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Kreis Lippe

"Betreuungsteam Lippe" will Hilfsbedürftige und deren Angehörige entlasten

Pausen zum Durchatmen sind wichtig

"Betreuungsteam Lippe" entlastet - © Lippe
"Betreuungsteam Lippe" entlastet (© Lippe)

Lage-Hörste. Viele Menschen pflegen ihren Partner oder ein Elternteil zu Hause. Wenn sie eine Auszeit und Entlastung suchen, helfen die Ehrenamtlichen des "Betreuungteams Lippe".

Er hatte gedacht, er schaffe das weiterhin alleine, die Kinder als Unterstützer in der Hinterhand. Aber irgendwann ging es doch nicht mehr. Jahrelang war Reinhard Piechottka rund um die Uhr für seine Elisabeth da. Bis er erkannte: "Du musst andere hineinlassen." Hinein in die Wohnung, hinein ins Leben, in den Alltag. In einen liebevollen, aber anstrengenden Alltag. Denn Elisabeth ist dement, kann nicht alleine gelassen werden; der Pflegedienst kommt täglich.

Der 77-jährige Piechottka steht seiner Frau mit ganzer Kraft zur Seite, und er hat sich so gut es geht arrangiert. Ein kleines Beispiel nur aus dem Alltag: Er lässt die Tür absichtlich knarren - zur Sicherheit, damit er hört, sollte sich seine Frau auf Wanderschaft begeben.

Freut sich über Unterstützung bei der Betreuung seiner demenzkranken Frau: Reinhard Piechottka (rechts) im Gespräch mit Ev Bahle (links) und Beate Duzella. - © Foto: preuss
Freut sich über Unterstützung bei der Betreuung seiner demenzkranken Frau: Reinhard Piechottka (rechts) im Gespräch mit Ev Bahle (links) und Beate Duzella. (© Foto: preuss)

Aber ab und zu muss er durchatmen - das hat Reinhard Piechottka nach Jahren erkannt. Er braucht Zeit für sich, zum Einkaufen, für den Sport, einen Besuch, einen Arzttermin. Als er davon erfährt, dass ihm von der Pflegekasse Geld für zusätzliche Betreuungsleistungen und Verhinderungspflege zusteht, macht er sich schlau. Denkt: "das könnte mir helfen" und nutzt nun das Angebot des "Betreuungsteams Lippe".

Der Verein hat sich im Frühjahr gegründet, hat nun die Anerkennung der Bezirksregierung in der Tasche. Seine Leistung darf er als "niedrigschwelliges Betreuungsangebot" mit den Pflegekassen abrechnen. Eine Menge Formalitäten waren vonnöten. Fortbildungen, Qualifizierungsnachweise.

Die Betreuerinnen kommen auf Anfrage nach Hause, und der Partner hat Pause. Sie pflegen die Hilfsbedürftigen nicht - ihre Hauptaufgabe ist es, da zu sein. "Sie lesen vor, spielen, basteln, singen, gehen spazieren", erklärt Beate Duzella. Die Pflegeberaterin des Kreises Lippe hat die Vereinsgründung gemeinsam mit den Seniorenberatern aus Lage und Lemgo initiiert und begleitet. Sie weiß: "Die Angehörigen sind in Gedanken immer bei ihren Lieben, haben Angst, dass etwas passiert - nur, weil sie einkaufen sind oder einen Termin haben. Sie können den Partner nicht allein lassen. Wir wollen ihnen diese Angst nehmen."

Der Verein hofft, dass die Leistung der Pflegekasse sich herumspricht. Fernziel ist, dass sich Ortsgruppen in allen lippischen Kommunen organisieren. 13 Euro stellt der Verein den Pflegekassen für eine Stunde in Rechnung, "reine Aufwandsentschädigung", betont Vorsitzende Eva Bahle. Den Angehörigen stehen bis zu 200 Euro zu. Es dauere zuweilen, bis sich Pflegebegleiter und zu Pflegender fänden, aber in den allermeisten Fällen stimme die Chemie.

17 Mitglieder zählt der Verein, viele von ihnen haben selbst Erfahrung mit Demenzkranken gemacht und wollen nun anderen helfen. Und es gibt einiges zurück: "Die Menschen blühen auf, sind fröhlich, vergessen ihre Wehwehchen, wenn wir da sind", weiß Bahle aus ihrer Erfahrung. Reinhard Piechottka möchte des Betreuungsteam nicht mehr missen und ist froh, dass er es hineingelassen hat.

Kontakt: Karin Radtke vom Betreuungsteam, 05265/9559449 oder E-Mai an: btlippe@hotmail.com.

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