Das Häuschen am Plaß in Lage: Schmuckstück mit wechselvoller Geschichte

Lage. Leben im Denkmal muss nicht immer auch &bdquo;wohnen“ bedeuten. Im kleinsten Fachwerkhaus Lages beispielsweise ist einiges los. Das Häuschen am Plaß 1 gehört seit gut 30 Jahren der Ortsgruppe Lage des Lippischen Heimatbunds. Es ist Vereinsmittelpunkt, aber kein Wohnhaus - und hat eine spannende Geschichte.

Um das charmante Haus ranken sich nicht nur die Rosen, sondern auch viele Gerüchte. Hier, wo man so gemütlich in geselliger Runde am liebevoll dekorierten Holztisch sitzen kann, sollen einst Verbrecher ihre Strafen gebüßt haben. Doch dass es sich ab dem Jahr 1824 für 40 Jahre um das Gefangenenhaus des Fleckens Lage gehandelt habe, ist nur eine Vermutung.

&bdquo;Fakt ist, dass es ursprünglich im Jahr 1787 als Feuerwehrhaus erbaut wurde und hier eine fahrbare Feuerspritze verwahrt wurde“, verweist Margarte Wißmann auf historische Forschungen. &bdquo;In einem Balken wurde noch die Aufschrift ,Lager Spritzenhaus' gefunden“, weiß die Vorsitzende des Heimatvereins. &bdquo;Grundsätzlich ist es natürlich möglich, dass das Gebäude zeitweise auch mal als Gefängnis genutzt wurde“, sagt ihr Stellvertreter Wolfgang Thevis.

Mit vier Personen auf 45 Quadratmetern Im Jahr 1866 soll das Haus für 325 Reichstaler in Privatbesitz übergegangen sein, bevor es 1884 von Bahnmitarbeiter Heinrich Kroos für 1350 Reichsmark als Wohnhaus für dessen fünfköpfige Familie erworben wurde. &bdquo;Die Wohnfläche beträgt auf zwei Etagen lediglich 45 Quadratmeter. Da kann man sich kaum vorstellen, dass unser Häuschen sogar noch in den 1980er Jahren von einer vierköpfigen Familie bewohnt wurde“, sagt Margarete Wißmann. Es müsse schon sehr spartanisch gewesen sein, denn eine Unterkellerung samt Toiletten- und Heizungsanlage entstand erst 1994 durch den Heimatverein. Dass der Zugang dazu nach wie vor nur von draußen möglich ist, kann im Verein niemanden schockieren.

Das &bdquo;Häuschen“, wie es liebevoll genannt wird, ist inzwischen dank zig ehrenamtlicher Einsätze zu einem wahren Schmuckstück geworden. Nicht nur die im Original erhaltene Neurenaissance-Haustür ist ein beliebtes Mal- und Fotoobjekt geworden. Doch wie kommt ein Verein überhaupt zu einem eigenen Haus - und noch dazu zu einem solch besonderen? &bdquo;Das haben wir dem Lagenser Walter Büker zu verdanken, der die Notwendigkeit sah und im Jahr 1985 die fast 500 Mitglieder des Vereins dazu aufrief, einen oder mehr Bausteine à 25 Mark oder mehr für ein Vereinshäuschen zu kaufen“, freut sich die heutige Vorsitzende.

Erfolgreiche Verhandlungen Nach Bükers überraschenden Tod 1991, dem Jahr des Kaufs, habe Werner Schmidt mit gleicher Intensität die Aufgabe übernommen, das Haus in einen nutzbaren Zustand zu bringen. Er nahm gemeinsam mit Wolfgang Deppe erfolgreiche Verhandlungen mit der Stadt Lage auf. Die Einweihung des sanierten Häuschens gelang zum gesteckten Ziel im Mai 1994. Das Engagement hat seither nie nachgelassen: Vereinsmitglieder kümmern sich ehrenamtlich um die Pflege des Innen- sowie des Außenbereiches und wurden für ihren Einsatz nicht nur mit dem Heimatpreis NRW und anderen Auszeichnungen geehrt.

Fördergelder, kleine Erbschaften und vor allem Spenden sorgen dafür, dass auch der Erhalt des Denkmals finanziell gesichert werden kann. Hier wird nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart lebendig gehalten, wie die zahlreichen Aktivitäten im Häuschen beweisen. "Jeden Freitag von 11 bis 12 Uhr herrscht reger Betrieb. Dann gibt es die Möglichkeit zum Austausch bei Kaffee und Keksen, und es sind Anmeldungen für Veranstaltungen möglich“, wirbt der Vorstand für weitere Besucher.

Die verschiedensten Arbeitsgruppen, die neuen Stadtführer oder auch Gastgruppen treffen sich regelmäßig, neben dem traditionellen Sommerfest sollen sich Veranstaltungen wie Lesungen oder Märchenerzählungen etablieren. Demnächst ist monatlich ein themenbezogener Klöntreff geplant - das Team möchte die soziale Komponente im Häuschen am Plaß noch weiter in den Vordergrund stellen.

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