Kind gefesselt und in Kühltruhe gesteckt: Blomberger muss mehr als sieben Jahre in Haft

Blomberg. Die Gesichter der Richterinnen wirken wie entgeistert, als der Angeklagte über die Taten spricht, die er sich selbst nicht erklären kann. Er habe den kleinen Sohn seiner Lebensgefährtin mit sexuellen Übergriffen und körperlichen Misshandlungen bloß für sein Fehlverhalten bestrafen wollen, gibt er zu. Einmal fesselte er den damals zwölf Jahre alten Jungen, knebelte ihn und steckte ihn im verlassenen Haus seines verstorbenen Opas in Blomberg in eine Kühltruhe.

&bdquo;Ich sehe mich selbst nicht als typischer Sexualstraftäter“, meint der 28-Jährige vor Gericht. &bdquo;Mein Ziel war, dass er merkt, er muss sich ändern.“ Die Jugendschutzkammer unter dem Vorsitz von Richterin Anke Grudda glaubt ihm das nicht. Auch der psychiatrische Sachverständige bewertet das vorgeschobene &bdquo;Bestrafungsnarrativ“ als eine Ausrede.

Richterin: &bdquo;Wir halten Sie für gefährlich“ Fakt ist: Der unscheinbare Mann auf der Anklagebank ist bereits wegen sexuellen Kindesmissbrauchs vorbestraft. Die Kammer ist daher am Ende überzeugt, dass die Übergriffe auf den Sohn seiner Lebensgefährtin zwischen September und Dezember 2024 wegen seinem Hang zu Pädophilie passiert sind - selbst wenn sich der Angeklagte das nicht eingestehen wolle. Die Vorsitzende wird deutlich. &bdquo;Wir halten Sie für gefährlich“, sagt die Richterin.

Auch die Fotos, die der Angeklagte bei einem der Übergriffe von dem nackten, gefesselten Kind auf dem Bett gemacht habe, deuten aus Sicht des Gerichts auf ein sexuelles Motiv hin. Die Erklärung des Angeklagten, er habe dem Kind mit den Fotos im Nachhinein seine Machtlosigkeit vor Augen führen wollen, hält die Kammer nicht für nachvollziehbar.

Selbst für die erfahrene Jugendschutzkammer, die schon vieles gesehen und erlebt hat, spiele sich das, was der in Blomberg gemeldete Mann dem Kind angetan hat, auf einem unerträglichen Niveau ab. &bdquo;Es ist schwer, sich vorzustellen, was er da erleben musste“, sagt Richterin Grudda. Weil die sexuellen Übergriffe mit einem erheblichen Gewaltpotenzial und Morddrohungen einhergingen, müsse sich das auch in der Höhe des Strafmaßes widerspiegeln.

Lange Haftstrafe für Wiederholungstäter Die Jugendschutzkammer verurteilt den geständigen 28-Jährigen daher nach der Beweisaufnahme für insgesamt zwölf Delikte - unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauchs, Bedrohung, der Herstellung von Kinderpornografie und Freiheitsberaubung - zu sieben Jahren und drei Monaten Haft.

Darüber hinaus behält sich die Kammer vor, die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung zu einem späteren Zeitpunkt anzuordnen. Das heißt, sollte die angestrebte Therapie des Angeklagten in Haft keine Erfolge erzielen, kann das Gericht nachträglich bestimmen, den 28-Jährigen wegen der von ihm gerade für Kinder ausgehenden Gefahr dauerhaft unterzubringen.

Das Gericht will damit zumindest die Bereitschaft des Angeklagten anerkennen, an sich zu arbeiten, erklärt die Richterin. Bisher sei das nicht passiert. &bdquo;Aus Sicht der Kammer ist nicht bei uns angekommen, ob Sie sich bisher überhaupt ernsthaft damit auseinandergesetzt haben, was Sie dem Kind angetan haben“, sagt die Richterin.

Gericht lässt Zweifel erkennen Genauso klingen in der Urteilsbegründung Zweifel mit. &bdquo;Wie wollen Sie Ihr Verhalten kontrollieren, wenn Sie nicht mal erklären können, was Sie dazu gebracht hat“, fragt die Vorsitzende. Mehrfach hatte Richterin Grudda während der Beweisaufnahme versucht, das Motiv des Angeklagten herauszuarbeiten und das &bdquo;Warum“ zu entschlüsseln. Er weiß keine Antwort darauf.

Staatsanwältin Helena Fromme scheint daher wenig Hoffnung zu haben, dass er sich ändert. Die Staatsanwältin beantragt daher im nicht öffentlichen Plädoyer sieben Jahre und neun Monate Haft samt einer uneingeschränkten Sicherungsverwahrung. Rechtsanwältin Anke Reese, die das Opfer in der Nebenklage vertritt, schließt sich dem an, heißt es später.

Daher kann Verteidiger Nikolai Odebralski aus Essen das Urteil schon als Erfolg sehen, obwohl er mit fünf Jahren und sechs Monaten Haft auf ein deutlich geringeres Strafmaß plädiert hat. Nur hilfsweise beantragt der Verteidiger abschließend noch die vorbehaltene Sicherungsverwahrung. Zu Letzterem kommt es dann auch.

Opfer muss nicht detailliert aussagen Durch das Geständnis bleibt zumindest dem 13-jährigen Opfer eine detaillierte Aussage erspart, das erkennt das Gericht an. Doch genauso habe der Angeklagte sein Vertrauensverhältnis als &bdquo;perfekter Ersatzpapa“ missbraucht und bewusst Tatsituationen geschaffen, in denen ihm der Junge völlig ausgeliefert war, sagt Richterin Grudda.

Dazu habe er extrem manipulatives Verhalten an den Tag gelegt. Der Bewährungshelferin hatte er beispielsweise verschwiegen, dass er mit einer Mutter von vier Kindern zusammengezogen war. Außerdem habe die Mutter nichts von seiner Vorstrafe gewusst. Bis zu seiner Festnahme hatte der Angeklagte bei einem Pflegedienst gearbeitet. &bdquo;Ich liebe diesen Beruf“, sagt er zu Beginn. Angesichts der Übergriffe wirkt diese Aussage absurd.

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