Detmold. Eine Kamera für 60 Euro hatte der Verkäufer auf dem Portal „Kleinanzeigen” angeboten. Er hatte den Käuferschutz aktiviert und nur über die Plattform kommuniziert – also eigentlich alles richtig gemacht. Doch der potenzielle Käufer schickte, als man handelseinig war, per Chat einen Screenshot mit einem QR-Code, angeblich um den Zahlungseingang über PayPal zu bestätigen. Der Verkäufer scannte den Code und wurde zur Anmeldung in seinem PayPal-Konto aufgefordert. Kurz darauf waren 2.970 Euro weg, abgebucht über die PayPal-Option „Freunde & Familie“.
Diesen Fall zieht die Verbraucherzentrale NRW heran, um vor Betrügern auf Verkaufsplattformen zu warnen. In einem ähnlichen Fall habe eine Krankenschwester 7000 verloren. der zugeschickte QR-Code war vorgeblich für „sicheres Bezahlen“. „Das sind zwei von zahlreichen Fällen, die Menschen uns melden“, sagt Brigitte Dörhöfer, Leiterin der Verbraucherzentrale NRW in Detmold. Sie erklärt, welche rechtlichen Schritte man unternehmen kann und wie man das Betrugsrisiko minimiert.
Immer auf die Sicherheit achten
Wer auf Plattformen für Privatverkäufe wie Kleinanzeigen, Vinted oder Markt.de etwas verkauft oder kauft, sollte sich an die Empfehlung halten, alles komplett auf der Plattform abzuwickeln und sich an die üblichen Abläufe zu halten. Wer sich auf private Mails oder alternative Zahlungsoptionen einlässt, trage ein hohes Risiko. „Deshalb sollte man auch keine QR-Codes oder Links öffnen, etwa um angeblich eingegangene Zahlungen zu akzeptieren.“ Denn QR-Codes seien genauso wie Links in Mails eine potenzielle Gefahrenquelle und können auf betrügerische Seiten führen.
Wer unerwartet dazu aufgefordert wird, einen QR-Code zu scannen, sollte das Geschäft abbrechen. Gleiches gelte, wenn man nach den PayPal- oder Kreditkartendaten gefragt wird. „Diese sind für den Empfang von Zahlungen bei der Abwicklung über die Verkaufsplattform nicht notwendig. Generell sollte das Geld für eine Ware ohne eine zusätzliche Bestätigung überwiesen werden.“
Welche Tricks eingesetzt werden
Bei privaten Onlinekäufen gebe es viele verschiedene potenzielle Betrugsfallen. Aktuell seien zwei besonders verbreitet: „Zum einen besteht ein Sicherheitsrisiko beim Verzicht auf den Käuferschutz und privater Zahlungsabwicklung, obwohl man auf der echten Verkaufs-Seite bleibt.“ Das andere Risiko entstehte, wenn man etwa durch einen QR-Code auf einer gefälschten Seite landet so wie im oben genannten Beispiel. Betrüger schicken Bildschirmfotos mit QR-Codes oder Zahlungsbestätigungen oder leiten ihre Opfer direkt auf andere Plattformen wie PayPal oder in einen privaten Mail- oder Chataustausch, um dort Zugangsdaten abzugreifen.
„Weil die hinterlegte Option ,Sicher bezahlen’ einen Aufpreis beinhaltet, wählen viele Interessenten Zahlungswege ohne Aufpreis. Das geht aber zu Lasten der Sicherheit“, warnt die Verbraucherzentrale. Auf solche Aufforderungen sollte nicht eingegangen werden. Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass das eigene Smartphone einen QR-Code erst anzeigt, anstatt die Aktion sofort auszuführen, so dass er überprüft werden kann.
Zudem sei ein genauer Blick auf die dann angezeigte Internetadresse (URL) ratsam. „Eine nachgebaute Website als Betrug zu erkennen, ist für technische Laien nicht einfach, da der präsentierte Link und die Seite selbst dem Original sehr gut nachempfunden sind, etwa in der typischen Farbe und mit dem Logo versehen.“ Doch ein wachsames Auge auf die Schreibweise des Links könne davor schützen, Opfer von Cyberkriminellen zu werden.
Was ist im Betrugsfall zu tun?
Betroffene sollten auf jeden Fall Anzeige erstatten und das Betrugsprofil bei dem Verkaufsportal melden. Wenn bereits Geld unrechtmäßig abgebucht wurde, sollte das Bankkonto gesperrt werden, um weitere Schäden zu verhindern. „Ganz wichtig ist es, die Zugangsdaten wie Passwort und Sicherheitsfragen für die Plattform sofort zu ändern.“ Zudem sollten Betroffene die Bank fragen, ob und wenn ja unter welchen Umständen eine unrechtmäßig gesendete Zahlung rückgängig gemacht werden kann. Screenshots der betrügerischen Transaktionen können hilfreich sein.
Mit welchen Missbrauchsmaschen zu rechnen ist wird unter www.verbraucherzentrale.nrw/node/110389 gezeigt.
So wappnen gegen Internetkriminalität: www.verbraucherzentrale.nrw/internetkriminalitaet-notfallcheck