Wie Gewalt unter Schülern eingedämmt werden kann: Lipper schult weltweit Lehrer

Kreis Lippe. Ob in Berlin, Brasilien oder auf Bali: &bdquo;Pubertät ist überall gleich“, sagt Andras Kuhlmann und lacht. Und deswegen stehen auch die Lehrer überall vor den gleichen Herausforderungen. Der frühere Leiter der Realschule Schloss Holte-Stukenbrock aus Hörste muss es wissen: Seit 2001 hat er bereits mehr als 230 Seminare für Lehrerkollegen gegeben, in denen es vorrangig um Gewaltprävention in Schulen geht. Die allermeisten davon in Lippe, aber eben auch beispielsweise in Brasilien, von wo er nun zurückgekehrt ist.

Er habe sich schon in seiner Zeit als Lehrer an Brennpunktschulen in Berlin mit dem Thema beschäftigt: Wie kann Gewalt unter Jugendlichen eingedämmt werden? Vor allem in den Klassen fünf bis acht, der Früh- und Hochpubertät? Eine Antwort kenne er heute: &bdquo;Indem wir die Lehrerpersönlichkeiten stärken.“ Lehrer müssten streng sein, aber auch eine Persönlichkeit ausstrahlen: &bdquo;Sie dürfen auch mal Schwächen zeigen. Zeigen, dass die Schüler nicht ihre Feinde sind.“ 1998, Hauptschulrektor in Wedding, lernte er das Programm und die Methodik des SEL (&bdquo;Soziales und Emotionales Lernen“) kennen, da geht es um Achtsamkeit und Mitgefühl. Kuhlmann war sehr angetan, bewarb sich als Trainer bei Lions-Quest. Deren &bdquo;Lebenskompetenz- und Präventionsprogramm“ fördert junge Menschen zwischen 10 und 21 Jahren mit dem Ziel, die Lebens- und Sozialkompetenzen zu stärken oder Demokratieverständnis und interkulturelle Kompetenz zu vermitteln.

&bdquo;Signifikant weniger Verletzungen durch Raufereien“ Und das geht über den Weg, die Lehrer zu schulen - so die Erfahrung Kuhlmanns. &bdquo;In Schulen, die das Programm fahren, gibt es beispielsweise signifikant weniger Verletzungen durch Raufereien“, sagt er und bezieht sich auf Daten der Unfallkasse. Von SEL-Seminaren profitiere die ganze Schule: &bdquo;Die Klassen holen das auf, wenn wegen des Seminars Stunden ausfallen.“ Sie lernten disziplinierter.

&bdquo;Die Kollegen erfahren in ihrem Unterricht, dass die Methoden wirken, die sie im Seminar gelernt haben. Diese Erfahrungen am eigenen Leib sind wichtiger als die reine Belehrung.“ Lehrer lernen, wie sie die Persönlichkeit der Schüler stärken können, damit diese beispielsweise zu ihren Stärken und Schwächen stehen. Kuhlmanns Erfahrung: Die Lehrer an der deutschen Schule in Valinhos, in Lippe oder Berlin unterscheiden sich so großartig nicht. &bdquo;Sie fragen etwa bei Rollenspielen: Gehört das denn wirklich in den Unterricht?“ Aber einen &bdquo;Star“, einen &bdquo;Klassenkasper“ oder einen Außenseiter gebe es in Schulklassen ebenso wie in Seminargruppen von Lehrern - und dann gehe es darum, die richtigen Fragen zu stellen, Lösungen zu überlegen, diese auszuprobieren und dann zu überprüfen. Und wenn Lehrer auf der Schwäbischen Alp davon überzeugt waren, dass &bdquo;nicht getadelt genug gelobt“ sei, &bdquo;dann denken die nach dem Seminar durchaus um.“

Andreas Kuhlmann ist überzeugt von dem Programm, schult unterdessen als &bdquo;Senior-Trainer“ Kollegen, die dann selbst Trainer werden. &bdquo;Das Prinzip der Schulungen ist weltweit das gleiche. Manche didaktische Methoden sind auf Bali anders als in Berlin. Aber es geht immer um die Jugendlichen, uns die sind weltweit ähnlich drauf.“

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