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Bildung

So ist Lippe ins neue Ausbildungsjahr gestartet - noch sind Plätze frei

Kreis Lippe. Die Bilanz ist nicht schlecht: 1054 Bewerber haben zum Ausbildungsjahr 2024/2025 eine Ausbildung begonnen. 145 Bewerber waren bis Ende September unversorgt. Im Jahr 2023/24 waren es 121. Das vermeldet die Agentur für Arbeit in Detmold. Insgesamt gab es 2365 Bewerber (Vorjahr: 2339 junge Frauen und Männer), 1983 Ausbildungsstellen wurden in Lippe gemeldet.

Rainer Radler, Leiter der Agentur für Arbeit Detmold, ist ein Verfechter der dualen Ausbildung und appelliert gleichermaßen an Unternehmen und junge Bewerber, die Kombination aus theoretischer Bildung in der Berufsschule und praktischer Ausbildung im Betrieb möglich zu machen. „Die Zahl der Interessenten für eine schulische oder duale Ausbildung sinkt seit Jahren kontinuierlich, gleichsam wächst der Fachkräftebedarf“, wird er in einer Pressemitteilung zitiert. Dazu gebe es Beratungs- und Unterstützungsangebote. Radler fügt hinzu, dass die wirtschaftliche Stärke in der Region in seiner breiten mittelständischen Unternehmensbasis liege.

Geld für Qualifizierungen

Für 2025 standen der Arbeitsagentur Detmold 2,5 Millionen Euro für die berufliche Eingliederung und Qualifizierung von Jugendlichen zur Verfügung. „Für das kommende Jahr wird es mindestens genauso viel geben, tendenziell etwas mehr“, so die Prognose von Radler. In der aktuellen Nachvermittlungsphase und für den Ausbildungsbeginn 2026 unterstützt der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Unternehmen bei der Besetzung freier Ausbildungsplätze kostenfrei unter der Hotline 0800 4555520. Junge Leute auf Ausbildungssuche melden sich per Mail an detmold.berufsberatung@arbeitsagentur.de

IHK in Sorge

Martin Raithel, Abteilungsleiter der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe), betrachtet die aktuelle Ausbildungslage mit großer Sorge: „Wir haben 2025 eine doppelte Schieflage. Einerseits ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Lippe deutlich zurückgegangen – ein Einschnitt, den wir in dieser Deutlichkeit lange nicht gesehen haben. Andererseits bleiben gleichzeitig so viele Ausbildungsplätze unbesetzt wie noch nie. Das bedeutet: Immer weniger junge Menschen starten überhaupt eine Ausbildung, während die Unternehmen händeringend auf Nachwuchs warten. Diese Entwicklung gefährdet die Fachkräftesicherung unserer Region massiv.“

Ausbildung im Handwerk

Das Handwerk ist ein starker Ausbilder für Hunderte junger Menschen. Dennoch fiel die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge in Lippe im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent und landet damit auf dem Niveau des Jahres 2023. „Eine moderate Schwankung sei nicht ungewöhnlich“, erklärt Andrea Hegerbekermeier, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe. Trotzdem bleibe die Suche nach engagierten Nachwuchskräften auch im Handwerk herausfordernd und in einigen Gewerken besonders schwierig. Hierzu zähle insbesondere das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe, wozu Maurer oder Zimmerer gehören. Die drei top Ausbildungsberufe blieben traditionell Kfz-Mechatroniker, Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik sowie Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.

„Unsere Berufe bieten ein modernes Umfeld, gute Verdienstmöglichkeiten, ein hohes Maß an Teamarbeit und traditionell familiäre Strukturen“, betont Hegerbekermeier. Dabei gelte: Noten allein sind nicht alles – wichtiger seien Motivation, Zuverlässigkeit und der Wille, etwas zu lernen und Verantwortung zu übernehmen. „Wir brauchen Fachkräfte und wir brauchen auch Leistungsträger“, so Hegerbekermeier weiter. „Jugendliche, die Lust haben, sich einzubringen, Teil eines starken Teams zu werden und etwas zu bewegen. Im Handwerk geht es um Fairness, um klare Regeln, transparente Kriterien und die Anerkennung von Anstrengung.“

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