Geständnisse: Mutter aus Lippe bietet Tochter gegen Geld für Sex mit Bekannten (50) an

Kreis Lippe. Sie scheint es kaum zu ertragen, was Staatsanwalt Lukas Schackow aus der Anklage verliest. Erst hält sich die Mutter ihre Hand vors Gesicht, dann den ganzen Aktenordner. Als wolle sie am liebsten verschwinden. Ob es sich bei der Reaktion um Mitgefühl für ihre Tochter (heute 14) handelt oder es um die Scham vor ihrer eigenen Person geht, weiß am Ende nur sie selbst.

Fest steht: Die 37-jährige Lipperin hat ihre Tochter einem Bekannten gegen Geld für sexuelle Handlungen angeboten. Beide müssen sich deshalb seit Dienstag wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor der Großen Jugendkammer am Landgericht Detmold verantworten. Obwohl beide geständig sind und die Kammer unter dem Vorsitz von Richterin Anke Grudda rund 15 Zeugen hört, bleibt ein Urteil am Ende des Verhandlungstages aus.

Der Fall an sich ist nur schwer zu begreifen. Selbst erfahrene Lehrkräfte ringen bei ihrer Zeugenaussage mit den Emotionen, eine Integrationskraft bricht in Tränen aus. Zu unglaublich sind die Vorwürfe, die die betroffene Jugendliche Ende März 2025 mehr zufällig in der Schule offenbart hatte. Das einzig Tröstliche: Die heute 14-Jährige muss nicht detailliert aussagen, was ihr angetan wurde.

Sowohl Mutter (37) als auch ihr mitangeklagter Liebhaber (50) räumen die Tatvorwürfe nach einem kurzen Rechtsgespräch über ihre beiden Verteidiger ein. &bdquo;Sie hat sie ihm nicht nur zweimal zum Sex überlassen, es können durchaus 14 Mal gewesen sein“, erklärt Verteidiger Jann Henrik Popkes aus Schlangen daraufhin. Er vertritt die angeklagte Frau, die hochschwanger auf der Anklagebank sitzt.

Seine Mandantin habe für die Treffen mit der Tochter Geld gefordert und auch bekommen, sagt Popkes. Mal waren es 50, mal 100 Euro, mal 200 Euro. Die finanzielle Situation der Familie sei angespannt gewesen, das stecke hinter dem Motiv. &bdquo;Das soll keine Rechtfertigung sein. Sie bedauert das, was sie ihrer Tochter und der ganzen Familie angetan hat.“ Insgesamt gehen die Ermittler von einem Betrag von rund 5000 Euro aus, der für sexuelle Dienste geflossen ist. Welche Summe die Übergriffe an der Tochter betrifft, lässt sich nicht aufdröseln.

&bdquo;Hast du 200 Euro? Dann kannst du sie abholen“ Die Mutter hatte den Mitangeklagten in einem Bordell kennengelernt und erst für eigene sexuelle Gefälligkeiten Geld bekommen. Die kuriose Affäre zwischen den beiden schaukelte sich immer weiter hoch. Die Mutter wollte mehr Geld, der Bekannte mehr dafür bekommen. Ab Januar 2025 organisierte die Lipperin dann Treffen mit der damals 13-Jährigen, darauf hatte der Bekannte lange verbal hingearbeitet. Der Mutter scheint egal zu sein, was ihr Mitangeklagter mit dem Kind vorhatte.

Das belegen etliche - nur schwer aushaltbare - Chats zwischen den Angeklagten, die Richterin Grudda verliest. Die Polizei hatte den zuvor gelöschten Chatverlauf wiederherstellen können. Ein Wendepunkt im Verfahren, sagt die Richterin. Immer wieder fordert die Angeklagte darin von ihrem Liebhaber Geld, bietet ihm Sex an und ist auch schließlich bereit, ihre Tochter mit einzubeziehen. &bdquo;Hast du 200 Euro?“, schreibt die 37-Jährige in einer Nachricht. &bdquo;Dann kannst du sie auch abholen.“

Verteidiger Popkes versucht, die Taten seiner Mandantin damit zu erklären, dass die sexuelle Neugier der Jugendlichen wohl zu dieser Zeit gerade erwacht sei. Auch der Mitangeklagte räumt die Vorwürfe zwar ein, bekräftigt aber, nichts gegen den Willen der Jugendlichen getan zu haben. &bdquo;Beim ersten Mal hat sie gesagt, dass es wehtut. Dann habe ich sofort abgebrochen“, sagt der Angeklagte.

Der älter wirkende Mann mit der Warze auf der Stirn scheint das Unrecht seines Handelns kaum einsehen zu können. Er hatte nachweislich auch mehrere Bilder von dem Mädchen in sexuellen Positionen und Reizwäsche gemacht. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Mädchen auf den Aufnahmen deutlich jünger - also noch ein Kind - ist. &bdquo;Sie wollte das gerne“, rechtfertigt sich der Angeklagte.

Mutter schweigt zu Hintergründen Die tragende Rolle der Mutter sticht trotz der Schwere der eigentlichen sexuellen Übergriffe heraus. &bdquo;Was war Ihre Tochter eigentlich in dieser Zeit für Sie?“, will Staatsanwalt Schackow an einer Stelle wissen. Die Angeklagte bringt dazu kein Wort heraus. &bdquo;Vielleicht ist mit einem Schweigen manchmal auch schon alles gesagt“, kommentiert Richterin Grudda.

Eine Mitarbeiterin des Jugendamtes sagt aus, dass der leibliche Vater des betroffenen Kindes und gleichzeitig Ehemann der Angeklagten weiterhin zu seiner Frau stehen würde und mit ihr zusammenbleiben möchte. Sowohl der Ehemann als auch die Schwester (18) machen von ihrem Recht Gebrauch, nicht gegen die Mutter auszusagen. Der Vater hatte seinem jüngeren Kind in diesem Verfahren offenbar mehrfach vorgeworfen, eine Lügnerin zu sein.

Laut Diplom-Psychologin Linda Engelbrecht gibt es keinen Zweifel an der Aussage des Mädchens. So eine komplexe und detailreiche Geschichte hätte sich die Jugendliche mit leichter Intelligenzminderung gar nicht ausdenken können. Das aussagepsychologische Gutachten ist am Ende durch die Geständnisse nur eine Randnotiz.

Der Prozess wird am Donnerstag, 9. Oktober, fortgesetzt. Dann werden die Plädoyers und das Urteil erwartet.

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