Kalletal-Stemmen. Das Interesse war riesig: Am Donnerstagmittag hat der neue „Tante Enso“, ein kleiner Supermarkt, in Stemmen an der Weserstraße aufgemacht. Dort, wo bis Ende vergangenen Jahres noch der Edeka-Markt Camen war, gibt es jetzt einen Lebensmittelmarkt, der rund um die Uhr geöffnet ist. Um auch außerhalb der Zeiten, in denen das Geschäft mit Personal besetzt ist, einkaufen zu können, braucht es eine spezielle Tante-Enso-Karte. Das Besondere: Mindestens 500 Bürger in Kalletal oder Rinteln mussten Genossenschaftsanteile zeichnen, damit der Markt sich in der Gemeinde ansiedelt. Vor allem mit Unterstützung der UKB gelang das. Die Wählergemeinschaft bot zur Eröffnung auch Grillwürstchen und kühle Getränke an, was die Besucher nach einem Besuch im Supermarkt dankend annahmen und sich noch austauschten über das neue Angebot. So wie die Freundinnen Anne Gräbe und Doris Maysey. „Ich finde, es gibt eine gute Auswahl. Von allem ist etwas da, vor allem für den täglichen Bedarf“, meinte Gräbe. Und Maysey sagte: „Es ist auch wichtig, dass man hier einen Ort hat, wo man sich treffen kann und auch mal einen Plausch im Gang halten kann. Das ist wichtig für das Dorf – genauso wie für die Älteren, die durch einen Laden hier ein Stück weit selbstständig bleiben können.“ Kunden können Wünsche äußern Auch Boris Flörkemeier aus Langenholzhausen zeigte sich begeistert: „Die Auswahl ist riesig, sogar größer als bei Edeka. Ich kann hier auch mal am späten Freitagabend eine Kiste Bier holen, wenn Freunde vorbeikommen. Das geht sonst nirgendwo anders.“ Nur seine Lieblingspizza sei leider nicht im Sortiment. Die Kunden können aber Wünsche äußern – im Laden oder online –, die nach Möglichkeit umgesetzt werden. Einer dieser Wünsche sei das Angebot von Fleisch- und Wurstwaren eines regionalen Fleischers gewesen. Dafür wurde die Fleischerei Kuhfuß aus Extertal gewonnen. Weitere lokale Artikel aus dem Sortiment kommen beispielsweise von der Herforder Brauerei und von Mohmes Biohof aus Porta Westfalica. Monika Peltz aus Varenholz freute sich über die breiten Gänge. Als Altenpflegerin achte sie besonders darauf, dass genügend Platz für Menschen mit Rollatoren ist. Sie findet den Laden übersichtlich und die Atmosphäre angenehm. „Außerdem freue ich mich schon auf die Kaffeeecke“, sagte sie. Geplant ist laut Regionalleiter Viktor Fröscher, dass es ab kommender Woche Backwaren von einem lokalen Bäcker in der Auslage gibt. Daneben soll ein Kaffeeautomat aufgebaut werden. Stühle und Tische zum Verzehr vor Ort stehen bereits bereit. Auch die guten Bekannten Agnes Busch, Ilona Dubiel, Adelheid Hünefeld und Elke Böckstiegel fiebern dem Bäcker schon entgegen. Sie lobten das umfangreiche Sortiment, die Sauber- und die Übersichtlichkeit. „Der Laden ist für die Bevölkerung ein Gewinn“, waren sie sich einig. Einkauf mit spezieller Karte Nicole und Jörn Noltensmeier aus Langenholzhausen haben ihren ersten Einkauf bereits mit der Tante-Enso-Karte bezahlt. „Das hat gut funktioniert. Es gab keine Probleme. Wir werden öfter vorbeikommen, vor allem, wenn man mal eine Kleinigkeit vergessen hat.“ Der Laden hat zwei Selbstbedienungskassen und eine Kasse für das Personal. Alles ist videoüberwacht. „Auch die älteren Leute trauen sich an die SB-Kassen. Es ist alles eine Übungssache, aber es läuft schon echt gut“, sagt eine Mitarbeiterin. Insgesamt gibt es fünf Angestellte. Zum Team gehört auch Tanja Molenda, die bereits seit 1988 bei Edeka Camen arbeitete. „Ich habe hier gelernt“, sagte sie. Nach der Schließung der Filiale konnte sie zunächst in der Edeka-Filiale in Veltheim weiterarbeiten und fing dann im Sommer bei Tante Enso in Hörste (Halle/Westfalen) an, um perspektivisch wieder in Stemmen arbeiten zu können und die Abläufe schon einmal kennenzulernen. „Ich freue mich, die Kunden wiederzusehen“, sagte sie und wurde direkt von einer Dame herzlich in den Arm genommen. Rituale wieder aufnehmen Hans-Ulrich Krause aus Varenholz hofft, dass „der Markt einschlägt wie eine Bombe“. Zwar wolle er hier nur einkaufen, wenn das Geschäft auch mit Personal besetzt ist, aber die Geräumigkeit und Sortiment sagen ihm zu. Ursel Tilgner aus Stemmen meinte: „Es ist sehr schön, wieder einen Laden zu haben, so dass man nicht für jeden Artikel weit fahren muss. Viele im Bekanntenkreis haben kein Auto mehr.“ Marius Neeb lobte die Sauberkeit und die Preise: „Es gibt viel mehr Auswahl, als ich erwartet hatte. Auch meine Lieblingsprodukte sind da. Ich werde öfter wiederkommen.“ Aus Sicht des 87-jährigen Horst Siekmann fehlt aber noch Griebenschmalz einer ganz bestimmten Marke. Trotzdem freute sich der Stemmer: „Dass ich die Eröffnung noch erleben darf. Ich bin stolz auf mein Dorf.“ Jeden Morgen sei er sonst in den Laden gegangen, habe sich eine Tageszeitung geholt. Dieses Ritual könne er nun wieder aufnehmen. Fußgängerüberweg Mitte August sind laut Mitteilung der Gemeinde Kalletal die Arbeiten zur Sanierung des Weges zwischen dem Osterbrink und der Weserstraße in Stemmen aufgenommen worden. Sie sollen am Freitag mit der neuen Asphaltdecke abgeschlossen werden. Dieser Weg verbindet die Kita mit der Weserstraße, also auch mit Tante Enso. Es geht um Gesamtkosten von fast 96.000 Euro, etwa 56.000 Euro davon werden vom Land gefördert. Allerdings muss für den Besuch der Filiale die durchaus stark befahrene Weserstraße gequert werden. Die Verwaltung habe deshalb von einem Fachbüro das Konzept eines Fußgängerüberweges erarbeiten lassen. Dieses liege seit vergangener Woche vor. Die Umsetzung sei nun beim zuständigen Straßenbaulastträger „Straßen NRW“ sowie beim Kreis Lippe beantragt worden. „Wir hoffen, mit dieser Maßnahme die Verkehrssicherheit deutlich zu erhöhen“, teilt Bürgermeister Mario Hecker mit.