Lagenser Gebrauchshundesportverein (GHSV) feiert 70-jähriges Bestehen

Lage. &bdquo;Lennox" ist sichtlich aufgeregt, als Lea-Louisa Rades-Lubienetzky ihn aus der Hundebox holt und auf den Trainingsplatz führt. Der sieben Jahre alte Mischling aus Schäferhund und Ridgeback spitzt aufmerksam die Ohren. Seine Augen wandern hoch zu Frauchen. 21, 22, 23... Ein Klicken ertönt, und &bdquo;Lennox" bekommt ein Leckerchen. Dafür, dass er ihr so lange Aufmerksamkeit geschenkt hat. Der Klick und die damit verknüpfte Belohnung motivieren den Hund zu bestimmten Verhaltensweisen. Kurzum: Es erleichtert das Training.

Ob Agility, Mantrailing oder die Grunderziehung: Nahezu alle Sparten, die es im Hundesport gibt, werden in Lage angeboten. Jede davon hat einen Haupttrainer, der die Gruppen leitet. Die Agility-Sparte deckt den typischen Parcourslauf über Hürden, durch Tunnel oder andere Hindernisse ab. Beim Mantrailing geht es darum, dass der Hund eine Person durch den Geruch aufspürt. Die Grunderziehung mündet meist in der Begleithundeprüfung. &bdquo;Die braucht es, damit der Hund an Turnieren teilnehmen kann", erklärt Vereinsvorsitzende Lea-Louisa Rades-Lubienetzky. In der Prüfung müsse der Hund zeigen, dass er gehorcht. Dazu gehört auch ein Verkehrstraining. Wer samstags am Marktkauf eine Gruppe von Hunden und Zweibeinern sieht, könne sich recht sicher sein, dass der GHSV trainiert. In Corona-Zeiten ist aktuell allerdings nur Einzelunterricht erlaubt.

Nach fünf Minuten brauchen die Hunde eine Pause

&bdquo;Lennox" braucht nach seinem Training, in dem er permanent bei Fuß gegangen und verschiede Kommandos wie Sitz und Platz befolgt hat, erst einmal eine Pause. Die enorme Konzentration verlangt den Vierbeinern einiges ab. &bdquo;Das ist wie Hochleistungssport für uns Menschen", erklärt die Vorsitzende. Nach fünf bis maximal sieben Minuten müssen die Hunde sich ausruhen. Werden die Tiere überfordert, können sie nicht lernen, ist sich Lea-Louisa Rades-Lubienetzky sicher. Sie betont außerdem, dass der Spaß im GHSV im Vordergrund stehe. Es gebe viele Vereine, die mit Druck und Zwang, sogar mit körperlicher Gewalt arbeiteten. &bdquo;Davon distanzieren wir uns ganz klar. So etwas gibt es bei uns nicht", macht sie deutlich.

Deutlich wird in dem Gespräch außerdem, dass der GHSV ein Sportverein und keine Hundeschule ist: &bdquo;Wir sind keine Erziehungscoaches", stellt Lea-Louisa Rades-Lubienetzky fest. Eine gewisse Grunderziehung müsse vorhanden sein, wenn sich jemand für Kurse im Verein anmeldet. Ausgenommen ist die Welpen- und Familienstunde. Da könne zunächst jeder kommen. Die Welpen gewöhnen sich dabei an andere Hunde und werden sozialisiert. Das könne später entscheidend dafür sein, wie ob der Vierbeiner eher gelassen oder ängstlich und folglich sogar aggressiv auf Artgenossen reagiert. &bdquo;Bindungs- und Vertrauensübungen stehen hier im Vordergrund", sagt die Vorsitzende.

Die 179 Mitglieder halten auch in Corona-Zeiten zur Stange. Niemand sei abgesprungen. Für zu Hause gibt es regelmäßig Tipps und Übungsaufgaben. &bdquo;Der Zusammenhalt in dem Verein ist unglaublich, und ich bin wahnsinnig stolz darauf", sagt Rades-Lubienetzky.

Sogar die große Liebe gibt es auf dem Hundeplatz zu finden. Sie selbst hat ihren Mann beim GHSV kennengelernt und sogar im Vereinshaus die Hochzeit gefeiert. Zwei weitere Mitglieder haben sich schon vor 38 Jahren das Ja-Wort gegeben – nachdem sie sich auf dem Trainingsplatz zum ersten Mal begegnet waren. Wenn es die Pandemie zulässt, soll das 70-jährige Bestehen des Gebrauchshundesportvereins im Sommer mit einem Grillfest gefeiert werden.

Weitere Informationen zum Verein sind im Internet auf der Seite www.ghsv-lage.com zu finden.

Anspruchsvolle Disziplin

Anspruchsvoll sind nahezu alle Disziplinen im Hundesport. Doch die IGP, die Internationale Prüfungsordnung für Gebrauchshunde, hat es in sich. &bdquo;IGP ist wie ein Triathlon und besteht aus drei Disziplinen", erklärt die Lea-Louisa Rades-Lubienetzky, Vorsitzende des Gebrauchshundesportvereins. Die Hunde müssen in der Lage sein, eine Fährte zu verfolgen, ihren Gehorsam in der Unterordnung nachweisen und ihre Verteidigungsbereitschaft für sich und ihren Hundeführer im Schutzdienst zeigen. Die Fährten unterscheiden sich je nach Stufe in der Länge und dem Alter. Sie müssen genau verfolgt werden, zusätzlich müssen drei ausgelegte Gegenstände gefunden werden.

Auch bei der Unterordnung, die aus Übungen wie Sitzen, Legen, Stehen, Bringen und Vorausgehen besteht, steigert sich mit der Prüfungsstufe der Schwierigkeitsgrad. Die letzte Disziplin, der Schutzdienst, besteht aus unterschiedlichen Übungen. Der Hund muss einen &bdquo;Scheintäter" stellen und &bdquo;verbellen" sowie sich und seinen Hundeführer verteidigen. Oberste Anforderung dabei seien die &bdquo;Führigkeit" und die Kontrolle des Hundes. &bdquo;Ohne dies kann keine Prüfung bestanden werden", sagt Lea-Louisa Rades-Lubienetzky.

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