Drei neue Ärztezentren für Lemgo, Lage und Bad Salzuflen

Lemgo. Immer weniger Ärzte, immer mehr Patienten. Die medizinische Versorgung ist auch in Lemgo prekär. Jetzt will die Stadt eingreifen: Lemgo plant, mit Bad Salzuflen, Lage und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) ein Interkommunales Medizinisches Versorgungszentrum (IMVZ) zu gründen. Die Gespräche sind laut Bürgermeister Markus Baier vielversprechend. Nach Möglichkeit soll noch im Herbst ein Gesellschaftervertrag unterschrieben werden.

Noch ist vieles unklar und nicht entschieden, ob es letztlich wirklich zur Umsetzung kommt und in welcher Kommune das erste von drei Medizinischen Versorgungszentren aufgebaut werden könnte. Doch der Wille in den drei Kommunen ist da und allen bewusst: Die Zeit drängt . Denn aktuell fehlen in den drei Städten laut Vorlage der Verwaltung bereits 28 Hausarztsitze, 25 Allgemeinmediziner sind zudem älter als 60 Jahre.

Lemgo besonders betroffen Besonders besorgniserregend sind die Zahlen für die alte Hansestadt: Der Versorgungsgrad in Lemgo liegt aktuell bei 68 Prozent, es gibt 19 Hausärzte, von denen sieben über 60 Jahre alt sind. 14 mögliche Hausarztstellen sind derzeit vakant. Etwas besser sieht es in Lage und Bad Salzuflen aus. In der Salzestadt liegt der Versorgungsgrad bei 89 Prozent, es gibt 30 Hausärzte, von denen 13 älter als 60 Jahre alt sind, 7,5 weitere Zulassungen wären möglich. Lage hat einen Versorgungsgrad von 79 Prozent, 16 Hausärzte (fünf von ihnen über 60 Jahre alt) und 6,5 Vakanzen.

Ein IMVZ könnte die Situation nachhaltig verbessern, so hoffen die vier potenziellen Gesellschafter. Ersten Plänen zufolge wollen sie für die erste Betriebsstätte eine Praxis übernehmen, die ansonsten geschlossen werden müsste. Der Praxisinhaber und sein Team könnten weiter beschäftigt und zusätzliche Mediziner (bis zu vier Arztsitze) hinzugewonnen werden. Dabei sollen junge Mediziner gezielt gefördert werden, auch um den Aufbau eines Ärztepools für die Gründung von zwei weiteren Standorten zu sichern. Denn Plan ist, dass letztlich jede Kommune über ein IMVZ verfügt.

Ein Standort pro Kommune Nach Gründung des ersten Standortes sollen die zwei weiteren Zentren nach Möglichkeit innerhalb von zwei Jahren eröffnen. Die Ärzte wären dabei beim IMVZ angestellt. Damit müssten sie sich nicht um bürokratische und administrative Aufgaben kümmern und trügen zudem kein finanzielles Risiko. Auch Teilzeitmodelle wären im Medizinischen Versorgungszentrum durchaus möglich.

Noch müssen Chancen und Risiken für die einzelnen Kommunen abgewogen werden, heißt es in der gemeinsamen Vorlage. Schließlich gehen die potenziellen Vertragspartner eine besondere Herausforderung an, denn die Kooperation von drei Kommunen mit einem gemeinnützigen Träger sei bundesweit noch relatives Neuland in diesem Bereich. Einvernehmen bestehe aber bereits darin, dass das DRK als Betreiber 40 Prozent und die drei Städte jeweils 20 Prozent an dem Unternehmen halten würden.

Im Hauptausschuss sprachen sich die Lemgoer Fraktionen einstimmig für den sogenannten Letter of Intent (Absichtserklärung) aus. Damit gaben sie der Verwaltungsspitze den Auftrag, die Gespräche weiter voranzutreiben. Aufgrund der Kommunalwahlen im September visierte Bürgermeister Markus Baier zunächst eine mögliche Gesellschaftsgründung für 2026 an.

Roman Paschek (CDU) verwies allerdings auf den großen Zeitdruck und die Expertise der Kommunalpolitiker, die das Projekt bereits in diversen Beratungsrunden begleitet hätten. Dieses Wissen sei bei &bdquo;Neugewählten“ nach der Kommunalwahl zwangsläufig nicht mehr gegeben. Sinnvoll sei es daher, den Gesellschaftervertrag nach Möglichkeit noch in diesem Herbst zu ratifizieren, um nicht weitere Zeit zu verlieren. Diesem Ansinnen schlossen sich die Verwaltung und die übrigen Fraktionen an.

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