
Lage (dl). Die Zuckerrübenernte ist eine technisch aufwendige und komplizierte Angelegenheit. Mit Roder und Rübenmaus werden die Knollen gereinigt und verladen. Doch die Ausrüstung von Gerrit Abel, Landwirtschaftlicher Berater der Zuckerfabrik, ist minimal.
Abel nutzt einen so genannten Rübenheber, der seit Jahrhunderten für die Ernte der Knollen verwendet wird und ein wenig an eine Forke erinnert, und ein Messer zum Abtrennen der Blätter. Denn der Agraringenieur vom Zuckerunternehmen Pfeifer & Langen (Kölner Zucker) macht Proberodungen.
"Mit diesen Proberodungen kann abgeschätzt werden, wie die Rübenernte ausfällt", erklärt der studierte Landwirt. Dabei geht es nicht nur um die reine Menge, sondern auch um die Qualität. Denn der Zuckergehalt in den Knollen kann deutlich schwanken.
Bisher sieht alles sehr gut aus: "Die erste Ernteschätzung diese Jahres lässt sich mit dem Jahr 2009 vergleichen. Damals wurden im Schnitt knapp 80 Tonnen Rüben je Hektar - das ist die Fläche von zwei Fußballfeldern - geerntet." 2009 gilt als außergewöhnlich gutes Zuckerrübenjahr. An Hand der Proberodungen kann die ermittelte Menge mit der Anbaufläche multipliziert werden. "Das sind rund 10.000 Hektar", so der Experte, der gerade auf einer Testfläche bei Lage eine Probe nimmt. Doch die allein sei nicht repräsentativ. Die eingehenden Daten müssen alle Regionen, ihre Böden und die jeweiligen Niederschläge abbilden. Deshalb werden "Rübenproben jeweils auf 18 Standorten des Einzugsgebiet zwischen Soest und Hessisch Oldendorf, Hameln und Lage genommen", erklärt der Experte.
Drei Quadratmeter groß sind die Versuchsflächen, die jeweils drei Pflanzenreihen umfassen. "Die Proben werden dann in Jülich im Labor untersucht, und wir erhalten die Ergebnisse." Die Ermittlung der Erntemengen dient auch dazu, den Termin für den Kampagnenstart festzulegen. Der errechnet sich aus der Rüben- und der Verarbeitungsmenge.
"In Lage beträgt die Verarbeitungskapazität täglich 7.500 Tonnen. Jede Tonne Mehrertrag muss also hinten angehängt werden, die Kampagne verlängert sich", erklärt Abel. "Da die Erntemenge in diesem Jahr hoch ausfällt, wird der Kampagnenstart auf den 21. September vorgezogen." Aktuell wird eine Ernte von 750.000 Tonnen erwartet. Daraus werden etwa 120.000 Tonnen Zucker gewonnen, was den Bedarf von 3,5 Millionen Menschen deckt.