Lage-Billinghausen. Die Idee, zum 800. Geburtstag einen großen Umzug zu starten, ist eingeschlagen wie eine Bombe in Müssen und Billinghausen. Allein der Bau der Festwagen hat sich zu einem eifrigen Wettkampf unter den Teilnehmern entwickelt.
„Herr Bunse hat seinen Brenner, wir haben Nachbarschaft, das ist der Renner“, steht auf dem Anhänger, den die Anwohner der Bunsenstraße derzeit noch liebevoll dekorieren. „Vorne werden dann ein paar Leute in weißen Kitteln am Chemietisch sitzen und hinten auf dem Wagen darf der Rest der Nachbarschaft auf Bierzeltgarnituren Platz nehmen“, malt sich Ulrich Möller das Szenario aus.
„Na, ihr seid ja ein paar Erfinder“, frotzelt Helmut Johanning, der seinen Hof als Werkstätte zur Verfügung gestellt hat. Das Exemplar von „seinem“ Landwirtschaftlichen Verein ist noch hinter einem Scheunentor versteckt. Hier wird im Geheimen gewerkelt. Ein paar Ackergeräte und Geschirre seien auf dem Wagen dekoriert. Mehr will Johanning aber jetzt noch nicht verraten. Dafür ist es offensichtlich, wen der von Baugittern eingezäunte Festwagen beherbergen wird. „Ein Käfig voller Narren“, steht schon in leuchtendem Graffiti an der Ladefläche. „Ja klar, das ist unser“, gibt Karnevalspräsident Ingo Sundermann schmunzelnd zu.
Doch da das Narrenvolk an der Sunnerbieke groß ist, reicht ein Käfig bei Weitem nicht aus, um alle in Schach zu halten. „Es wird noch einen ,Senatoren-Wagen geben“, so Sundermann. „Da werde ich wohl zwischendurch immer mein Fahrzeug wechseln müssen“, lacht Ulrich Möller. Er ist nicht der einzige, der hier in verschiedenen Gruppen aktiv ist. Aber derzeit baut er noch am Schmuckstück der Bunsenstraße und sieht seine Nachbarschaft auf den vorderen Plätzen. „Sollten wir einen der drei ersten Plätze belegen, die mit einem Geldpreis belohnt werden, feiern wir ein großes Straßenfest“, gibt sich auch Mitstreiter Klaus Sundermann optimistisch.
Doch mit zehn Festwagen von insgesamt 30 Gruppen ist die Konkurrenz sehr groß. Und die schläft nicht, wie der Dorffunk längst mitgeteilt hat. „Der Imkerverein hat wohl einen Top-Wagen zusammengestellt“, weiß Ingo Sundermann zu berichten. „Und wenn die nicht gewinnen, lassen die ihre Bienen los“, scherzt Helmut Johanning. Auch Gäste von außerhalb haben sich für kommenden Sonntag angekündigt. Die „Hupfdohlen“ aus Helpup zum Beispiel, die Karnevalisten aus Pivitsheide und die Schützen aus Lage. Den größten Fußtrupp bilden jedoch die ortsansässigen Kindergärten mit insgesamt 140 Kindern. Kamelle gibt es genug, allein die Müssener Jecken haben sich mit 20 Kilogramm bevorratet.
Die Auflagen der Behörden für den Festumzug sind nicht ohne. „Mit der Stadt Lage und dem Kreis Lippe haben wir eine Lösung mit gesundem Menschenverstand gefunden“, bestätigt das Festkomitee. Zur Karnevalszeit hatte es extra eine „Dienstreise“ nach Steinheim angetreten, um sich die Wagen. die dort zum Einsatz kamen, anzuschauen. Manche Anregung haben die Billinghausener mit in ihre Wagen eingearbeitet.