Zwei Lagenser Engel für elf Spatzen

Lage . &bdquo;Besser ein Spatz in der Hand, als eine Taube auf dem Dach" – Was aber, wenn es die Taube nicht gibt und der Spatz selbst zuerst auf dem Dach und gleich danach in der Hand sitzt? Diese Erfahrung hat ein Lagenser gemacht. Der Dachdecker war dabei, einen Dachstuhl abzureißen, als er nicht auf einen, sondern gleich auf elf der Vögel stieß.

Das hätte für die Piepmätze den Tod bedeuten können. Zum Glück für die gefiederten Racker liegt Tierliebe bei der Familie des Lagensers jedoch im Blut. Also entschied er sich dazu, die Vögel in einem Eimer mit nach Hause zu nehmen und ihnen das Leben zu retten. Was darauf folgte, ist eine tierisch herzerwärmende Rettungsgeschichte.

Der Dachdecker hat zwar ein großes Herz, die nötige Expertise für eine solche Rettungsaktion bringt aber seine Schwester mit. Die 20-Jährige macht eine Ausbildung zur Tierarzthelferin. &bdquo;Sagen wir mal, ich hatte schon des Öfteren Kontakt zu notleidenden Wildtieren", sagt sie. Sie habe schon Igel oder Eichhörnchen wieder aufgepäppelt. &bdquo;Gleich elf Vögel sind da aber schon eine andere Hausnummer." Zuerst habe sie gerätselt, um was für Vögel es sich bei den kleinen Besuchern handelt. &bdquo;Erst dachten wir, dass es Schwalben seien. Ein paar Gedanken später war klar: Es sind Spatzen." Einige seien noch sehr klein gewesen, hätten die Augen noch geschlossen gehabt, andere hätten schon richtige Federn besessen. &bdquo;Vor allem um die älteren Vögel hatten wir Angst. Aus Erfahrung weiß ich, dass diese sich ungern per Hand füttern lassen."

Aber was genau steht auf dem Speiseplan von jungen Spatzen? &bdquo;Steppengrillen", sagt die Schwester. &bdquo;Wir haben selber eine Menge Haustiere. Darunter auch einige Reptilien." Deshalb hätten sie sogar die ersten Futterrationen für die Vögel auf Lager gehabt. Bei elf Schnäbeln sei dieser Vorrat aber schnell aufgebraucht gewesen. Den Nachschub habe sie sich mit Hilfe von &bdquo;Crowdfunding" – heißt über Spenden – finanziert. Aber nicht nur ranschaffen, sondern auch präparieren musste die 20-Jährige das Futter für ihre elf kleinen Freunde. &bdquo;Ich musste teilweise die Köpfe und Beine der Grillen abschneiden, weil einige der Spatzen noch zu klein waren, um diese in einem Stück zu schlucken." Auch zeitlich wurde die Wildtierfütterung zur Herausforderung: &bdquo;Vögel brauchen alle zwei Stunden Futter. Also bin ich für die Kleinen jeden Tag um 6 Uhr aufgestanden. Die letzte Fütterung war zwischen 22 Uhr und 23 Uhr." Ein wahrer Vollzeitjob als Ersatz-Vogelmutter.

Nach einer Woche Pflege wurde die Vogelbande schließlich zur Adlerwarte Berlebeck gebracht, wo sie von Experten aufgezogen und wieder in die Natur entlassen wird. &bdquo;Ich weiß natürlich, dass es das Richtige ist, aber es fiel mir trotzdem schwer, die Kleinen wegzugeben. Die sind mir einfach ans Herz gewachsen", sagt die 20-Jährige.

Trotz aller guten Absichten ist es nicht immer ratsam, Wildtiere aus der Natur mit nach Hause zu nehmen. &bdquo;Menschen haben ein Helfersyndrom und mischen sich zu oft in die natürliche Lebensweise von Wildtieren ein", sagt eine Mitarbeiterin der Adlerwarte Berlebeck. Oft würden zum Beispiel Vögel aus dem Nest fallen. &bdquo;Sogenannte Ästlinge. Die werden dann aber am Boden von den Eltern weiter gefüttert." Die Tiere aus dieser Situation zu entnehmen, sei dann nicht unbedingt das Beste.

&bdquo;Gerade im Frühjahr werden wir mit vermeintlich geretteten Wildtieren überhäuft", sagt die Mitarbeiterin. Denn zu dieser Zeit würden Vögel brüten. In vielen Fällen sei es unnötig sich in die Natur einzumischen, auch wenn im Falle der elffachen Vogelrettung alles richtig gemacht worden sei.

Zwei Lagenser Engel für elf Spatzen

Bitte kein Brot: So helfen Sie Meisen & Co. durch den Winter

Verschärfte Regeln: Bielefeld verbietet Meisenknödel und mehr in der City

Flugunfähig, aber flauschig: Adlerwarte Berlebeck begrüßt zum Saisonstart Ziegenbabys

Die Adlerwarte in Detmold hat wieder auf - und das ist neu

Vogelgrippe: Was tun, wenn ich einen toten Vogel finde?

Brieftaubenzucht in Höxter: Wie die Vögel ihren Weg nach Hause finden

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €