Bad Salzuflen. Die bekanntesten Wahrzeichen der Kurstadt sind neben dem Leopoldsprudel mit seinem Brunnentempel vor allem die Gradierwerke als große Frischluftspender am Übergang von der Fußgängerzone zum Kurpark – bestehend aus dem begehbaren Erlebnisgradierwerk, dem Gradierwerk am Schliepsteiner Tor und dem sogenannten „Uhrenturmgradierwerk“.
Auf allen drei Bauwerken rieseln laut einer Pressemitteilung der Stadt über Schwarzdorn-Äste zusammen täglich bis zu 600.000 Liter Sole aus drei örtlichen Quellen. Die salzhaltige Sole wird dabei zu feinem Nebel zerstäubt und bieten mit ihren Mikropartikeln an Aerosolen ein meeresähnliches Klima.
Austausch für teures Geld
Jedoch nimmt die Zerstäubung der Sole aufgrund ihrer Inhaltsstoffe wie Kalk, Gips, Eisen und Mangan im Laufe der Jahre ab, diese Stoffe führen zu einer „Versinterung“ (Ablagerung) auf dem Schwarzdorn. Daher muss das zu Reisigbündeln verfüllte Gewächs an den drei Gradierwerken mit einer Gesamtfläche von rund 5000 Quadratmetern etwa alle sieben bis zehn Jahre für teures Geld ausgetauscht werden. In der jüngeren Vergangenheit sogar häufiger, da die drei Inhalatorien mittlerweile nahezu ganzjährig betrieben werden.
Im Sommer vergangenen Jahres hatte die Stadtverwaltung es sich zur Aufgabe gemacht, nach einer Möglichkeit zu suchen, die zunehmend kürzer werdenden Wechselintervalle des Schwarzdorns erheblich zu minimieren und langfristig die steigenden Kosten deutlich zu reduzieren.
Innovative Lösung
Mit Erfolg: „Der Schlüssel ist, die Ablagerungen an den Gewächsästen auf das kleinste Gradierwerk zu konzentrieren, so dass es sich quasi opfert’, um damit die beiden größeren Gradierwerke zu entlasten“, erklärt Bürgermeister Dirk Tolkemitt die gefundene Lösung. Die nachhaltige und umweltschonende Technik zur Schaffung eines „Reinigungsgradierwerks“ werde „bundesweit einmalig sein“, ergänzte das Stadtoberhaupt.
Für eine zeitnahe Umsetzung wird das „Uhrenturmgradierwerk“ bereits in den kommenden Monaten abgebaut und in der Folgezeit durch das sogenannte „Opfergradierwerk“ ersetzt. Die gesamte Investitionssumme für das innovative Großprojekt beläuft sich laut der Pressemitteilung auf etwa 7,9 Millionen Euro. Knapp die Hälfte dieser Summe muss nicht die Stadt aufbringen. Sie erhielt in dieser Woche eine Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von rund 3,4 Millionen Euro. Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling besuchte die Kurstadt und übergab Tolkemitt den Förderbescheid persönlich.
„Außergewöhnliche Bauwerke“
„Die Gradierwerke sind für die Stadt Bad Salzuflen historisch bedeutsame und erhaltenswerte sowie außergewöhnliche Bauwerke“, betonte Bölling bei der Übergabe. Neben den baulichen Kosten sind zusätzlich weitere 3,5 Millionen Euro veranschlagt für den noch anstehenden und „heutzutage sehr kostenintensiven Austausch von Schwarzdorn“, so Bürgermeister Tolkemitt, wobei diese Maßnahme nicht über den Förderbescheid abgedeckt sei. Vor einigen Jahren waren es etwa 200 Euro für den Quadratmeter Schwarzdorn, aktuell ist der Preis mehr als drei Mal so hoch.

Geplant ist der Start des Abrisses an der Salinenstraße für Mitte dieses Jahres. „Der genaue zeitliche Ablauf ist derzeit in Planung“, so Oliver Müterhies, Technischer Betriebsleiter Eigenbetriebsähnliche Einrichtung Gebäudewirtschaft (EGW) der Stadt Bad Salzuflen. Einschränkungen für Anwohner, Gastgeber und Gäste sollen so gering wie möglich gehalten werden. „Sobald wir Planungssicherheit haben, werden wir entsprechende Infos zur baulichen Umsetzung zeitnah weitergeben“, so Müterthies.
Mehrere Reinigungsstufen
Das neue „Opfergradierwerk“ wird über ein großes Becken mit mehreren Reinigungsstufen verfügen. Hierbei wird die Sole von Stufe zu Stufe aufbereitet und für die Verrieselung in den beiden anderen Gradierwerken optimiert. „Dabei wird zugleich der Salzgehalt signifikant erhöht“, sagt Müterthies weiter. „Mit positiven Auswirkungen, da sich der gesundheitliche Effekt weiter verbessern und die Holzkonstruktion der größeren Gradierwerke länger geschützt wird.“
Überdies werden laut der Pressemitteilung der Stadt beim Neubau auch die Aspekte Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit berücksichtigt, da in Bad Salzuflen dauerhaft weniger Schwarzdorn benötigt wird sowie keine chemischen Produkte für die Soleaufbereitung mehr nötig sind. Zudem soll die spätere Überdachung mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet werden, die den Strom für den Betrieb der Gradierwerk-Pumpen liefert.