Nachtfahrverbot für Mähroboter: So stehen Lippes Kommunen dazu

Kreis Lippe. Sie sind handlich, nicht besonders laut und nehmen Gartenbesitzern das unliebsame Rasenmähen ab: Mähroboter. Doch die einerseits praktischen Helfer bieten andererseits Gefahren für Igel, Eidechsen und Co., warnen Tierschützer. Einige fordern gar ein Nachtfahrverbot.

Abgeschnittene Nasen und Füße, tiefe Schnittwunden - es sind erschreckende Bilder, die etwa die Tierschutzorganisation PETA veröffentlicht. Denn &bdquo;während die meisten Tiere bei Gefahr flüchten, rollen sich Igel ein und stellen sich tot. So werden sie leicht von den scharfen Klingen getroffen“. Auch der lippische Naturfilmer Robin Jähne hält ein &bdquo;Nachtfahrverbot für Mähroboter für absolut sinnvoll“, wie er sagt. &bdquo;Vor allem vor dem Hintergrund, dass Igel zwei nächtliche Aktivitätsphasen haben, meist in der Dämmerung am Abend und eine weitere am frühen Morgen, so ab 3 Uhr.“

Nachts nicht mähen - auch ohne Verbot Einige Kommunen haben das Thema Nachtfahrverbot bereits auf der Agenda. In Nuthetal (Kreis Potsdam-Mittelmark) gilt dies seit April 2024 &bdquo;und fand ein durchweg positives Echo“, wie Sprecher Lutz Krause erklärt. In Lippe sei ein Nachtfahrverbot von Mährobotern zum Igelschutz bislang noch kein Thema, heißt es auf Nachfrage aus der Pressestelle. &bdquo;Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Lippe würde es aber begrüßen, wenn Besitzer von Mährobotern darauf achten könnten, dass diese nachts nicht mähen.“

Kritisch sehen ein solches Verbot einige Bürgermeister. In Kalletal sei ein Nachtfahrverbot für Mähroboter bisher noch nicht thematisiert worden, sagt Bürgermeister Mario Hecker. Den Grundgedanken könne er absolut nachvollziehen, Aber: &bdquo;Ich würde mir auch die Frage stellen wollen, wer ein derartiges Verbot kontrollieren soll. Wie soll Erkenntnis darüber erlangt werden, wer über einen Mähroboter verfügt und wer nicht?“ Außerdem stelle er fest, dass der Rasenwuchs deutlich nachlasse. &bdquo;Man sollte mit gesundem Menschenverstand allein zu der Erkenntnis kommen, dass der Mähroboter jetzt durchaus nachts ,im Stall’ bleiben kann.“

Auch in Leopoldshöhe gebe es bisher keine Initiative zum Thema Nachtfahrverbot. &bdquo;Vielleicht auch, weil die neuen Geräte technische Vorrichtungen zur Erkennung von Lebewesen haben und rechtzeitig anhalten“, erläutert Bürgermeister Martin Hoffmann. Darauf werde beim Kauf verstärkt geachtet, zumindest habe er das häufiger als Argument gehört. Wenn es allerdings Bedarf in Richtung eines Verbotes gebe, würden Umweltverbände oder Politik mit Anträgen darauf hinweisen, meint Hoffmann. &bdquo;Als Verwaltung sehe ich momentan keinen Handlungsbedarf.“

Sensibilisieren für Gefahren Noch deutlicher wird Schieder-Schwalenbergs Bürgermeister Jörg Bierwirth: &bdquo;E ine diesbezügliche kommunale Regelung wurde in Schieder-Schwalenberg bisher noch nicht diskutiert. Ich halte eine solche Regelung auch nicht für zulässig.“ Denn Kommunen könnten nur Regelungen schaffen, zu denen sie gesetzlich ermächtigt werden und soweit es keine abschließende Bundes- oder Landesregelung gibt. Die Gemeinde Nuthetal habe das Nachtfahrverbot für Mähroboter in ihrer Ordnungsbehördlichen Verordnung verfügt - und stütze sich dabei auf das Immissionsschutzgesetz und die Geräte- und Maschinenlärmschutzverordnung. &bdquo;An einem Mähroboter kann und muss man viel kritisieren, aber ganz bestimmt nicht, dass er laut ist und deswegen nicht in der Nacht betrieben werden kann.“ Trotzdem rate auch Bierwirth dringend vom Betrieb der Mähroboter in den Abend- und Nachtstunden ab. Vor allem dämmerungs- und nachtaktive Tiere wie Igel, Maulwürfe oder Eidechsen seien dadurch gefährdet.

Die Anregung für das Nachtfahrverbot in Nuthetal sei von Bürgern gekommen, erklärt Lutz Krause. &bdquo;Größere Diskussionen gab es nicht. Inwieweit sich alle daran halten, kann ich jedoch nicht beurteilen.“ Die umfangreiche Berichterstattung habe sicherlich etwas bewirkt. Denn vordergründig gehe es um die Sensibilisierung und mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema, nicht um Kontrollen oder Strafen. Wobei diese drohen: Wer seinen Mähroboter zwischen 20 und 7 Uhr fahren lässt, muss bis zu 1000 Euro zahlen.

Forschung zu Igel-Schnittverletzung Forschende des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung analysierten laut des Informationsdienstes Wissenschaft 370 in Deutschland dokumentierte Fälle von Schnittverletzungen an Igeln, die auf elektrische Gartenpflegegeräte zurückzuführen sind. Knapp die Hälfte der zwischen Juni 2022 und September 2023 aufgefundenen Igel überlebte demnach die Verletzungen nicht. &bdquo;Die Daten weisen ein ernstes Tier- und Artenschutzproblem für diese besonders geschützten Tiere nach, denn die meisten Igel wurden erst Stunden bis Tage nach den Unfällen gefunden.“

Weitere Forschungen zu einem Konzept für einen standardisierten Igel-Sicherheitstest für Mähroboter ergaben, &bdquo;tierleidfreie Alternativen zum Einsatz aktueller Mähroboter seien damit technisch umsetzbar“, heißt es von den Forschern. Zudem sollten politische Maßnahmen wie ein Nachtbetriebsverbot für die Geräte umgesetzt und mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden.

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