Frühjahr zerstört wurde ", erklärt Wiebke Brinkmann. Ein Konzept, das auch ein weiterer Schritt in Richtung Regionalvermarktung sein könnte, und zwar gemeinschaftsgetragen. Solidarität der Landwirte untereinander, aber auch der Kunden sei enorm wichtig.

Und bei der Marktschwärmerei als Plattform bestehe die Möglichkeit, dass Erzeuger und Verbraucher in den Dialog kommen. So erfahren die Verbraucher, was und wer hinter dem Produkt steht und warum vielleicht nicht immer alles verfügbar ist, und der Erzeuger, worauf der Kunde wirklich Wert legt. Das Konzept, es als Abendmarkt anzubieten, haben ebenfalls seinen Reiz, sagt Wiebke Brinkmann und lacht.

Das Konzept entstand in Frankreich Das Konzept der Marktschwärmerei gibt es seit April 2014 in Deutschland. Mittlerweile gibt es über 100 Marktschwärmereien in Deutschland, entstanden ist die Idee laut Website 2010/11 in Frankreich.

Als Erzeuger derzeit mit dabei sind Angus Beef Kalletal, Weserbergland Duroc, Forellenzucht Wenzel, Anke's Ziegenhof, Heyer's Gemüseliebe, Meierhof-Luherheide, Heger's Hofladen, Backparadies Mühlenbernd, Hof Sentker, Hofkäserei Tecklenburg, Imkerei Fasse, Biohof Brinkmann, Mey's Rapsöl, Kaffeerösterei Tombouctou und Hafergut Görlich. Nutzer müssen sich laut Organisatorin Michelle Fischer unverbindlich registrieren. "Die Mitgliedschaft ist ohne Mindestbestellwert, Mitgliedsbeiträge und Bestellpflicht."

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