Darum sind die Abwassergebühren in Lage so hoch

Lage. Eine Analyse der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK) brachte es jüngst an den Tag: Die höchsten Abwassergebühren in Lippe für Privatkunden werden in diesem Jahr von der Stadt Lage erhoben. So zahlen die Lagenser für einen Kubikmeter Abwasser 5,46 Euro, in der Nachbarstadt Bad Salzuflen sind es 3,03 Euro. Ähnlich die Diskrepanz beim Niederschlagswasser: 1,05 Euro pro Quadratmeter in Lage, 53 Cent in der Kurstadt.

Doch woher kommt dieser Unterschied? Ist das Abwasser in Lage schwieriger zu klären? Dies ist nicht der Grund. Dazu muss man wissen, dass die Kommunen gesetzlich dazugehalten sind, die Abwassergebühren kostendeckend zu gestalten. Das bedeutet, sie kalkulieren ihre Gebühren danach, dass am Ende eines Jahres idealerweise eine schwarze Null in der Bilanz steht. Geschieht das nicht, fließen der Überschuss oder das Defizit in die Gebührenkalkulation des Folgejahres ein.

Gesamtbudget knapp elf Millionen Euro Für 2025 kalkuliert die Stadt mit Einnahmen und Ausgaben im Abwasserbereich mit knapp elf Millionen Euro. Die Gebühren errechnen sich aus der Summe der laufenden Betriebskosten und der kalkulatorischen Kosten. Dahinter steckt die Abschreibung des Wiederbeschaffungswertes der gesamten Abwasseranlage inklusive Hunderter Kilometer an Kanälen. Die kalkulatorische Verzinsung hat die Stadt Lage laut Aussage von Kämmerer Uwe Aust auf 2,0 Prozent statt der zulässigen 2,9 Prozent festgesetzt.

Zudem soll in diesem Jahr weiter in das gesamte Netz investiert werden - zum Beispiel in den Überflutungsschutz und die Kanalsanierung in der Afrikastraße (insgesamt 200.000 Euro), in den Überflutungsschutz am Lönsweg (300.000 Euro), in die Erweiterung des Kanals an der Teutoburger-Wald-Straße (300.000 Euro), in die Sanierung des Regenrückhaltebeckens in der Sülterheide (300.000 Euro) oder in den Überflutungsschutz und die Kanalsanierung in der Fröbelstraße (500.000 Euro).

Für den aktuellen Bedarf viel zu groß So weit das übliche Verfahren. Doch was ist jetzt der Gebühren- beziehungsweise Kostentreiber in Lage? &bdquo;Es ist die zentrale Kläranlage an der Pottenhauser Straße“, sagt Technischer Beigeordneter Thorsten Paulussen. &bdquo;Sie ist für den aktuellen Bedarf viel zu groß dimensioniert.“ Ihre Kapazität sei ausgelegt für den Abwasserverbrauch von bis zu 125.000 Einwohnern, so Paulussen. Lage zählt aktuell knapp 35.000 Bürgerinnen und Bürger. Die Kläranlage könnte also fast Lage mal vier vom Abwasser befreien.

Der Grund für die Größe des Werks liegt in der Vergangenheit. Errichtet wurden dort die ersten Belebungsbecken in den 1970er Jahren, 1995 wurde die Kläranlage noch einmal stark erweitert. &bdquo;Man hat damals fest damit gerechnet, dass die Industrie in der Stadt die erhöhten Kapazitäten braucht“, so Paulussen. Und zwar insbesondere der große Fleisch verarbeitende Betrieb Pieper in Billinghausen sowie die Molkerei in der Kernstadt. Diese schloss nach fast 125 Jahren ihren Betrieb Mitte 2011, Pieper wurde 2007 abgewickelt. Bereits 1982 traf dasselbe Schicksal die Wurstwarenfabrik Landwehr bei Müssen . Pieper und Landwehr hatten wie die Molkerei einen enormen Wasserbedarf.

Rückbau wäre sehr teuer Doch was jetzt tun, um die Gebühren wieder zu drücken? Ein kontrollierter Rückbau an der Pottenhauser Straße wäre zwar theoretisch möglich, würde aber allein wegen der damit verbundenen Abschreibungen eine Menge Geld kosten, was wieder über die Gebühren hereingeholt werden müsste.

Hinter den Kulissen arbeitet die Stadt deshalb an anderen Lösungen: Sie hat bereits öffentlich-rechtliche Vereinbarungen mit Nachbarkommunen geschlossen, um deren Abwasser abzunehmen. &bdquo;Und wir streben weitere Kooperationen an, um gemeinsam eine effektive und effiziente Abwasserbeseitigung voranzubringen“, sagt Paulussen. Aktuell verarbeite das Klärwerk jährlich das Äquivalent einer Abwassermenge von 60.000 bis 80.000 Einwohnern. &bdquo;Aber da ist noch deutlich Luft nach oben“, sagt der Beigeordnete.

125 Liter für 1 Euro Zu den steigenden Kosten für die Schmutzwasserreinigung hätten zudem weitere Auflagen beigetragen. Zum Beispiel für die Beseitigung von Medikamentenresten. Kämmerer Aust rechnet allerdings vor, dass die Verbraucher in Lage trotz allem heute für 1 Euro rund 125 Liter in Trinkwasserqualität bekämen. &bdquo;Das muss man sich vielleicht auch mal vergegenwärtigen“, findet er.

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