Das müssen junge Lipper beim Auszug beachten

Kreis Lippe. Die erste eigene Wohnung, endlich unabhängig, auf sich selbst gestellt, ohne Eltern. Für junge Menschen geht damit ein neues Kapitel im Leben los. Doch das sollte auch abgesichert sein. Worauf ist zu achten, wenn das Kind flügge wird? Experten wissen Rat.

Kindergeld "Grundsätzlich besteht ein Anspruch bis Vollendung des 18. Lebensjahres, danach, nämlich bis zum vollendeten 25. Lebensjahr, nur bei Erfüllung besonderer Anspruchsvoraussetzungen", erklärt Sibylle Hünnemeyer, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit. Das Kindergeld bekommen die Eltern, nicht das Kind, auch wenn es volljährig ist. Voraussetzungen, um das Kindergeld auch nach dem 18. Geburtstag noch zu bekommen, sind zum Beispiel, eine Schul- oder Berufsausbildung beziehungsweise ein Studium. Macht das Kind eine zweite Ausbildung (Schul-, Berufsausbildung oder Studium) und arbeitet bis zu 20 Wochenstunden, gibt es ebenfalls weiterhin Kindergeld. "Wie viel es mit dieser Beschäftigung verdient, spielt keine Rolle", erklärt die Bundesagentur für Arbeit.

In einer Übergangszeit, zum Beispiel zwischen Schulabschluss und Ausbildungs- oder Studienbeginn, gibt es das Kindergeld ohne dass sich das Kind arbeitssuchend melden muss. Diese dauert maximal vier Monate. Auch während eines Praktikums, "das einen fachlichen Bezug zum angestrebten Beruf hat" oder während des Bundes-Freiwilligendienstes, einem freiwilligen sozialen oder ökologischen Jahr, erhalten die Eltern weiterhin Kindergeld.

Hat das Kind keinen Ausbildungsplatz gefunden, muss es seine Bemühungen nachweisen. Das ist erfüllt, wenn es bei einer Arbeitsagentur oder einem Jobcenter ausbildungsplatzsuchend gemeldet ist - ebenso, wenn das Kind unter 21 Jahre alt ist und arbeitslos, aber als arbeitssuchend beim Jobcenter gemeldet ist. Und für Kinder mit Behinderungen gibt es unter bestimmten Voraussetzungen auch über das 25. Lebensjahr hinaus Kindergeld.

Sinnvolle Versicherungen Eckhardt Maaß, Sprecher der lippischen Versicherungsvertreter, betont, wie wichtig es ist, sich Gedanken um den Versicherungsschutz zu machen. Ganz oben steht die Haftpflichtversicherung. Kinder fallen grundsätzlich unter den Schutz der privaten Haftpflichtversicherung der Eltern. Früher endete dies automatisch mit dem 18. Geburtstag, doch "wer eine Erstausbildung macht, ist meist wieder drin", weiß der Experte. In jedem Fall lohne ein Blick in die Police, um auf Nummer sicher zu gehen.

Wenn das Kind für Studium oder Ausbildung auszieht, bedeute dies nicht gleichzeitig auch, dass der Schutz der Versicherung entfalle - Stichwort Familiensicht. Ist der Auszug vorübergehend, gelte der Schutz meist weiter.

Daneben empfiehlt Maaß eine Hausratversicherung abzuschließen. "Damit hab ich Ruhe und bin abgesichert." Denn sie sei relativ günstig, vor allem betrachtet man das technische Equipment, das bereits viele junge Menschen besitzen und auch für Studium oder Ausbildung nutzen.

Eine Krankenversicherung ist in Deutschland Pflicht - und Kinder meist bei den Eltern familienversichert. "Doch sobald man sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, fällt man aus der Familienversicherung raus", erklärt der Versicherungsfachmann - also auch in der Ausbildung. Studierende seien in der Regel bis zum 25. Lebensjahr in der Familienversicherung, zum Teil auch länger. Maaß' Empfehlung: zur Krankenkasse gehen und den Status klären. Denn es sei ein wirklich komplexes Thema, zum Beispiel gebe es studentische Versicherungen oder gar private mit Studententarif.

"Auch als Azubi oder Student sollte man schon in die Zukunft blicken", sagt Maaß, deshalb rate er ebenfalls, sich frühzeitig um Unfall- und Berufsunfähigkeitsversicherungen Gedanken zu machen. Denn die gesetzliche Unfallrente reiche im Falle eines Falles vielleicht gerade als Verletztenrente aus - wenn überhaupt. Müsse aber ein Haus umgebaut und an die Unfallfolgen angepasst werden, gebe es hieraus kein Kapital, von einer privaten Unfallversicherung schon.

"Je jünger man ist, desto günstiger die Beiträge", weiß der Experte. Außerdem müssen Antragsteller eine Gesundheitsprüfung durchlaufen. Und viele Malessen kämen ja mit dem Alter.

BAföG & Co. BAfög ist in der Regel abhängig vom Einkommen der Eltern oder vom Ehepartner beziehungsweise eingetragenen Lebenspartner des Antragstellers. "Auch eigenes Einkommen und Vermögen wird zum Teil angerechnet, wenn es Freibeträge übersteigt", erklärt Lisa-Marie Kreisel vom Kreis Lippe.

Gezahlt wird es vom zuständigen Amt für Ausbildungsförderung. Die jeweilige Zuständigkeit richte sich dabei nach der Art der Ausbildung: Für Studenten ist es das Amt am Standort der Hochschule, für Schüler in der Regel das für den Wohnort der Eltern oder die Ausbildungsstätte (für Abendgymnasien, Kollegs, höhere Fachschulen und Akademien) zuständige Amt. Für Aufstiegs-BAföG ist in NRW die Bezirksregierung Köln zuständig.

Studentinnen und Studenten müssen das BAfög zur Hälfte zurückzahlen - maximal 10.010 Euro laut TH OWL. Schülerinnen und Schüler erhalten es als reinen Förderzuschuss. Wer für einen Schulbesuch BAföG erhalten hat, kann es grundsätzlich auch für sein Studium erhalten, sagt Kreisel. Und nach dem Bachelor- wird in der Regel auch ein Masterstudium gefördert.

Das Studentenwerk rät auch denjenigen einen Antrag auf BAföG zu stellen, die meinen, sie hätten keinen Anspruch darauf. So gebe es manchmal eben doch was, in anderen Fällen nutzt der Ablehnungsbescheid als Nachweis für andere Sozialleistungen.

Studenten, die nicht älter als 35 Jahre sind und in höheren Semestern studieren, können beim Bundesverwaltungsamt den staatlichen Bildungskredit beantragen. Dieser wird laut Deutschem Studentenwerk für maximal 24 Monate in monatlichen Raten von 100 bis 300 Euro gewährt. Einmalig können bis zu 3600 Euro für studienbezogene Ausgaben gezahlt werden. Mit einem KfW-Studienkredit wiederum gibt es bis zu 650 Euro monatlich, er wird bis zum Alter von 44 Jahren gewährt. Auch hier fallen Zinsen an.

Auszubildende können einen Anspruch auf Berufsausbildungsbeihilfe haben. Aber: Grundsätzlich ist nur eine staatlich anerkannte betriebliche oder außerbetriebliche Berufsausbildung förderungsfähig, eine schulische nicht.

Wohngeld "Wohngeld dient der wirtschaftlichen Sicherung angemessenen Wohnens", heißt es im Gesetz, es wird als Mietzuschuss gezahlt. Die absolute Einkommensgrenze, um Wohngeld zu erhalten, liegt demnach in NRW seit 1. Januar 2023 für Alleinstehende bei 1516 Euro. Auf der Seite des Heimatministeriums NRW gibt es dazu einen Wohngeldrechner ( www.wohngeldrechner.nrw.de ).

Aber: Hat ein Student etwa "dem Grunde nach Anspruch auf BAföG", bekommt er in der Regel kein Wohngeld - selbst, wenn er gar kein BAföG bezieht.

Viele Vermieter verlangen zudem eine Bürgschaft der Eltern für die Wohnung. Denn dann sind diese in der Pflicht, wenn das Kind die Miete nicht zahlt - und der Vermieter bekommt sein Geld trotzdem.

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