Bürgermeister: Pläne fürs Klinikum Lemgo „hören sich nach Feldlazarett an“

Lemgo. Welches Krankenhaus in NRW darf künftig was behandeln? Die Streichliste aus Düsseldorf liegt vor, Ende des Jahres fallen die endgültigen Entscheidungen. Bürgermeister Markus Baier sieht den Standort Lemgo des Klinikums Lippe nunmehr sogar gestärkt und fordert von der Klinikum Lippe GmbH und ihrem Aufsichtsrat ein klares Ja zum Krankenhaus in der alten Hansestadt. &bdquo;Mit dem Finger nach Düsseldorf zu zeigen und zu sagen: ,die sind schuld´, das geht nun nicht mehr. Nach Berlin zu zeigen ebenfalls nicht. Es gilt, hier die eigenen Hausaufgaben zu machen.“

&bdquo;Wir begrüßen ausdrücklich, dass das Ministerium die vorhandenen stationären Leistungen in Lemgo weitestgehend berücksichtigt hat“, schreibt Baier in der Stellungnahme der Stadt an den NRW-Gesundheitsminister. Insbesondere die gesundheitliche Versorgung der nordlippischen Gemeinden wäre durch eine weitere Konzentration nach Detmold gefährdet. Dies sei jetzt schon durch den Wegfall einer echten Basis-Notfallversorgung zu merken; die Versorgung durch die Praxis im Medicum über Tag, nicht aber nachts und am Wochenende sowie in den Ferien, reiche nicht aus. &bdquo;Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes“, so Baier.

&bdquo;Ein Angriff auf ganz Lippe“ In Richtung Klinik-Führung fordert er, die Kompetenzen des Krankenhauses Lemgo nun zu stärken, statt den Fokus zu sehr auf Detmold zu legen – im Sinne Lemgos, Nordlippes und damit ganz Lippes: &bdquo;Unsere Bürger wandern ab. Nach Herford, Obernkirchen, Bielefeld“, sagte Baier der LZ. Lippe sei der einwohnerstärkste Kreis in OWL, andere verfügten jedoch über mehrere Kliniken - Höxter beispielsweise, deutlich kleiner, sogar über fünf. Auch Arbeitsplätze gingen verloren: von Ärzten, Pflegern, in der Verwaltung. &bdquo;Das ist nichts weniger als ein Angriff auf ganz Lippe“, wählt Baier drastische Worte. Allerdings: Doppelte Strukturen aufzulösen sei bitter, aber nachvollziehbar.

Bedauerlich findet der Bürgermeister, dass da s Land die Gerontopsychiatrie in Lemgo wohl nicht genehmigen wird – ein seit Jahren propagiertes Ziel des Klinikums. Den prognostizierten Bedarf an Geriatrie-Patienten in Lippe hat Düsseldorf allerdings dem Standort Lemgo mit mehr als 1000 Patienten im Jahr auch zugewiesen. Ein zusätzlicher Standort im Kreis mit einer vergleichsweise geringen Fallzahl (in Detmold: 50) sei laut Ministerium nicht erforderlich.

Der Aufsichtsrat der Klinikum Lippe GmbH diskutiert in diesen Wochen die &bdquo;Medizin- und Standortstrategie“ der Unternehmensberatung Berger für das Klinikum - die LZ berichtete. Eine ins Spiel gebrachte Kategorisierung des Lemgoer Hauses als &bdquo;Level 1i“-Haus lehnt Baier schon jetzt unmissverständlich ab: &bdquo;Das ist eine Mogelpackung.“ Stationäre Leistungen könnten in einem solchem &bdquo;1i-Haus“ laut Bundesgesundheitsministerium wohnortnah sowohl mit ambulanten als auch mit medizinisch-pflegerischen Leistungen verbunden werden. Der Lemgoer Bürgermeister hält davon gar nichts. &bdquo;Das bedeutet die Schließung der stationären Einrichtung hier, eine Mogelpackung. Wer etwas anderes sagt, betreibt Augenwischerei.“

Die Kostenträger würden nach einer ambulanten OP Lauterbachs Plänen zufolge nur eine Nacht voll bezahlen, in einer zweiten und dritten schon deutlich weniger. &bdquo;Das bedeutet: Die Patienten müssen so schnell wie möglich verschwinden. Das hört sich nach Feldlazarett an.“

Rat fordert ein klares Bekenntnis Der Bürgermeister erinnert an das Votum des Lemgoer Rates: Dieser hatte Mitte Juni einstimmig vom Kreis Lippe und seinen Vertreter im Aufsichtsrat des Klinikums ein &bdquo;klares Bekenntnis zu allen drei Klinikstandorten in Detmold, Bad Salzuflen und Lemgo“ gefordert. &bdquo;Dieses Bekenntnis muss nach unserer festen und unverrückbaren Überzeugung auch die Zusage einer dauerhaften stationären Versorgung im bisherigen Umfang an den Standorten Detmold und Lemgo beinhalten.“ Ein Zukunftskonzept sei unverzüglich durch öffentliche Beteiligungsveranstaltungen der breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

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