Ein Herz für Lage: Gunnar Lüttmann ist der Motor der Lebensmittelausgabe

Lage. &bdquo;Wir leben im Lebensmittel-Überfluss, doch der Hunger geht weiter“, sagt einer, der es wissen muss. Gunnar Lüttmann hat vor knapp 20 Jahren die Lebensmittelausgabe Lage (LeAuLa) mitbegründet und gilt auch heute noch als Motor des Vereins. Sein ehrenamtliches Engagement ist tief mit seinem Lebensweg verwurzelt.

Tiefflieger bombardieren den Zug. Die Leute stürmen auf der Flucht vor den Russen hinaus in den Schnee. Später fallen Bomben auf Lage, in der Rhienstraße klafft ein riesiges Loch, während der Achtjährige mit sechs kleineren Geschwistern, der Mutter sowie einem schwer kranken Vater in einem Schutzkeller kauert. Heute, 80 Jahre später, spricht Gunnar Lüttmann scheinbar emotionslos von den damaligen Ereignissen. Doch das Gefühl eines leeren Magens, das wird er nie wieder vergessen. &bdquo;Man wusste genau, wo wilde Kirschen wachsen und in welchen Gärten Obstbäume stehen. Kühlschränke, die brauchte früher niemand. Was da war, wurde sofort verzehrt.“

650 Bedürftige werden versorgt Heute sorgt Gunnar Lüttmann mit seinem Team dafür, dass das große Kühlhaus in den Räumen der LeAuLa in der Bergstraße Woche für Woche gut gefüllt ist, damit nachweislich Bedürftige versorgt werden können. Mehr als 650 Personen sind es, an die hier jeden Samstag Lebensmittel verteilt werden. &bdquo;Der Bedarf wächst“, weiß Lüttmann, dessen Warteliste lang ist. Mit einigen Geflüchteten aus der Ukraine, die nicht mehr aufgenommen werden können, kauft er regelmäßig im Supermarkt ein. &bdquo;Geld verteilen wir nicht“, betont der Hörster, der gebürtig aus Bromberg in Westpreußen stammt. Auf die Frage, wie er überhaupt zum Lebensmittel-Jongleur – wie er es nennt – geworden ist, folgt eine längere Geschichte, die noch mehr ehrenamtliche Tätigkeiten aufdeckt.

Alles begann nach dem Konfirmationsunterricht, als Mama Lüttmann ihren Ältesten überredete, im Kindergottesdienst mitzuhelfen. &bdquo;Ich wollte das überhaupt nicht“, erinnert sich der 88-Jährige lachend. Doch aus dem Kompromiss, es sich wenigstens anzuschauen, ergaben sich viele Jahrzehnte in der Jugendarbeit der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde am Sedanplatz. Die Disco-Abende waren ebenso berühmt wie berüchtigt, die jährlichen Fahrten auf die Hallig Hooge für alle Beteiligten unvergesslich. Auch Lüttmann denkt gerne an diese Zeiten zurück. Der gelernte Elektriker und Kältetechniker ließ sich nie in seinem Einsatz für die Jugend beirren, auch wenn es manchmal Gegenwind gab.

Vor 25 Jahren rief Lüttmann dann das Kirchcafé ins Leben, welches bis heute monatlich im Gemeindehaus am Sedanplatz stattfindet und sich großer Beliebtheit erfreut. &bdquo;Wer nicht mehr mobil ist, den hole ich persönlich ab“, verrät der rüstige Rentner. Zum altwerden habe er einfach keine Zeit. Besonders der Einsatz für die LeAuLa nehme etliches an Zeit in Anspruch. Doch für Gunnar Lüttmann ist es ein Herzensprojekt. &bdquo;Ja, es ist viel Arbeit“, gibt er zu. &bdquo;Aber es lohnt sich.“

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