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Kreis Lippe

Drei Gymnasien in Lippe setzen "Lerncoaches" ein

Lehrer bieten individuelle Hilfe an

Die neuen Lerncoaches der Gymnasien in Blomberg, Horn und Lemgo (MWG) mit ihrer Ausbildungsleiterin Hanna Hardeland (Dritte von rechts). - © Foto Buhrmester
Die neuen Lerncoaches der Gymnasien in Blomberg, Horn und Lemgo (MWG) mit ihrer Ausbildungsleiterin Hanna Hardeland (Dritte von rechts). (© Foto Buhrmester)

Kreis Lippe. Das Lernen können Schüler erlernen. Wie das am besten funktioniert, ist individuell verschieden. Deshalb brauchen viele Schüler eine persönliche Beratung. Diese sollen künftig "Lerncoaches" anbieten.

Mit dem Hermann-Vöchting-Gymnasium Blomberg, dem Marianne-Weber-Gymnasium Lemgo und dem Städtischen Gymnasium Horn haben sich drei lippische Schulen entschieden, jeweils vier Lehrkräften eine Ausbildung zum Lerncoach zu ermöglichen. Nach den großen Ferien werden die neun Lehrerinnen und drei Lehrer als "Lernberater" an ihren Schulen fungieren.

Die Hamburgerin Hanna Hardeland unterweist die angehenden Lerncoaches. Den Begriff "Beraterin" hört sie nicht so gern: "Es geht dabei um mehr. Das Methodentraining allein reicht nicht. Schließlich besteht eine Klasse nicht aus 27 Schülern, sondern aus 27 mal einem Schüler." Will heißen: Warum Schüler Lernblockaden oder -hemmnisse und Leistungsstörungen haben, hat ganz unterschiedliche Ursachen. Hardeland: "Die neuesten Forschungen gehen davon aus, dass die Emotionen viel Einfluss auf die Lernfähigkeit haben." Wichtig ist das Umfeld – Freunde, Bekannte, Familie. Wer Zuhause Ärger hat oder gerade frisch verliebt ist, hat eben etwas anderes im Kopf als Mathe oder Vokabeln.

Den Problemen der Schüler in einem individuellen Gespräch auf den Grund zu gehen, ist die Aufgabe der Lerncoaches. Das geschieht fächerunabhängig und hat nichts mit Nachhilfe oder Lerntherapie zu tun. "Lerncoaching ist nicht nur was für schwache Schüler, sondern auch für die guten, die oft einen entsprechenden Erwartungsdruck von Zuhause haben", sagt Hardeland. Egal ob Stresssymptome, Prüfungsangst, Leistungsschwierigkeiten oder Lernstörungen - dem Lerncoach geht es darum, den Schüler ganzheitlich zu sehen und gemeinsam mit ihm Lösungen für effektives Lernen zu erarbeiten: "Dabei sollte sich der Blick nicht auf die Defizite, sondern auf die Ressourcen richten", betont Hardeland.

Erkennt ein Lehrer die Probleme eines Schülers, kann er ein Lerncoaching anregen, allerdings muss der Schüler dazu bereit sein. Jugendliche zum Reden zu bringen, ist kein leichtes Unterfangen. Dennoch scheinen die Lehrer die Schüler zu erreichen: "Ich habe bereits positive Erfahrungen gemacht. Die Schüler öffnen sich, weil sie merken, dass sie endlich mal Klartext reden können", berichtet Claudia Glinka. Und Manuela Ziemer, Klassenlehrerin in der sechsten Jahrgangsstufe, hat erlebt, dass die Kinder die persönliche Zuwendung zu schätzen wissen. "Das Lerncaoching kann unser Methodentraining nicht ersetzen, sehr wohl aber gut ergänzen", fasst Sandra Charter das Projekt zusammen.

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