Wenn die Dämmerung naht: Das können Lipper nach einem Wildunfall tun

Kreis Lippe. Die Tage werden kürzer, es wird früher dunkel und damit steigt die Gefahr auf den Straßen - sowohl für Tiere als auch für Autofahrer. Wildunfälle können das ganze Jahr über passieren, doch im Herbst ist das Risiko besonders hoch. In der Dämmerung, während der Hauptverkehrszeiten, machen sich die Tiere vermehrt auf die Suche nach Futter und sicheren Überwinterungsplätzen.

&bdquo;Im Kreis Lippe ereigneten sich im Jahr 2023 insgesamt 1.784 Wildunfälle“, sagt Nina Ehm, Pressesprecherin der Polizei Lippe. Im laufenden Jahr 2024 seien bereits 1209 Unfälle mit Wildtieren registriert worden. Deutschlandweit meldeten die Kfz-Versicherer im Jahr 2022 rund 265.000 Wildunfälle, die Schäden in Höhe von mehr als 950 Millionen Euro verursachten, heißt es in einer Pressemitteilung des Automobil-Club Verkehr (ACV). Dabei kommen nicht nur Tiere zu Schaden, sondern laut dem Deutschen Jagdverband (DJV) verletzen sich jährlich ebenso rund 3000 Menschen bei Wildunfällen.

Vorsicht auf neuen Straßen Der ACV verdeutlicht, wie gefährlich ein Wildunfall sein kann: Der Aufprall eines Rothirsches bei Tempo 60 habe die Wucht von fünf Tonnen – &bdquo;vergleichbar mit dem Gewicht eines ausgewachsenen Elefanten“. Doch wie können Autofahrer solche Unfälle vermeiden, und was sollten sie tun, wenn es doch zu einem Wildunfall kommt?

Insbesondere während der Dämmerung zwischen 6 und 8 Uhr morgens sowie von 17 und 20 Uhr empfehle es sich, wachsam zu sein - ebenso wie in der Nacht oder bei Nebel. Besonders gefährlich sei es auf Streckenabschnitten mit Wald, Wiesen, Feldern oder neuen Straßen, da die Tiere ihre gewohnten Wege nutzen. Hier lieber den Fuß vom Gas nehmen. Das gilt ebenso für den Fall, dass sich ein Tier am Straßenrand aufhält. &bdquo;Betritt das Tier die Fahrbahn, hupen und weiter abbremsen“, schreibt der ACV.

Zudem sollte das Fernlicht ausgeschaltet werden, um die Tiere nicht zu blenden. Wildtiere sind oft nicht allein unterwegs, weshalb Autofahrer auf mögliche Nachfolger vorbereitet sein müssen. Auf keinen Fall abrupt ausscheren oder die Spur wechseln, um einem Tier auszuweichen: Dies könne schwerwiegendere Unfälle verursachen, besonders bei Gegenverkehr.

Abstand halten Kommt es dennoch zu einem Wildunfall, stellt sich die Frage, was zu tun ist und an wen man sich wenden kann. Der ADAC empfiehlt, anzuhalten, die Warnblinkanlage einzuschalten, eine Warnweste anzuziehen und die Unfallstelle abzusichern. Dies gilt auch, wenn das Tier verletzt davongelaufen ist. Am wichtigsten: Ruhe bewahren.

Ist jemand durch den Unfall verletzt worden, Erste Hilfe leisten und den Notruf wählen. Liegt das tote Wildtier noch auf der Straße, kann es mit Handschuhen zur Seite gezogen werden, um weitere Unfälle zu vermeiden. Wenn das Tier noch lebt, ist es ratsam, Abstand zu halten, da verletzte Wildtiere sehr wehrhaft sein können.

Polizei benachrichtigen Und an wen muss der Fahrer jetzt wenden? &bdquo;Je nach Ort und Zuständigkeit können verschiedene Akteure tätig werden“ , heißt es aus der Pressestelle des Kreises Lippe. Das können die Polizei, Jäger beziehungsweise Jagdausübungsberechtigte (JAB), das Ordnungsamt oder Straßen.NRW sein.

Wenn einem Autofahrer ein Reh, ein Wildschwein oder Rot- und Damwild – also sogenanntes Schalenwild – vor das Fahrzeug laufe, müsse der Unfall der Polizei gemeldet werden. Diese informiert dann den Jagdausübungsberechtigten (JAB), der das Recht hat, den Tierkörper zu übernehmen und eventuell zu verwerten. &bdquo;Gegebenenfalls können andere Tiere nach einem Verkehrsunfall aber auch ein Verkehrshindernis darstellen.“ In diesem Fall sollte ebenfalls die Polizei benachrichtigt werden, die sich um die Beseitigung der Verkehrsbehinderung kümmert.

Keine Sanktionen Was passiert dann mit dem toten Wildtier? &bdquo;Kadaver beziehungsweise Körper toter Tiere kommen in Deutschland grundsätzlich in eine Tierkörperbeseitigungsanlage“, erklärt der Kreis Lippe. Eine zentrale Sammelstelle gebe es in Lippe zwar nicht, &bdquo;Tierärzte, Jäger, Landwirte oder auch Privatpersonen koordinieren die Abfuhr mit der zuständigen Firma &bdquo;SecAnim“, welche die Tierkörper dann abholt “. Wer das tote Tier ohne Erlaubnis vom Unfallort entfernt, mache sich der Wilderei schuldig, ein Straftatbestand.

Die Polizei oder ein Jäger kann eine Wildunfallbescheinigung für die Versicherung ausstellen. Schäden am Fahrzeug, die durch typische Wildtiere verursacht wurden, werden in der Regel von der Kaskoversicherung übernommen. Grundsätzlich gilt aber: &bdquo;Jeder Wildunfall sollte gemeldet werden, auch wenn kein sichtbarer Schaden entstanden ist oder das Tier weggelaufen ist“, erklärt der ACV. Da Wildtiere in Deutschland rechtlich als &bdquo;herrenlos“ gelten, sind bei einem Wildunfall keine Sanktionen zu erwarten, teilt Andreas Schneider, Sprecher des NRW-Landesjagdverbandes zudem mit.

Wenn die Dämmerung naht: Das können Lipper nach einem Wildunfall tun

Jagdverband appelliert: Jeden Wildunfall der Polizei melden

Versicherer: Über eine Milliarde Schäden durch Wildunfälle

Studie zu Wildunfällen: Ausweichen macht es schlimmer

Nach dem Waschbären-Tod in Lemgo: Wie die Tierschutzorganisation Peta reagiert

Tödlicher Wildunfall: Autofahrer wird selbst überfahren

„Keine Jäger“: Tierschützer fordern nach Vorfall in Lemgo neue Waschbärbeauftragte

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €