Lage-Hörste. Ursprünglich auf der Suche nach einem Borgward, war Oldtimer-Fan Jürgen Hüttemann im Internet auf ein ganz besonderes Schmuckstück gestoßen: einen Opel Kadett A. Der wurde 1963 zugelassen in Schweden und war danach auf Hannovers Straßen unterwegs. Nun düst Hüttemann damit in Lippe umher und fährt mit dem Oldtimer sogar bis nach Italien.
Für 4.000 Euro hatte Hüttemann den Opel erstanden, über den der Autoliebhaber einiges zu berichten weiß. „Die Schweden verzichten im Winter auf den Einsatz von Streusalz", sagt Hüttemann. „Das Fahrzeug ist nicht restauriert, sogar der Lack ist noch im Originalzustand, wurde natürlich an einigen Stellen ausgebessert", freut sich der 70-Jährige über das Schmuckstück. „Die Kurbelwelle hatte Spiel, deshalb habe ich den Motor gegen ein Coupé-Triebwerk mit 1000 Kubikzentimetern und 48 PS getauscht. Das war relativ problemlos in der eigenen Garage möglich, denn der Motor wiegt nur rund 100 Kilogramm."
Kadett A
Der Kadett A von Opel läutete eine Erfolgsgeschichte ein, war er doch das erste Modell der bis heute produzierten Pkw-Baureihe Kadett/Astra. Gebaut wurde er ab 1962 im dafür neu errichteten Opel-Werk in Bochum. Er lief bis 1965 in insgesamt 649.512 Exemplaren vom Band. Dann wurde er von seinem Nachfolger, dem Kadett B, abgelöst.Fast 48 Jahre lang war Hüttemann bei Bosch-Büker beschäftigt. Der gelernte Kfz-Elektriker spezialisierte sich dort auf Einspritztechnik. Die während seiner beruflichen Tätigkeit geknüpften Kontakte sind ihm heute von großem Nutzen. Zudem besucht er regelmäßig die Stammtische der Oldtimerfreunde Extertal.
„Die Ersatzteilbeschaffung für den Kadett A ist aber auch nach 50 Jahren kein Problem", erläutert Hüttemann. „Alles ist verfügbar, hat aber seinen Preis." Das in Bochum gebaute Fahrzeug sei auch heute noch absolut alltagstauglich. „Ich bewege ihn tagtäglich, der Motor sorgt für flotten Vortrieb, zudem schätze ich den kleinen Wendekreis und den geräumigen Kofferraum."
Die Sympathien der übrigen Verkehrsteilnehmer sind dem Kadett-Piloten gewiss. „Die Leute freuen sich mit mir, winken mir freundlich zu, nehmen aber auch besondere Rücksicht, drängeln nicht."
Runde 4.000 Kilometer hat Hüttemann im Sommer in Italien mit dem Kadett A zurückgelegt. „Ohne Zicken", betont er. „Nur auf das Öl sollte man achten. Alle 1.000 Kilometer ist ein halber Liter fällig, aber das war früher so."
Wenngleich das Fahrzeug über keine Lenkhilfe verfügt und die Kupplung schwergängig ist, so stuft der Rentner den Kadett A doch als recht komfortabel ein. Mehrere Stunden hinter dem Lenkrad seien problemlos möglich. Erinnert er sich an seinen Ausflug nach Usedom, muss er lachen. „Trabi, Trabi", hätten ihm die Kinder nachgerufen. „Einen Kadett A hatten die noch nie gesehen." Die Suche nach einem Borgward, einer Arabella oder einem Lloyd hat sich vorerst erledigt. „Einen Oldtimer erlaubt mir meine Frau gerade noch", schmunzelt Hüttemann, der vor allem aus Sicherheitsgründen von seiner Motorrad-Begeisterung Abschied genommen hat.