Falscher Krankenpfleger bekommt in Lemgo Freiheitsstrafe für „saudumme Aktion“

Lemgo. In seinem hellblauen Hoodie, Jeans und Turnschuhen wirkt er fast jungenhaft: der geständige Familienvater, der sich vor dem Amtsgericht Lemgo wegen Urkundenfälschung verantworten muss. &bdquo;Sie sind doch ein sympathischer, eloquenter Typ“, wendet sich der Vorsitzende Richter Dr. Florian Hobbeling an den 42-Jährigen – und räumt ein, dass diese Merkmale oft bei Menschen mit einem Hang zu Betrugsdelikten vorzufinden seien. Hobbeling klingt fast ein wenig ratlos, als er den Lemgoer fragt: &bdquo;Warum begehen Sie so viele Straftaten? Wann verstehen Sie, dass Sie das nicht dürfen?“

Auf insgesamt 16 Vorstrafen ist das Register des Mannes im Verlauf zweier Jahrzehnte angewachsen. Mehrfach musste er bereits &bdquo;Hafterfahrung“ sammeln, wie Hobbeling es ausdrückt. In der Vergangenheit gelobte der Angeklagte schon des Öfteren Besserung. Auch jetzt sagt er in den von Reue geprägten Einlassungen, die Botschaft sei nun bei ihm angekommen, er würde am liebsten alles ungeschehen machen, und es werde keine Vergehen mehr geben. &bdquo;Das war Müll. Eine saudumme Aktion. Ich habe daraus gelernt.“

Kriminelle Energie Privat befinde er sich in gefestigten Verhältnissen, bittet der Angeklagte um eine &bdquo;letzte Chance“. Auch seine berufliche Perspektive sei dank einer laufenden Weiterbildung rosiger denn je. Doch Hobbeling bleibt skeptisch, sieht wenig Veränderung zum Tatzeitpunkt im September 2023.

Es bleibt die Frage, wie die Urkundenfälschung zu bewerten ist: Als letzter Fauxpas eines Mannes, der unbedingt eine ehrliche Berufstätigkeit will und Unterlagen schönt, um seine Chancen zu maximieren? So umschreibt es Verteidiger Christoph Löhning aus Lage. Oder ist die Tat vielmehr Ausdruck einer kriminellen Energie, die sich seit Jugendtagen in vergleichbaren Tatmustern immer wieder durchsetzt, und zwar geplant und unverbesserlich?

Fakt ist, dass dem Angeklagten seit seiner letzten Verurteilung 2017 einige Steine in den Weg rollten. So war er mit seiner Ausbildung zum Kranken- und Gesundheitspfleger beinahe fertig, als Corona begann – und daraufhin der Abschluss platzte. Trotz dieses Rückschlags habe er sich um eine neue Laufbahn im Gesundheitsbereich bemüht.

Für die Staatsanwältin ist die Sache klar: Sie habe aktuell keine Erwartung auf ein straffreies Leben des Angeklagten. Sie fordert neun Monate ohne Bewährung. &bdquo;Sie haben so oft versagt“, folgt Richter Hobbeling dieser Einschätzung mit harten Worten. In verschiedenen Bewährungssituationen habe der Angeklagte seine Chancen nicht genutzt. &bdquo;Das Einzige, was Sie verstehen, ist eine Freiheitsstrafe.“ Neun Monate ohne Bewährung lautet dann auch das Urteil.

Nachteile im Umfeld Strafmindernd rechnet die Kammer dem Lemgoer an, dass der Lemgoer in der Qualitätssicherung ohne Patientenkontakt tätig war und er die gefälschten Urkunden lediglich per Mail verschickte, nicht jedoch zu einem Vor-Ort-Gespräch mitbrachte – was die Kalletaler stutzig machte und zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses nach nur 24 Tagen führte. Der 42-Jährige habe offenbar selbst schnell bemerkt, dass er &bdquo;etwas völlig Sinnloses“ getan hatte, so Hobbeling. Auch dass der ebenfalls ehrenamtlich tätige Lemgoer durch die Berichterstattung über seinen Fall Nachteile in seinem Umfeld zu erdulden hatte, findet Berücksichtigung – wenngleich Hobbeling betont, dass dies letztlich in der Verantwortung des Straftäters liege.

&bdquo;Beim nächsten Mal sollten Sie auf so etwas achten“, weist der Richter den Angeklagten noch auf einen auffälligen Rechtschreibfehler in einem der unechten Zertifikate hin – und fügt hinzu: &bdquo;Wobei Sie das ja nie wieder tun werden.“ Transparenzhinweis: Die ursprüngliche Version wurde um folgenden Satz ergänzt: &bdquo;...dass der Lemgoer in der Qualitätssicherung ohne Patientenkontakt tätig war (...)“.Der Hinweis auf die Ausbildungsstätte des Verurteilten wurde entfernt, um eine Identifikation der Person zu erschweren.

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