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"Der Schmerz ist nicht messbar"

Iris Brinkmann unterstützt Eltern von "Sternenkindern"

Klinikbox: Iris Brinkmann zeigt Kleidungsstücke für "Sternenkinder". Foto: Sartor
Klinikbox: Iris Brinkmann zeigt Kleidungsstücke für "Sternenkinder". Foto: Sartor

Dörentrup. Ein Baby wird erwartet, eine Zeit der Vorfreude und gespannten Erwartung. Doch leider enden nicht alle Schwangerschaften mit der Geburt eines gesunden Kindes: in Deutschland werden jedes Jahr hunderte Babys zu früh oder tot geboren.

Diesen kleinen Wesen, die vor dem Gesetz teilweise noch nicht einmal als "Person" gelten, und ihren Eltern möchte die Initiative "Schmetterlingskinder" zu einem menschenwürdigen Abschied verhelfen. Iris Brinkmann aus Dörentrup engagiert sich in dem Verein "Frauenworte", dem das Forum angeschlossen ist, als Vor-Ort-Helferin und erklärt die traurige Situation: "Für diese winzigen Kinder gibt es keine passende Bekleidung, so dass sie nackt beerdigt werden müssen. Für die traumatisierten Eltern ist es oft nahezu unerträglich, ihr Kind völlig schutzlos zu verabschieden." 
Um in dieser schmerzlichen Situation den Familien wenigstens diese zusätzliche Belastung zu ersparen, bietet das Forum "Schmetterlingskinder" den Kliniken Kleidungsstücke für Frühgeburten an. Ehrenamtliche Helferinnen fertigen Kleidung für Kinder ab 100 Gramm Geburtsgewicht, die in ganz Deutschland an die Geburtsstationen verteilt wird. "Für die allerkleinsten ‚Sternenkinder‘ gibt es Pucksäcke, in die sie hineingelegt werden können. Dann haben wir Mützchen, Jäckchen oder auch winzige Windeln, da viele Eltern den Wunsch haben, das Geschlecht des Kindes zu bedecken", erläutert Iris Brinkmann den Inhalt einer dieser Klinikboxen, wie sie auch in Lemgo und Detmold vorhanden sind. 
Neben kleinen Decken, Söckchen oder liebevoll gestalteten Erinnerungs- und Abschiedskarten ist als weiterer Inhalt in dieser Box ein kleines gehäkeltes Körbchen, in das ein Kind hineingelegt werden kann: "Manchmal werden den Eltern die Kinder in einer Nierenschale gebracht, das möchten wir mit solchen Angeboten verhindern", weiß Iris Brinkmann als Betroffene von der Notwendigkeit dieser Hilfe. 
Sie selbst hat vor etwa sieben Jahren mit einer anderen Mutter eines "Sternenkindes" einen Gesprächskreis begründet, in dem sich die Frauen einmal im Monat treffen. "Manche Mütter, die ihr Kind deutlich vor der 20. Schwangerschaftswoche verloren haben, halten ihre Trauer oft für weniger berechtigt, als die von Frauen, die ihre Kinder erst kurz vor oder nach der Geburt verloren haben. Aber der Schmerz über den Verlust eines Kindes ist nicht in einer Skala messbar." 



Für alle, die Hilfe suchen oder anbieten, ist Iris Brinkmann unter irissilas@aol.com zu erreichen.

Information
"Sternenkinder": 
Kinder, die bereits im Mutterleib verstorben,
oder kurz vor, bzw. nach der Geburt versterben, werden als
"Sternenkinder" bezeichnet. Die meisten Friedhofsverordnungen sehen für
Babys unter 500g Geburtsgewicht keine eigene Bestattung vor, so dass
diese Kinder anonym oder im rechtsfreien Raum beigesetzt werden. In
Lemgo und Detmold werden die Kinder in Baumsärgen, das sind ausgehöhlte
Baumscheiben, aufbewahrt und in anonymen Grabstellen in Sammelgräbern
beigesetzt.

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