Starkregen zeigt Schwachstellen in Lage auf

Lage. Die Höhe des Schadens lässt sich nicht beziffern, nicht alle, die Hab und Gut verloren haben, haben sich bei der Stadt gemeldet. 360 Markierungen hat Sven Anders, Fachteamleiter Stadtentwässerung und Wasserwirtschaft, auf einer Karte. Sie zeigen, wo die Gewitterzelle gestanden hat und das Wasser in kürzester Zeit in die Häuser gelaufen ist. Die Aufarbeitung hat begonnen, und wer Fotos oder Videos hat, kann der Stadt dabei helfen.

Im Betriebsausschuss zeigt Anders eine Präsentation, im Ausschuss für öffentliche Sicherheit nimmt auch die Feuerwehr Stellung. Es gibt viele Fragen, vor allem drängt die, was man denn nun machen kann, um die Schäden künftig bestmöglich zu minimieren. Dafür muss man das Ereignis einordnen können, wissen, wie und wo Wetterdaten erhoben werden, wie Prognosen zustande kommen.

Vorhersage : Der Deutsche Wetterdienst liefert die aktuellsten Wetterdaten. "Darauf greifen alle Anbieter von Diensten für die Vorhersage zu", sagt Anders. Bei Hochwasser habe man eine Vorwarnzeit, bei Starkregen gebe es nur einen allgemeinen Hinweis. Am 22. Mai sei nicht vorhersehbar gewesen, dass sich eine Gewitterzelle in dem Ausmaß bildet und punktuell abregnet. "Normalerweise bewegen sie sich. Diese stand still, und das hat zu den verheerenden Wassermengen geführt, die in kürzester Zeit runterkamen." In Lage traf es vier Bereiche besonders: Hagen, Ehrentrup, die Innenstadt und Waddenhausen.

Schlamm in den Ortsteilen, klares Wasser in der Innenstadt An der Eichenallee und am Jahnplatz sammelten sich 1560 Kubikmeter Wasser, an der Schötmarschen Straße, die gerade samt Kanälen neu gebaut worden ist, stand das Wasser ebenfalls, in der Friedrich-Straße kam das Wasser aus zwei Richtungen. "Da konnte die Feuerwehr teilweise keine Keller auspumpen - sie wussten nicht, wohin das Wasser denn nun gepumpt werden konnte", schilderte Anders. Das alles seien nur Beispiele.

In den Ortsteilen haben sich dramatische Szenen abgespielt. "Das Wasser kam über die unbestellten Felder und brachte jede Menge Schlamm mit. In der Innenstadt war es weitgehend klar." Der Deutsche Wetterdienst habe bestätigt, dass die Regenmenge weit über einem hundertjährigen Ereignis gelegen hatte. Und daraus zu schließen, es könne nicht wieder passieren, sei ein Trugschluss. "Das ist Statistik, in Heiden hat es zwei Jahre hintereinander ein hundertjähriges Ereignis gegeben."

Die Frage sei, wie man den Hochwasserschutz verbessert. Dabei helfe es, wenn man die Fließwege bewerten könne. Das Fachteam bittet deshalb um Videos des Starkregenereignisses, wer sich bei der Stadt meldet, s.anders@lage.de oder j.runte@lage.de , bekommt einen Link zu einer Dropbox. Das Material, was dort eingeht, sei eine große Hilfe. "Wir können keine Kanäle in den Dimensionen bauen, aber es gibt einige Maßnahmen, mit denen wir das Wasser lenken können." So seien Schrägborde an Straßen hilfreich, weil es dann mehr Fläche gibt. An der Schötmarsche Straße habe man eine Art Mulde bei der Sanierung eingeplant - und die Auswertungen hätten gezeigt, dass dort auch das Wasser stand. "Wir gewinnen damit Zeit, damit es dann geregelt ablaufen kann", sagte Beigeordneter Thorsten Paulussen.

Mit den Landwirten müsse man darüber sprechen, wie man die Feldränder zum Beispiel mit einer Bepflanzung sichern kann, die das Wasser zumindest umlenkt. In Hagen wurden bereits die Gräben freigeschnitten. Und ein Problem seien die Durchlässe. Im Vorlandweg und an der Feuerwache hatten sich diese innerhalb kürzester Zeit zugesetzt.

"Das Problem sind die Roste, die wir aber aus Sicherheitsgründen haben müssen. Sie sollen verhindern, dass Menschen und Tiere in die Kanalsysteme reingezogen werden und ertrinken", erklärte Anders. Es gebe Vorgaben für die Stababstände, aber es werde geprüft, ob man sie im oberen Teil nicht so auseinander anordnen kann, dass Äste und Kleinzeug hier abfließen könnten. "Alternativ ist die Überlegung, einen Abfang so weit vorzusetzen, dass das eigentliche Gitter am Durchlass frei bleibt", so Anders. Aber das müsse man erst testen.

Nach dem Starkregen und den Aufräumarbeiten ist das Team der Stadtentwässerung unterwegs, prüft Gefälle und geht Hinweisen nach, wo das Kanalsystem Schwächen haben könnte. Anders: "Das sind langfristige Maßnahmen, und klar ist auch: Das hat im baulichen Bereich Grenzen, es gibt keinen absoluten Schutz, den wir als Stadt garantieren könnten." Die Bürger müssen auch selbst aktiv werden. Das Fachteam biete Beratungen an - acht Bürger hätten sich nach dem Starkregenereignis gemeldet.

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