Darum kontrolliert Remondis die gelben Tonnen in Lippe

Kreis Lippe. &bdquo;Die Folgen sind so gravierend“, sagt Jens Ußling. Er ist Geschäftsführer vom Abfallentsorger Remondis in Lippe. Gemeinsam mit zwei weiteren Vertretern des Unternehmens erläutert er, warum die gelben Tonnen nun stichprobenartig kontrolliert werden. Auch Ulrich Schlotthauer, Geschäftsführer des Kompostwerkes in Lemgo ist beim Gespräch dabei.

Bei dem Abfallentsorger Remondis ist in diesem Jahr in Dörentrup zweimal ein Großbrand ausgebrochen – im Mai und im Oktober. Das ist der Grund, warum alle jetzt genauer hinschauen. Um solche Vorfälle zu verhindern, sind vor allem die Haushalte selbst gefragt. &bdquo;Der Bürger ist der Schlüssel, sonst wird es nicht funktionieren“, erklärt Jens Ußling.

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Weiteres Update: Großbrand bei Remondis in Humfeld - das ist bisher bekannt Gelbe Tonnen können stehen bleiben: Remondis prüft nach Bränden den Müll in Lippe Kleine Akkus, riesige Brände Müsste er ein Ranking der gefährlichsten Stoffe aufstellen, die in der gelben Tonne nichts verloren haben, würde Jens Ußling die Plätze eins bis fünf mit Lithium-Ionen Akkus besetzen: &bdquo;Lithiumionen-Akkus haben in einer gelben Tonne nichts zu suchen – auch in der Restmülltonne nicht.“

Die Batterien hätten sich schon im Müllfahrzeug selbst entzündet - während eines Transportes. Zum Glück ohne Verletzte, doch spätestens in der Sortieranlage werde es nicht nur gefährlich, sondern auch teuer. &bdquo;Batterien müssen zurück an den Laden, wo sie gekauft worden sind oder an die Wertstoffhöfe“, erklärt er.

Viele Bürgerinnen und Bürger wissen laut Ulrich Schlotthauer nicht, was sie da tun: &bdquo;Meine Lieblinge sind die Grußkarten, die einen Jingle spielen – und dann in der gelben Tonne entsorgt werden.“

Viele Akkus, wie etwa E-Zigaretten, Fahrradakkus oder alte Handys sind mittlerweile so ineinander vergossen, dass sie nur noch schwer getrennt werden könnten. Durch die falsche Sortierung würden ganze Sammelsysteme gefährdet werden.

Langreichende Folgen Ein angeknackster und feuchter Akku reiche schon, um den Müll auf der Deponie zu entzünden. &bdquo;Ist die Feuerwehr nach 15 Minuten da, ist es schon zu spät“, erklärt Schlotthauer. Die letzte Möglichkeit sei nur, das Feuer kontrolliert abbrennen zu lassen. Zuletzt seien auch Feuerwehrleute beim Löschen verletzt worden.

Fest steht, dass die Materialien nicht in die Tonne dürfen. Laut Lena Langenkämpfer, Pressesprecherin von Remondis, gibt es ständig Unfälle: &bdquo;Die Branche zeigt, dass es täglich 30 Brände gibt.“ Und diese würden durch Batterien und Akkus verursacht.

So ein Brand ist teuer: Laut Schätzungen des Unternehmens haben die beiden Brände in diesem Jahr Kosten von jeweils mehr als eine Million Euro verursacht. Ein großer Kostenpunkt: Die Lager- und Sortieranlagen müssten wieder aufgebaut werden. Ein solches Unterfangen bedeute aber auch, dass die Bauten versichert werden müssen.

Bei zwei Bränden pro Jahre frage sich der Versicherer, wann es das nächste Mal zum Brand komme. Mit solch einer Brandgefahr und einer Prognose von weiteren Schäden im Millionenbereich gibt es laut dem Geschäftsführer kaum einen, bis keinen Versicherungsschutz: &bdquo;Die Versicherer sitzen einfach am längeren Hebel.“

Als großes Unternehmen könne Remondis solche Schäden eventuell noch selber stemmen, erklärt die Pressesprecherin: &bdquo;Aber kleinere Unternehmen haben da keine Chance.“ Ußling: &bdquo;Die, die letztlich den Mehraufwand zahlen müssen, sind die Bürger.“

Auftrag wird verhindert Ein weiteres Problem: &bdquo;Das Fachpersonal guckt immer mal, wie schwer die Tonne ist, doch wegen der Tourplanung haben sie keine Möglichkeit, sie zu kontrollieren“, sagt Langenkämpfer. Ließen sich beim ersten Blick in die Tonne Fehlwürfe erkennen, hielten die Mitarbeiter das auf Fotos fest - und die bekommen die Bürger laut Remondis dann zugeschickt. Die Tonne selbst bleibt dann stehen.

Doch auch dann gibt es laut Anja Fricke die sogenannten &bdquo;Totalverweigerer“. Wenn es sich nach mehreren Versuchen nicht bessere, dann müsse der Bürger damit rechnen, dass er nach Abstimmung mit der Kommune nur eine Restmülltonne bekäme, welche wesentlich teurer sei als die gelbe Tonne.

Anja Fricke erlebt oft, dass wütende Bürger bei der Abfallwirtschaft in Detmold anrufen und sich fragen, warum ihre Tonne nicht abgeholt worden sei. Erklärt sie ihnen dann, was die Mitarbeiter in den Tonnen fotografiert hätten, müssten viele erst mal schlucken. Mit dem Frust der Bürgerinnen und Bürger kann der Chef des Kompostwerkes umgehen. Schlotthauer: &bdquo;Es geht darum, dass wir Lösungen finden – und partnerschaftlich arbeiten.“

Der Idealfall und Aussichten Auch Lebensmittelreste werden teilweise in die gelbe Tonne gepackt, erklärt Ulrich Schlotthauer. Nach dem Motto: &bdquo;Das habe ich doch schon immer so entsorgt.“ Dabei sei es selbstverständlich, dass Biomüll kein Verpackungsmüll sei. Er betont außerdem, dieses Problem beziehe sich nicht nur auf Lippe, sondern auf die ganze Bundesrepublik.

Plastikmüll zu recyceln schont die Umwelt, spart Ressourcen und Energie. &bdquo;Unser Anspruch ist ja, dass wir die Stoffe, die wir sammeln, verwerten“, sagt Langenkämpfer. Das Spannende sei, was danach wieder daraus hergestellt werden könne.

Wenn aber falsch sortiert werde, sei das ganze System gefährdet. Viele Bürger würden davon ausgehen, sagt Ulrich Schlotthauer, dass der gelbe Müll nach Bielefeld transportiert und abgebrannt werde. Dem sei nicht so, erklärt Lena Langenkämpfer: &bdquo;Die stoffliche Verwertung liegt bei 50 Prozent.“

Um den Müll zu recyceln, müsse er erst sortiert werden. Der Idealfall sehe so aus: Ein reiner, weißer Ballen, gepresst nur aus Joghurtbechern, die vorher sortiert worden sind. Laut dem Chef des Lemgoer Kompostwerkes gibt es innovative Ideen, wie etwa künstliche Intelligenz, die mit Kameras und Bilderkennung ausgestattet sei. Das könnte die Kontrolle der gelben Tonnen erleichtern.

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