Ehrenamt, Zusammenhalt, Sparzwang: Warum Meinolf Haase Lippes Landrat werden möchte

Kreis Lippe. Lächelnd begrüßt Meinolf Haase die Redakteurin und führt sie an einen kleinen Ecktisch im Café Gothland in Detmold. Dies hat er als seinen Lieblingsort für das Interview gewählt und wer kleine Cafés wie dieses kennt, weiß warum: Es ist trubelig, man ist mittendrin und trotzdem hat es eine besondere Gemütlichkeit. Meinolf Haase hatte bereits im vergangenen Jahr für die CDU seinen Hut für das Rennen um den Landratsposten in den Ring geworfen. Im Gespräch verrät er, warum das Ehrenamt für ihn eine wichtige Säule ist, spricht über Finanzen, Mobilität und mehr.

Warum haben Sie diesen Ort gewählt?

Meinolf Haase: (lacht) Ich sitze gern in einem Café oder auch auf ein Glas Wein im Lokal. Dabei kann man sich gut unterhalten und unterstützt die Gastronomie, die es auch nicht einfach hat. Die wiederum brauchen wir, um die Innenstädte zu beleben. Und hier finde ich das Ambiente einfach schön.

Sie waren lange bei der Freiwilligen Feuerwehr. Wie wichtig ist das Ehrenamt für Lippe?

Meinolf Haase: Gerade aus meiner beruflichen Erfahrung kann ich sagen: Ohne Ehrenamt gäbe es keinen Bevölkerungsschutz. Es gäbe keine Reitturniere mit Sanitätsdienst, ohne ehrenamtliche Helfer würden zum Beispiel Hochwasserkatastrophen nicht so gut bearbeitet. Viele Kioske in den Freibädern gäbe es nicht, die Weserfähre in Varenholz wird von Ehrenamtlichen bedient, die ganzen Sportvereine brauchen ehrenamtliche Übungsleiter und so weiter. Wir müssen die Freiwilligen weiter unterstützen.

Sie sprechen es an: Sie sind Chef des Bevölkerungsschutzes im Kreis. Warum wollen Sie nun Landrat werden?

Meinolf Haase: Ich möchte einiges verändern, die Verwaltung verschlanken zum Beispiel. Und ich möchte die Lipperinnen und Lipper in verschiedenen Institutionen und Vereinen zusammenführen, um unsere Region gemeinsam lebens- und liebenswert zu machen.

Stichwort gemeinsam: Wie lässt sich der Kreishaushalt gemeinsam mit den Kommunen sanieren?

Meinolf Haase: Es nützt nichts, sich in Lippe gegenseitig Vorwürfe zu machen. Die Zusammenarbeit, insbesondere über den Arbeitskreis Kreisumlage, muss wieder intensiviert werden. Wir müssen das gegenseitige Vertrauen zurückgewinnen, uns in den wichtigen Fragen einig sein und über die Spitzenverbände unseren Einfluss auf Bund und Land bündeln. Denn die staatlichen Zuweisungen sind nicht ausreichend, um den gestiegenen Kosten Herr zu werden.

Für die Stoppelkirmes Wilbasen stehen Investitionen von über einer Million Euro im Raum...

Meinolf Haase: Der Wilbaser Markt ist eine Traditionsveranstaltung, fast 600 Jahre alt und ein Anziehungspunkt in Lippe. Er birgt viele Erinnerungen, auch für mich, ich bin schon als kleines Kind da gewesen. Wilbasen muss erhalten werden. Viele Jahre ist in den Markt nicht investiert worden, dazu hat sich das Marktgeschehen nach Corona verändert. Man muss nach neuen Konzepten suchen, gemeinsam mit der Stadt, mit Blomberg Marketing, dem Schaustellerverband, der LTM ( Lippe Tourismus und Marketing, Anm. d. Red. ) und weiteren. Wir brauchen Ideen, um das Gelände zu beleben. Dann machen hohe Investitionen, wie sie jetzt anstehen, Sinn und können auf verschiedenen Schultern getragen werden.

Beim Lippe-Check zeigten sich kreisweit insbesondere zwei Problemfelder: die Mobilität auf dem Land und fehlender Wohnraum. Wie lässt sich Ersteres Ihrer Meinung nach verbessern?

Meinolf Haase: Die Mobilität ist im Wesentlichen geprägt durch den Individualverkehr mit dem Auto. Das hängt zusammen mit der großen Fläche und geringeren Bevölkerungsdichte als in Großstädten. Also müssen vorhandene Wege und Straßen vernünftig unterhalten sowie vernünftige Radwege gemacht werden. Beim ÖPNV müssen die Städte und Gemeinden, die drei Stadtbusstädte sowie KVG und VBE den Verkehrsraum Lippe gemeinsam denken. Wir müssen Strukturen überdenken und Doppelstrukturen vermeiden, um Kosten zu sparen. Beim Stichwort Schiene müssen wir unseren regionalen Einfluss aus OWL bündeln, um nicht unterzugehen.

Zudem könnten Konzepte wie Bürgerbusse ausgebaut werden, in Kalletal und Lügde werden die gut angenommen. Da ist wieder die Brücke zu den Ehrenamtlichen, die müssen wir unterstützen, etwa bei ihrem Beförderungsschein. Der Ausbau des On-Demand-Verkehrs mit der &bdquo;Limo“ ist auch eine Möglichkeit, eventuell auch als Zubringer zu den Linienbündeln.

Und wie kann der Kreis hinsichtlich des fehlenden Wohnraums unterstützen?

Meinolf Haase: Man könnte überlegen, mit den Kommunen zusammen eine entsprechende Entwicklungsgesellschaft zu gründen, die sich insbesondere in schlecht versorgten Gebieten zum Beispiel um entsprechende Quartierskonzepte gemeinsam kümmert. Oder der Kreis könnte sich vorhandenen Wohnungsbaugesellschaften anschließen. Aber auf jeden Fall kann er die Kommunen unterstützen mit seinem Know-How, bei der Finanzierung oder mit Bürgschaften beispielsweise. Was ich mir vorgenommen haben: Eine Baugenehmigung muss innerhalb von sechs Wochen vorliegen.

Was muss in Lippe besser laufen?

Meinolf Haase: Wir müssen uns wieder auf unsere Stärken besinnen, das Wir-Gefühl stärken gemeinsam mit den 16 Städten und Gemeinden. Da gehört auch zu, die Bürger mitzunehmen, zu beteiligen, zu diskutieren. Entbürokratisierung ist da auch ein großes Stichwort. Außerdem brauchen wir wieder mehr Zusammenhalt mit der Industrie- und Handelskammer, der Kreis-Handwerkerschaft, also das, was Unternehmertum betrifft. Wir brauchen eine starke Wirtschaft, aber das geht nur gemeinsam.

Und was macht Lippe liebenswert?

Meinolf Haase: Unsere kulturellen Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten, aber auch der Mix zwischen den Städten mit ihren Fußgängerzonen und dem ländlichen Raum. Aber das wichtigste sind die Lipperinnen und Lipper selbst.

Meinolf Haase Persönlich Meinolf Haase, 60 Jahre alt, ist in Lügde aufgewachsen. Hier hat er eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolviert, war sechs Jahre Chef der Lügder Feuerwehr. &bdquo;Da hab ich alle Positionen durch“, sagt er lachend. Als er vor 22 Jahren zum Bevölkerungsschutz des Kreises wechselte, deren Chef er ist, musste er diese Tätigkeit an den Nagel hängen - sonst hätte er sich quasi selbst beauftragt, wie er sagt.

Seit 29 Jahre ist er Mitglied der CDU, saß kurz im Gemeindeparlament und nimmt für den Bevölkerungsschutz regelmäßig an Ausschüssen teil, für die er Vorlagen erstellt. Haase ist Vorsitzender bei Lügde Marketing, Mitglied im Dechenverein sowie im Schützen- und Freibadverein in Lügde. Er ist verwitwet, hat zwei Kinder und einen Enkel. Seine freie Zeit verbringt er gern mit der Familie und seiner neuen Partnerin.

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