Meinung: Aufsichtsrat schwächt den Chef des Klinikums Lippe

Kreis Lippe. Der Aufsichtsrat des Klinikums Lippe hat mit einem mehrteiligen Beschluss auf die Vorwürfe gegen den Klinikchef Dr. Niklas Cruse reagiert, der Vorsitzende Dr. Axel Lehmann danach eine Stellungnahme veröffentlicht . Den Vorgang kommentiert LZ-Chefredakteur Dirk Baldus wie folgt:

Man stelle sich vor: Eine Gruppe besitzt ein großes Unternehmen und hat sich vor einigen Monaten vom Geschäftsführer getrennt. Sie sucht sich über einen Dienstleister mit einem Branchen-Netzwerk einen neuen Chef, der das Haus retten soll. Als Dritte diesen beschuldigen, nicht korrekt gehandelt zu haben, entscheidet sich die Gruppe, ihn in seinem Handeln einzuschränken. Und erklärt öffentlich, dass man nun schauen müsse, ob nicht vielleicht doch etwas Strafbares vorgefallen sein könnte und der Staatsanwalt auch schon eingeschaltet sei. Und nun? Wird der geschwächte Chef bleiben?

Laienhaft agiert Eine vergleichbare Posse spielt sich derzeit im Klinikum Lippe ab. Der Aufsichtsrat hat mit seinem mehrteiligen Beschluss und mit der Öffentlichkeitsarbeit des Vorsitzenden einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er laienhaft agiert. Bitte nicht falsch verstehen: Es ist das gute Recht, nein sogar die Pflicht dieses Gremiums, ganz genau hinzuschauen und kritische Fragen zu stellen. Vor allem dann, wenn es sich um einen vorerst ausgeliehenen Geschäftsführer handelt, der ein riesiges Netzwerk hinter sich hat. Und wenn klar ist, dass Schaden droht, müssen die Mitglieder die Reißleine ziehen.

Nichts Neues übrigens. Diese Pflicht hat das Gremium eigentlich schon immer erfüllen müssen, um glaubwürdig zu sein.

Geschäftsführer wird zur &bdquo;Lame Duck“ Eigentlich gab es für das Gremium nur drei Möglichkeiten: den Neuen zu stärken, ihn zu feuern oder intern zu beschließen, vor einem Votum alle Vorwürfe klären zu lassen. Und das dann vertraulich. Die Realität: ein bisschen Lob, jede Menge Misstrauen und eine anschließende Mitteilung an die Öffentlichkeit, die den Geschäftsführer in eine Schmuddelecke stellt. Dr. Niklas Cruse wird durch Maßnahmen wie den möglichen Entzug der Einzelvertretungsberechtigung zur &bdquo;Lame Duck“, zur lahmen Ente. Da hilft es ihm auch nicht, dass ein Großteil des Klinikpersonals augenscheinlich hinter ihm steht.

Schade für alle Menschen, die im Klinikum Lippe arbeiten und auf gute Zeiten hoffen: Das Haus wird einmal mehr zu einem politischen Spielball und niemals zur Ruhe kommen. Wie sagte Landrat Lehmann nach der Entscheidung, sich von Dr. Johannes Hütte zu trennen, noch? Er bedauere es, weil &bdquo;ein Geschäftsführer während des größten strukturellen Umbaus der gesamten deutschen Kliniklandschaft von einer breiten politischen Unterstützung getragen werden muss“. Das ist gerade mal neun Monate her.

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