Detmolder Maikundgebung: Bildung ist der Schlüssel zu allem

Detmold. Unterstützt von Trommelklängen zieht der Demozug bei strahlendem Sonnenschein vom Kronenplatz Richtung Marktplatz, es werden Fahnen geschwungen, Trillerpfeifen erklingen. Die nach Polizeiangaben rund 200 Teilnehmer von Gewerkschaften und Organisationen machen an diesem 1. Mai darauf aufmerksam, sich gemeinsam stark zu machen: für Demokratie, für Solidarität, für die Rechte der Arbeitnehmer, für Bildung. Denn &bdquo;Bildung stärkt die Demokratie und sichert die Zukunft", wie Stephan Osterhage-Klingler, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) NRW betont. Deshalb steht die Maikundgebung in Detmold in diesem Jahr auch genau unter diesem Motto.

&bdquo;Heutzutage ist es wichtiger denn je, Flagge zu zeigen", sagt der GEW-Mann in seiner Ansprache, versuchten doch Rechtsextreme und Populisten, die Demokratie zu zerstören. Es sei &bdquo;unerträglich", dass 80 Jahre nach Ende der Nazi-Diktatur die AfD zweitstärkste Partei im Bundestag ist. Doch &bdquo;eine Gesellschaft ohne Solidarität, ohne Demokratie hat keine Zukunft", und starke Gewerkschaften signalisierten eine starke Demokratie. Auch in krisengebeutelten Zeiten wie den derzeitigen, in denen das Vertrauen in die Demokratie leide, sei ein Abwenden von ihr niemals eine Alternative und er betont, Krisen dürften niemals auf dem Rücken von Minderheiten ausgetragen werden. &bdquo;Vielfalt bedeutet Freiheit, das ist der Weg in die Zukunft!"

Jetzt handeln Auch auf den gerade beschlossenen Koalitionsvertrag geht Osterhage-Klingler ein, es gebe einige gute Passagen wie das Tariftreuegesetz, den Industriestrompreis oder die Mietpreisbremse. Aber er enthalte auch &bdquo;dicke Kröten, die wir so nicht schlucken" wie die Neuerung des Arbeitszeitgesetzes. Und schließlich appelliert er, das Bildungssystem nicht weiter kaputtzusparen. Kinder würden ihrer Zukunftschancen beraubt, dabei seien Kinder die Zukunft. Bildungsberufe müssten attraktiver werden, Lehrer, Erzieher seien tolle Berufe, die momentan allerdings zu viele Herausforderungen bereithielten. &bdquo;Wir müssen jetzt handeln!"

In ihrem Grußwort hat Christ-Dore Richter (SPD) als stellvertretende Detmolder Bürgermeisterin für den erkrankten Frank Hilker (SPD) auch dessen Grußwort vorgetragen und auf die alltäglichen Herausforderungen für die Gesellschaft aufmerksam gemacht. Das Thema Bildung in den Mittelpunkt der Veranstaltung zu stellen sei klug gewählt, denn nur durch Bildung könne &bdquo;rechtsgerichteten Bauernfängern und Fake-News" entgegengewirkt werden. &bdquo;Bildung ist der Schlüssel zu allem", betont Bürgermeister Hilker über Christ-Dore Richter. Doch auch ein weiteres Thema beschäftige ihn: Die Unterfinanzierung der Kommunen, diese würden &bdquo;im Regen stehen gelassen" von Bund und Land.

Interesse nachgelassen Der Tag der Arbeit sei der Tag, &bdquo;an dem sich die Gewerkschaften zeigen und Bürgern, Arbeitnehmern, Unternehmen und Politik verdeutlichen, was ihre Anliegen und Forderungen sind", unterstreicht Edeltraud Nülle, Vorsitzende des DGB-Kreisverbands Lippe. Es gehe um Rechte, die über Jahre erarbeitet worden seien. Daneben betont sie in ihrer Rede, es müsse endlich der jahrelange Investitionsstau abgearbeitet werden, egal ob in der Schule, auf der Schiene, bei der Digitalisierung, dem Wohnungsbau oder dem Klimaschutz. &bdquo;Ein starker Sozialstaat ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit", sagt sie zu Tariftreuegesetz und armutsfestem Mindestlohn.

Doch neben den Gewerkschaften sind auch Parteien sowie zahlreiche Organisationen auf dem Detmolder Marktplatz vertreten, um ihre jeweiligen Anliegen an die Politik und die Bürger heranzutragen - von Menschenrechten, über Verbraucherschutz, Nachhaltigkeit bis hin zum Klinikum Lippe. Nülle: &bdquo;Es ist hier heute nicht nur ein Kampftag, sondern auch ein Tag der Begegnung."

&bdquo;Einen wichtigen Tag", beschreibt es die 22-jährige Amari. Sie gehört zur Partei &bdquo;Die Linke" und ist deshalb bei der Kundgebung dabei. Andere Teilnehmer sind bereits seit 50 Jahren in der Gewerkschaft, es sei selbstverständlich, an diesem Tag auf die Straße zu gehen. Achim, ein &bdquo;Alt-68er", wie er sagt, und Gerda (63) seien ebenfalls immer dabei, &bdquo;das gehört sich so", jeder Arbeitnehmer müsse für seine Rechte kämpfen. Auch wenn das Interesse nachgelassen habe im Laufe der Zeit und viele junge Leute gar nicht mehr wüssten, warum der 1. Mai überhaupt ein Feiertag ist.

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