Schüsse in Detmold: Getöteter und Sohn gingen einen Tag vor der Eskalation zur Polizei

Detmold. Ein Mensch ist tot, vier junge Männer sitzen in U-Haft. Das ist die Bilanz eines brutalen Streits, der am Samstag am Rande der Detmolder Innenstadt eskaliert ist. Gegen den zunächst untergetauchten 19-Jährigen ist am Dienstagmittag ein Haftbefehl wegen Beihilfe zum Mord erlassen worden. Der junge Mann hatte sich am Abend zuvor gestellt. Er hat die Vorwürfe bestritten, erklärt Staatsanwalt Alexander Görlitz.

&bdquo;Er war zwar dabei, will aber mit dem Tatvorwurf nichts zu tun haben“, sagt Görlitz. Details zu den Umständen, die den zunächst flüchtigen Freund des mutmaßlichen Schützen (19) belasten, nennen die Ermittler derzeit nicht. Die Schusswaffe ist nach Angaben der Polizei ebenfalls noch nicht aufgetaucht.

Verteidiger Ali Mojab, der den zuletzt gefassten Detmolder vertritt und ihm am Montagabend zur Polizeiwache begleitet hatte, will jetzt Haftbeschwerde einlegen. Er könne nicht nachvollziehen, dass die Ermittler seinem Mandanten die Schüsse ebenfalls zuordnen. Der junge Mann sei davon überrascht gewesen, erklärt Mojab, er habe von der Waffe nichts gewusst. &bdquo;Es gibt ein Video vom Geschehen, auf dem klar zu sehen ist, dass mein Mandant nicht geschossen hat.“ Deshalb hält der Rechtsanwalt aus Bad Oeynhausen die daraus resultierte Großfahndung im Nachgang &bdquo;für überzogen und unverhältnismäßig“.

Familie des Getöteten erhebt Vorwürfe Die Hintergründe des Streits bleiben derweil weiter unklar. Offenbar hatte sich der Konflikt zwischen den beteiligten Männern allerdings über längere Zeit hochgeschaukelt. Die Familie des Getöteten wirft der Polizei jetzt in einem Boulevardblatt vor, von der ausgehenden Gefahr durch die beiden 19-Jährigen gewusst und nicht gehandelt zu haben. Die Ermittler ordnen die Situation etwas anders ein.

Staatsanwalt Alexander Görlitz bestätigt zwar, dass der ebenfalls involvierte Sohn (19) des Getöteten (43) einen Tag vor der Eskalation auf dem Parkplatz in der Bachstraße gemeinsam mit seinem Vater zur Polizei gegangen war, um eine Anzeige wegen Bedrohung aufzugeben. Die geschilderten Umstände seien aber nebulös gewesen, erklärt der Staatsanwalt.

&bdquo;Es wurde eine Bedrohungssituation geschildert, allerdings wurden keine Angaben zur Identität des Tatverdächtigen gemacht“, sagt Görlitz. Der 19-jährige Sohn des Getöteten, der seit dem Wochenende - wie sein Kumpel (24) - wegen gefährlicher Körperverletzung in U-Haft sitzt, habe den Polizeibeamten sogar einen falschen Vornamen des mutmaßlichen Täters genannt. &bdquo;Die Hintergründe waren also völlig unklar“, sagt Görlitz.

Tatablauf wirft Fragen auf Welcher Konflikt zwischen den Männern brodelte, bleibt ebenfalls undurchsichtig. Fest steht dem aktuellen Ermittlungsstand nach, dass Vater (43), Sohn (19) und ein Kumpel (24) die beiden 19-Jährigen unmittelbar vor dem Vorfall mit dem Auto am Parkplatz abgedrängt und dann den späteren Schützen mit Schlägen sowie einem Messer angegriffen haben sollen. Der verletzte 19-Jährige soll dem 43-Jährigen dann ins Gesicht geschossen haben, als sich das Trio wieder von ihm abgewendet hatte. Welche Rolle sein Kumpel in diesem Szenario gespielt hat, lassen die Ermittler offen.

Der mutmaßliche Schütze hatte bei dem Angriff eine Punktion der Lunge erlitten und war notoperiert worden. Inzwischen ist er in ein Justizkrankenhaus verlegt worden. Sein Verteidiger Dr. Tobias Diedrich aus Bad Oeynhausen hält sich derzeit bedeckt, will erst einmal die Aktenlage abwarten. Dennoch ärgere ihn, was zu dem Fall öffentlich grassiert. &bdquo;Das Bild, was momentan dargestellt wird, ist ein völlig verzerrtes“, sagt der Verteidiger.

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