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Lage

Schornsteinfeger sind in Lippe immer noch stark gefragt

Lage. Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann? Niemand. Im Gegenteil. Über eine Begegnung mit einem Schornsteinfeger freuen sich die Menschen in der Regel sehr. Weil er Glück bringen soll. Lukas Hansen hat mit dieser Berufswahl sein persönliches Glück gefunden.

Vor einem Jahr hatte der damalige Zehntklässler am Gymnasium Lage noch keinen richtigen Plan, wo die Reise hingehen soll. Erst das Abitur? Ja, vielleicht. Studium? Nicht unbedingt. Die Praktika in einer Werbeagentur und einem Architekturbüro haben Spaß gemacht. „Beides war gut, aber nicht das Richtige", erzählt Lukas Hansen. „Meine Mutter hat mich dann überredet, mal etwas Handwerkliches auszuprobieren und kam auf die Idee, beim Schornsteinfeger anzufragen."

Diese Idee sollte sich später nicht nur für Lukas, sondern auch für Thomas Schäfer zu einem Glücksfall entwickeln. Denn der bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger erkannte bereits beim Praktikum das Talent des Schülers und motivierte ihn, unverbindlich einen Eignungstest mitzumachen. „Natürlich in der Hoffnung, ihn als Lehrling gewinnen zu können", verrät Schäfer schmunzelnd. „Diese Eignungstests sind schon sehr fachbezogen und aussagekräftig", weiß der Vorsitzende der lippischen Schornsteinfeger.

Lukas Hansen bestand mit Bravour und entschied sich, bei Thomas Schäfer in die Lehre zu gehen. „Als ich dann kurz vor den Sommerferien diese Entscheidung meinen Lehrern mitteilte, haben die sehr positiv reagiert und sich gefreut, dass ich etwas gefunden habe, was ich machen möchte", so der 16-Jährige. „Meine Freunde konnten erst gar nicht glauben, dass ich nicht zurück in die Schule komme."

Sein Arbeitstag beginnt um 7.30 Uhr und endet nachmittags um 16 Uhr. „Schule war anstrengender", urteilt Lukas Hansen trotzdem. Es mache ihm Spaß, oft an der frischen Luft zu arbeiten, mit vielen Menschen Kontakt zu haben. „Es ist tatsächlich so, dass viele fragen, ob sie mich mal anfassen oder den goldenen Knopf drehen dürfen", schmunzelt der Lehrling über das glücksbringende Image eines Schornsteinfegers.

Drei Jahre Lehrzeit hat er vor sich, parallel möchte er sein Fachabitur machen. „Das geht nur in Niedersachsen, deshalb muss Lukas den Blockunterricht an der Schornsteinfegerschule in Hannover absolvieren", erläutert Thomas Schäfer, der seinen engagierten Schützling dabei unterstützt. „Wir brauchen dringend Nachwuchs. In den 36 lippischen Schornsteinfegerbetrieben werden derzeit nur neun Lehrlinge ausgebildet", hofft der Meister auf Nachahmer.

Zum nächsten Ausbildungsjahr werden noch fünf Azubis in Lippe gesucht. Die Chance, nach bestandener Gesellenprüfung übernommen zu werden, liegt bei nahezu 100 Prozent. In den 36 lippischen Betrieben arbeiten 40 Schornsteinfeger. Zu ihren Aufgaben gehören auch Abgasmessungen und das Reinigen von Heizkesseln. Verbraucher brauchten mit Blick auf die nahe Zukunft keine Angst zu haben, dass der Fachkräftemangel Hausbesuche und Dienstleistungen beeinträchtige, so Schäfer.

Schornsteinfeger sollen Glück bringen

Dass Schornsteinfeger als Glückssymbol wahrgenommen werden, hat unterschiedliche Gründe. Zunächst einmal brachte der schwarze Mann Sicherheit und Glück ins Haus, da er mit seiner Arbeit Brände verhinderte. Das regelmäßige Kehren und Reinigen des Schornsteins beugte gefährlichem Rußbrand vor und bewahrte damit Leib und Leben, aber auch den Besitz der Bewohner. Bereits im Mittelalter war es vorgeschrieben, die Schornsteine mindestens zweimal im Jahr reinigen zu lassen.

Wer dieser Pflicht nicht nachkam und es entstand ein Schornsteinbrand, wurde mit mehreren Goldstücken Strafe belegt. Entwickelte sich eine folgenschwere Feuersbrunst, gab es schwere Strafmaßnahmen. Der Schornsteinfeger schützte also mit seiner Arbeit die Bürger vor Verlusten und einer möglichen Bestrafung. Damit war er ein gern gesehener Gast.

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