Warum sich Lippes Apotheker immer mehr unter Druck fühlen

Kreis Lippe. Da kommt ein neues Gesetz, das sie eigentlich entlasten soll. Aber auch Lippes Apothekerinnen und Apotheker sind anscheinend nicht gerade begeistert von den Ideen, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach da auf den Weg bringt: &bdquo;Alles wird nur noch schlimmer“, dieser Tenor war jetzt im kleinen Saal der Stadthalle in Detmold kaum zu überhören.

Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) und die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) veranstalten in diesen Wochen insgesamt sechs Regionalkonferenzen, um die Kollegen vor Ort zu erreichen: Nach Dortmund, Münster und Soest war Detmold jetzt eine weitere Station. Dabei ging es dem Kammer-Vizepräsidenten Frank Dieckerhoff und Thomas Rochell als Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes nicht nur darum, ihre Sicht der Dinge kundzutun: Sie wollten auch wissen, wie die Stimmung vor Ort ist.

So kamen auch der Vorsitzende der Bezirksgruppe im Apothekerverband, Christian Schmidt aus Detmold und Dr. Lars Ruwisch aus Lage als Mitglied im Kammervorstand, zu Wort, die sich regional und überregional für die Belange ihrer Kollegen stark machen.

&bdquo;Seit 15 Jahren verschwinden Apotheken von der Bildfläche“, beklagt Schmidt, allein in Lippe seien von 97 nur noch 72 übrig geblieben. Und diejenigen, die übrig blieben, hätten immer größere Probleme, Personal zu bekommen. Der Apothekerberuf verliere zunehmend an Attraktivität, was nicht zuletzt auch an der schlechten Finanzausstattung liege. &bdquo;Diese fatale Entwicklung geht an niemandem spurlos vorbei – weder an uns Inhabern noch an unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, bekräftigte Dr. Ruwisch.

Der neue Tarifvertrag sehe eine Steigerung um 6,9 Prozent vor, und um das überhaupt stemmen zu können, hätten Apotheken die Arbeitszeit gesenkt - von 40 auf 39 Stunden in der Woche. &bdquo;Weniger Kräfte, das bedeutet einfach mehr Arbeit für den Einzelnen“, bei den gestiegenen Anforderungen sei das kaum zu schaffen.

Sorge um das Altenteil Nun schlägt die Stunde der Babyboomer, die alle nach und nach in den Ruhestand gehen. Doch sei es kaum möglich, Nachfolger zu finden, so dass die Apotheker ihr eigentlich als Ruhestandsgeld geplantes Kapital nicht nutzen könnten.

&bdquo;Seit 20 Jahren haben Apotheker ein eingefrorenes Gehalt, während Personalkosten und Mieten ständig steigen. Wir müssen aus dem Betriebsergebnis unsere eigene Rente generieren“, und genau das mache die Sache so schwierig.

Apotheken gehören zur Grundversorgung Eine Sorge, die auch die anwesenden Politiker teilen: &bdquo;Aus kommunaler Sicht gehört ein flächendeckendes Apothekennetz zur Grundversorgung“, sagt Detmolds Bürgermeister Frank Hilker. &bdquo;Wir brauchen nicht nur kurze Wege für kurze Beine, sondern auch kurze Wege für alte Beine.“

Kammer-Vizepräsident Frank Dieckerhoff kann ihm da nur beipflichten. Er nahm zum geplanten Apothekenreformgesetz Stellung, das die Apotheken eigentlich stärken solle. &bdquo;Aber die Folgen bewirken das Gegenteil“, betonte er.

Prioritäten müssen sich ändern Grünen-Bundestagsabgeordneter Robin Wagener plädierte eindringlich dafür, bei der Gesetzgebung den fachlichen Rat der Apotheker mehr zu berücksichtigen, meinte allerdings, nur nach mehr Geld zu rufen, sei keine Lösung. &bdquo;Aber man muss die Kirche im Dorf lassen, damit meine ich die Strukturen vor Ort, und dazu gehört auch eine Apotheke.“

CDU-Bundestagsabgeordneter Dr. Oliver Vogt kritisierte vor allem die falschen Prioritäten, die gesetzt würden: Finanzen müssten anders verteilt werden, &bdquo;Ich will keine Hochglanzbroschüre von meiner Krankenkasse“, sagte er. Die Strukturen müssten effizienter werden, es gehe nicht mehr um Bürokratieabbau, sondern um &bdquo;Entfesselung“.

Landtagsmitglied Dr. Dennis Maelzer (SPD) glaubt nicht, dass sich mit einzelnen Entscheidungen das Wahlverhalten von Menschen beeinflussen lasse. &bdquo;Die Wirksamkeit ist entscheidend, damit die Leute nicht das Gefühl haben, Politiker sind inkompetent.“ Genau dafür seien Veranstaltungen wie diese Regionalkonferenz wichtig.

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