Passantin brutal überfallen, Tochter missbraucht: Lemgoer muss mehrere Jahre in Haft

Lemgo/Detmold. Der brutale Übergriff am Birkendamm in Detmold soll ihr ganzes Leben verändert haben. Das sagt das zufällig ausgewählte Opfer am Montag in nicht öffentlicher Sitzung vor Gericht aus. An einem Sommerabend im Jahr 2012 hatte sich ein völlig Fremder auf die damals 21-jährige Radfahrerin gestürzt und die junge Frau übel zugerichtet. Es ist der wohl schwerste von drei sexuellen Übergriffen, für die der inzwischen 41 Jahre alte Mann aus Lemgo nun vor dem Landgericht Detmold zu mehreren Jahren Haft verurteilt wurde.

Laut Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth ließ sich der Angeklagte am Montag zu allen drei Taten geständig ein und drückte dabei wohl sein Bedauern aus. Weshalb er zunächst im Jahr 2002 seine damals minderjährige Schwägerin sexuelle bedrängt und angefasst hatte, dann zehn Jahre später eine wildfremde Passantin auf der Straße auf äußerst brutale Weise überfiel und sich ein weiteres Jahrzehnt später im Jahr 2022 an seiner zu der Zeit zwölfjährigen Tochter verging, konnte oder wollte der 41-Jährige nicht erklären.

Motiv bleibt unklar, Angeklagter gesteht Viel zum Motiv ließ sich daher vor Gericht nicht herausfinden, sagt Wolfram Wormuth nach dem Prozess. Die Große Jugendkammer als Jugendschutzkammer verurteilte den geständigen Angeklagten am Ende der Beweisaufnahme wegen sexueller Nötigung in Tateinheit mit vorsätzlicher Körperverletzung sowie für zweifachen sexuellen Missbrauch von Kindern, einmal in Tateinheit mit Missbrauch von Schutzbefohlenen, zu vier Jahren und sechs Monaten Haft. Der Haftbefehl blieb aufrechterhalten.

Dass das Strafmaß mit Blick auf andere Fälle vergleichsweise hoch ausgefallen ist, hat nach Angaben des Landgerichtssprechers mit der erheblichen Brutalität des zweiten Übergriffs auf die damals zufällig seinen Weg kreuzende Radfahrerin zu tun.

Dreimal hatte der Lemgoer die junge Radfahrerin mit seinem eigenen Fahrrad gerammt, bis sie zu Boden ging, erklärt Wormuth. Daraufhin schlug der Täter mehrfach mit der Faust ins Gesicht seines Opfers, bis er mit der Frau die Böschung hinabstürzte und weiter sexuell übergriffig wurde. Nur weil ein Zeuge die Hilferufe der Frau hörte und sich lautstark bemerkbar mache, ließ der Angeklagte von der Frau ab und flüchtete.

Opfer hat kein normales Leben mehr &bdquo;Sie hat ausgesagt, dass ihr Gesicht heute noch anschwillt, wenn sie auf der Seite liegt, die die Schläge abbekommen hat“, sagt Wormuth. Die inzwischen 33-Jährige habe vor Gericht angegeben, seit dem Übergriff kein geregeltes Leben mehr führen zu können. &bdquo;Sie musste ihre Ausbildung abbrechen und sei seitdem beziehungsunfähig.“ Zwar habe sie zwei Kinder bekommen, sie sei aber nicht in der Lage, sich um diese zu kümmern.

Zwar zahlte der Angeklagte der Radfahrerin von damals 4000 Euro Schmerzensgeld, die Kammer berücksichtige aber darüber hinaus strafschärfend, dass die junge Frau zwölf Jahre mit der Ungewissheit hatte leben müssen, ob sie ihren Peiniger wiedertreffen würde oder ob er sie sogar kennen würde. Der gesamte Tatablauf habe eine erhebliche kriminelle Energie preisgegeben, erklärt Wormuth.

Auch seine Schwägerin, die er im Jahr 2002 bedrängt hatte, soll die Tat nach wie vor beeindrucken. &bdquo;Sie hat wohl lange die Schuld bei sich selbst gesucht und wäre nicht selbst zur Polizei gegangen.“ Seine inzwischen 14 Jahre alte Tochter konnte wegen einer schweren Krankheit nicht selbst aussagen. Als die Mutter den sexuellen Übergriff durch den Vater bei der Polizei anzeigte, machte sie die Ermittler selbst auf den Vorfall am Birkendamm aufmerksam. Ihr damaliger Ehemann hatte 2012 zwar gestanden, eine Frau auf dem Rad gerammt zu haben, aber immer beteuert, es sei nichts passiert. Sie glaubte ihm, bis die Übergriffe auf ihre Tochter und Schwester herauskamen.

12 Jahre später konnte die Polizei den Täter daher mit einem DNA-Abgleich überführen. Staatsanwaltschaft und Nebenklage beantragten fünfeinhalb Jahre Haft, die Verteidigung forderte dreieinhalb Jahre. Das Gericht blieb in der Mitte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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