Belasteter Boden beim Wurftaubenclub Lippe soll zum Schutzwall werden

Lage-Lückhausen. Der Wurftaubenclub Lippe hat beim Kreis Lippe die Sanierung und Modernisierung seiner kombinierten Wurfscheibenanlage nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz beantragt. Die Anlage befindet sich an der Liemer Straße 39. Die BUND Kreisgruppe Lippe sowie die Ortsgruppe Lage, der Lippische Heimatbund Lage und der Nabu-Lippe, sehen das Projekt äußerst kritisch und haben bereits eine gemeinsame Stellungnahme dazu abgegeben. Wie berichtet, möchte der Wurftaubenclub seine Anlage modernisieren. Dies soll laut Antrag bis zum 1. Juli 2028 erfolgen. Das Problem dabei: Der alte Boden ist nach 45-jähriger Nutzung mit Blei und Kunststoffen belastet. Laut Kreis weisen die Hauptdepositionsbereiche Bleigehalte von 4200 bis 12.000 Milligramm Petabites pro Kilogramm auf. Damit überschreite der Bleigehalt des Prüfwert für Park- und Freizeitanlagen. Schutzwall mit einer Höhe von 23,5 Metern Auf dem rund zwölf Hektar großen Gelände soll ein Schutzwall für den Schießbetrieb errichtet werden, und zwar mit einer Höhe von 23,5 Metern. Darin soll der belastete Boden der Kategorie Z2 (eingeschränkter Einbau mit definierten technischen Sicherungsmaßnahmen) in einer Sicherungskassette verfüllt werden. Die Höhe ist nach Angaben des Kreises erforderlich, um das Bleischrot und die Wurftaubenreste beim künftigen Schießbetrieb auffangen zu können. Hierzu liegt ein Gutachten zur Dimensionierung der Wallanlage vor. Als Grundlage diente unter anderem eine ballistische Berechnung. Laut Gutachten kann so bei der Nutzung der Anlage das Bleischrot nicht mehr in die Umwelt gelangen und wird durch die Wallanlage zurückgehalten. Ein weiterer Effekt sei der Schallschutz beim Schießbetrieb in Richtung Lückhausen, Lieme und Hengstheide. Schallemissionen könnten zukünftig deutlich reduziert würden. Am Fuß der Wallanlage wird ein 15 Meter breiter Asphaltstreifen errichtet, um die anfallenden Wurfscheiben und Schrote aufnehmen und gemäß Abfallgesetz trennen zu können. Sonderabfall oder Baumaterial? Für Marcus Krüger vom BUND Lage handelt es sich bei der neuen Anlage um eine Deponie der Klasse I und nicht nur um einen einfachen Wall, denn hier solle Sonderabfall dauerhaft gelagert werden. Nach Schätzungen anhand anderer Anlagen könnten 105 Tonnen Bleischrot in 45 Jahren angefallen sein. Dazu könnten 495 Kubikmeter Wurfscheiben sowie Patronenhülsen und Schrotbecher kommen. Die Größe des Walls sei viermal so groß wie sonst für Schießübungen notwendig. &bdquo;Die ganze Situation ist untragbar", findet Krüger. Der Kreis sieht das anders: &bdquo;Das zur Errichtung des Erdwalls vorgesehene Bodenmaterial ist als Baumaterial und nicht als Abfall einzustufen. Die abfallrechtlichen Bestimmungen lassen dieses unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen grundsätzlich zu. Der Erdwall ist somit auch keine Deponie, sondern Bestandteil des Bauwerks der Wurfscheibenanlage", erklärt die Pressestelle. Eine externe Entsorgung des vorhandenen Bodenmaterials sei aus fachlicher Sicht nicht möglich, da die Oberböden mit den stärksten Belastungen durch die hohen organischen Anteile nicht auf herkömmlichen Deponien eingebaut werden könnten. Der gesicherte Einbau vor Ort in einer Sicherungskassette mit Entgasungsanlage sei die einzig tragbare Möglichkeit für den Betreiber. Bernd Rainer Müller vom BUND Lage weist darauf hin, dass in der Bodendeponie Leopoldshöhe-Heipke nur Deponiematerial der Stufe Z0 (nur unbelastete Erde) abgelagert werde. Im Gegensatz dazu dürfe am Schießstand in Hardissen Abfall (20.500 Kubikmeter) und Deponiematerial der Stufe Z2 verbaut werden. Der Kreis versichert, dass nur Boden eingebaut werde, der nach abfallrechtlichen Vorschriften nicht als gefährlich einzustufen sei. Auch beim Thema Kosten gibt's Kritik Kritisch sehen die Verbänden die geschätzten Kosten von rund 3 Millionen Euro für den Verein, die dieser über die Lagerung des belasteten Bodenmaterials aufbringen will. Was sei, wenn der Wall undicht werde und der Verein sich auflöse – dann müsste das Geld die Öffentlichkeit aufbringen, so der BUND. Er weist darauf hin, dass der Kreis das Grundwasser jedes Jahr überprüfen lassen muss, ob auch die Trennschicht noch dicht sei. Ein weiterer Punkt, den die Umweltverbände kritisieren, ist die Belastung mit Mülltransportern über Jahre. Laut Müller könnten diese acht Jahre lang fahren, um den Wall nach und nach aufzufüllen. Und wer kontrolliere, was dort tatsächlich abgeliefert werde? Der Kreis erklärt, das werde im Falle einer Genehmigung durch einen unabhängigen Sachverständigen und der Einbau des Bodens nur nach vorheriger Freigabe durch die Behörde erlaubt. Neue Einschätzung gefordert Für Stephan Culemann vom BUND Lage ist wichtig, dass die Öffentlichkeit über das Projekt genau informiert ist. Bernd Rainer Müller kündigt deshalb an, dass die drei Verbände eine erneute Einwendung gegen das Projekt machen. Sie fordern, dass die Bezirksregierung als Herrin des Verfahrens eine neue Einschätzung vornehmen soll. Eine abschließende Entscheidung über den Antrag kann laut Kreis erst nach Beteiligung der Fachbehörden und Verbände sowie der Bearbeitung der Einwendungen Dritter erfolgen. Die Antragsunterlagen können von jedermann bis einschließlich 18. Januar eingesehen und Einwendungen dagegen vorgebracht werden, und zwar beim Kreis Lippe oder bei der Stadtverwaltung Lage, Fachteam Bauordnung.

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