Kreis Lippe. Der Fußballabend am Samstag, 29. Juni, war stürmisch - nicht nur in Dortmund beim Spiel Deutschland gegen Dänemark. Auch über Lippe zogen zwei Unwetterfronten, in einem stundenlangen Lichtspektakel folgten Hunderte Blitze dicht hintereinander, das Donnergrollen hielt manchen Lipper lange wach.
Nach Angaben der Feuerwehrleitstelle waren alle lippischen Kommunen betroffen, zumeist hielten sich die Schäden aber in Grenzen, nur Bad Salzuflen wurde diesmal stärker in Mitleidenschaft gezogen. Insgesamt verzeichnete die Feuerwehr bis zum Sonntagmorgen etwa 80 Einsätze, wobei nicht alle Hilfestellungen erfasst wurden. Fiel den Feuerwehrleuten auf dem Weg zu einem Einsatz ein Problembereich auf, wurde dieser einfach schnell mit abgearbeitet.
Von Überschwemmungen und zahlreichen Astbrüchen ist auch der Kurpark in Bad Salzuflen betroffen, er ist zur Sicherheit am Sonntag gesperrt worden.

Straßen in Wüsten verschlammt
Rund 130 Einsatzkräfte waren über Stunden mit der Abarbeitung der über 50 Einsätze beschäftigt. Nachdem der Deutsche Wetterdienst am Samstag die ersten Vorwarnungen herausgegeben hatte, hatte sich der Führungsstab auf der Feuerwache an der Oerlinghauser Straße getroffen, um das Vorgehen für die zu erwartende Lage zu besprechen. Um 0.30 Uhr wurde die Einsatzzentrale auf der Wache hochgefahren. Eine erste Unwetterzelle zog gegen 1 Uhr vergleichsweise glimpflich vorüber. Die Feuerwehr musste zu insgesamt vier Einsätzen ausrücken.
Gegen 3 Uhr traf eine weitere Gewitterzelle dann mit deutlicher Wucht ein. Sie zog über Wüsten, Ehrsen-Breden und Retzen. Da sich immer mehr Einsatzstellen und Notrufe abzeichneten, wurde Vollalarm für die gesamte Feuerwehr Bad Salzuflen ausgerufen. Rund 130 Kräfte eilten in Spitzenzeiten gegen den anhaltenden Regen zu Hilfe.

Während in Ehrsen-Breden die Straßen rund um die Wasserfuhr und Berliner Straße besonders hart getroffen wurden, erwischte es in Retzen den Bereich um die Rhienbachstraße. Ein besonderer Einsatzschwerpunkt kristallisierte sich jedoch im Bereich Wüsten heraus. Auf der Kirchheider Straße ging zwischen der Kreuzung zur Vlother Straße nichts mehr. Gullideckel drückten heraus und Gegenstände wurden von den Flutmassen mitgerissen. Das Wasser floss die Langenbergstraße hinunter und ließ Straßen überfluten.
Wassermassen beschädigen Bausubstanz
Der Keller eines angrenzenden Wohnhauses wurde ebenfalls geflutet. Dort gelagerte Holzpellets dehnten sich aus und sorgten für Risse in der Fassade. Ein Experte des Technischen Hilfswerks musste angefordert werden, um die Statik des Gebäudes prüfen zu können. Um die Mauern zu entlasten, wurde ein Spezialfahrzeug angefordert, um die Pellets aus dem Keller abpumpen.
Auch im weiteren Verlauf der Kirchheider Straße, in Höhe Kätchenort, sowie an der Ecke zur Pillenbrucher Straße ging auf den Straßen und Wegen nichts mehr. Zum Teil stand das Wasser bis zu 80 Zentimeter hoch. Um eine Gefahr für die Bewohner und Einsatzkräfte auszuschließen, musste in einigen Fällen in den Gebäuden der Strom durch die Stadtwerke abgestellt werden.

Auch den Bereich der Waldemeine traf das Unwetter unverhofft hart. Hier musste die Feuerwehr in zwei Fällen noch Bewohner aus ihren Häusern befreien, die durch Wassermassen eingeschlossen worden waren. Die Einsatzkräfte setzten Tauchpumpen ein, um die betroffenen Gebäude vom Wasser zu befreien. Kritisch war die Situation ebenso im Bereich der Vlothoer Straße. Unweit der alten Dorfstraße war die Straße so stark überflutet, dass ein Durchkommen nicht mehr möglich war. Durch die Baustelle in der Gustav-Schalk-Straße ist der Bereich Pehlen nur mit großem Umweg erreichbar gewesen.
Eines der heftigsten Unwetter
Am Gerätehaus der Löschgruppe Wüsten wurde ein Bereitstellungsraum für alle Fahrzeuge in dem Einsatzbereich eingerichtet. Hier übernahm der Einsatzleitwagen als mobile Zentrale die Koordination der Einsatzkräfte sowie die Organisation der Logistik. So wurden vom Bauhof der Stadt sowie dem Technischen Hilfswerk in Detmold Sandsäcke beschafft, um die Häuser gegen weitere Wassermassen zu schützen. Verschiedene Logistikfahrzeuge der Feuerwehr Bad Salzuflen waren dafür im gesamten Stadtgebiet unterwegs. Auch eine Verpflegung der Kräfte, die die ganze Nacht im Einsatz waren, musste organisiert werden. Hier unterstützte unter anderem die Feuerwehr Lemgo.
Insgesamt war die Feuerwehr Bad Salzuflen bis zum späten Vormittag bei 50 Stellen im Stadtgebiet im Einsatz. Ein Ende der Unwetterlage konnte am Sonntagvormittag noch nicht abgesehen werden. Verletzt wurde nach ersten Informationen niemand. Es war eines der heftigsten Unwetter in Wüsten der letzten Jahrzehnte.
Feuerwehr Lage muss Baum entfernen
Einen weiteren Einsatz gab es am Sonntagnachmittag für die Feuerwehr Lage. Die Einsatzkräfte der Einheit Hörste wurden in die Hörster Straße alarmiert, wo ein Blitz eine Birke so stark zersplittert hatte, dass diese umzustürzen drohte.

Da der Baum aufgrund des Blitzschlages nicht mehr standsicher war, wurde der Rüstwagen aus Lage zur Einsatzstelle dazu gezogen, um mithilfe der Seilwinde den Baum zu fällen. Abschließend wurde der Baum zerkleinert und die Fahrbahn gereinigt. Für die Dauer der Maßnahme, war die Hörster Straße für rund eine Stunde voll gesperrt. Das teilt die Feuerwehr mit.
Die Einheiten Hörste und Lage waren mit 13 Einsatzkräften im Einsatz. Der Einsatz war nach rund 90 Minuten beendet.