Kreis Lippe. Vereinsamung, Schwerbehinderung, Pflege, Demenz, Altersarmut: Probleme, die ältere Menschen durchaus haben. In seinem ersten Pflege- und Sozialbericht für den lippischen Südwesten - genauer Augustdorf, Lage, Leopoldshöhe und Oerlinghausen - hat der Kreis genau diese Dinge betrachtet, um ein umfassendes Bild der Lebenslagen älterer und pflegebedürftiger Menschen zu bekommen.
Erkenntnisse aus der Netzwerkarbeit mit statistischen Zahlen wurden für den Bericht zusammengetragen, wie der Kreis in einer Pressemitteilung erklärt. Mit abgeleiteten Handlungsempfehlungen soll der Bericht sowohl die Kommunen als auch Fachkräfte im Pflege- und Sozialbereich in ihrer Planung von Angeboten unterstützen. „Besonders hervorzuheben ist, dass auch junge Menschen mit Pflegebedarf betrachtet werden – eine Zielgruppe, die noch oft übersehen wird, aber zunehmend an Bedeutung gewinnt“, betont Claudia Holzkämper, Fachbereichsleitung Soziales und Integration beim Kreis Lippe. Denn von mehr als 22.000 Pflegebedürftigen in Lippe waren immerhin rund 1700 Personen unter 25 Jahre alt.
Chancen und Herausforderungen
Die Ergebnisse zeigten Chancen auf. In allen Kommunen gibt es entweder einen hohen Anteil an älteren Menschen oder dieser wird in den kommenden Jahren steigen. In Oerlinghausen und Lage wird sogar mit einem Bevölkerungsrückgang gerechnet. In Augustdorf und Lage gebe es eine vergleichsweise junge Altersstruktur und kulturelle Vielfalt. Im lippeweiten Vergleich wohnen in Augustdorf und Leopoldshöhe mehr Personen in Mehrgenerationen- beziehungsweise Familien- und Paarhaushalten zusammen, was dazu beitragen kann, Einsamkeit und Isolation im Alter zu mindern, heißt es weiter. Gleichzeitig bestehen Herausforderungen wie der steigende Pflegebedarf, die wachsende Zahl alleinlebender älterer Menschen, drohende Altersarmut und Bedürfnisse von älteren Menschen mit Migrationshintergrund. Diese Entwicklungen sollen in der Planung von Pflege- und Sozialangeboten berücksichtigt werden.
Schon jetzt stellen Einpersonenhaushalte von Menschen ab 60 Jahren die häufigste Haushaltsform im Kreis Lippe dar. Es müssten daher niederschwellige Angebote zur Teilhabe geschaffen, ehrenamtliches Engagement gefördert und drohender Einsamkeit vorgebeugt werden, wie erklärt Dana Fortmann, Quartiersentwicklung Kreis Lippe und Erstautorin des Berichts, erklärt. „Der Ausbau ehrenamtlichen Engagements und eine längere Erwerbstätigkeit älterer Menschen kann nicht nur die soziale Teilhabe fördern, sondern ist auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels eine wertvolle Ressource.“ Die Fortsetzung und der Ausbau von Informations- und Beratungsangeboten für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen ist eine weitere Empfehlung.
Pflegestützpunkt, Wohnraumberatung, psychosozialer Beratung, Krebsberatungsstelle und weitere präventive Angebote an den Gesundheitszentren: Es gibt bereits einige Angebote des Kreises. 2021 hat die Quartiersentwicklung für die Region Lippe-Südwest ein erstes Pflegenetzwerk gegründet, mit dem Ziel, örtliche Akteure zu unterstützen und einen festen Rahmen für gemeinsamen Austausch anzubieten. Während der Netzwerkarbeit hat sich die „Arbeitsgruppe Demenz“ gebildet, welche die kostenlose Veranstaltungsreihe „Pflege und Demenz“ organisiert.
Der Bericht ist auf www.kreis-lippe.de im Bereich „Aktuelles“ unter den Publikationen aus dem Bereich Soziales und Integration zu finden.