Bedrohte Arten in Lippe: Warum Feuersalamander und Kiebitz bald verschwinden

Kreis Lippe/Schieder-Schwalenberg. Der eine lebt in feuchten Laubmischwäldern mit kühlen Quellbächen und Tümpeln, der andere ursprünglich in Mooren, auf Feuchtwiesen und mittlerweile Äckern. Der eine ist schwarz mit leuchtend gelben Flecken, der andere schwarz-weiß mit metallischem grünem oder violettem Glanz. Der eine gehört zu den Amphibien, der andere ist ein Vogel - und doch haben der Feuersalamander und der Kiebitz eines gemein: Ihr Bestand in Lippe ist hochgradig gefährdet.

Der Feuersalamander Es ist ein Hautpilz, der dem Schwanzlurch zum Verhängnis werden könnte: Batrachochytrium Salamandrivorans (BSAL), zu Deutsch: &bdquo;Salamanderfresser“, wie Fabian Fester von der Biologischen Station Lippe in Schieder erklärt. Der Feuersalamander gilt gemäß Bundesnaturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung als &bdquo;b esonders geschützt“ und darf weder gefangen, verletzt oder gar getötet werden. Und nun gefährdet ein aus der Terraristik eingeschleppter Pilz den Feuersalamander zusätzlich.

&bdquo;Man kann nichts dagegen tun“, erklärt Fester. Der Pilz befällt die Haut der Tiere, führt zu Geschwüren, die er als &bdquo;kleine runde Hautläsion mit schwarzem Rand“ beschreibt. &bdquo;Erkrankte Tiere sterben innerhalb weniger Tage.“ Die Haut nämlich ist für Amphibien wie den Feuersalamander ein sehr wichtiges Organ, Stichwort Hautatmung. Diese ermöglicht ihnen, auch unter Wasser zu überleben.

Doch was tun, wenn man ein betroffenes Tier entdeckt? &bdquo;Einem Feuersalamander zu begegnen, hat Seltenheitswert. Und wer schon mal einen gesehen hat, wird sich daran erinnern.“ Schließlich sind die 14 bis 20 Zentimeter langen Tiere überwiegend nachtaktiv und haben eine Vorliebe für Verstecke. Doch erkrankte Feuersalamander seien verhaltensauffällig, könnten tagsüber auf Waldwegen beobachtet werden, wirken apathisch, erklärt Fester die Anzeichen. Dazu die Hautgeschwüre. Aber: &bdquo;Die Tiere auf keinen Fall anfassen! Weder lebende noch tote.“

Denn die Pilzsporen verbreiteten sich sehr leicht. Er rät, am besten ein Foto des Salamanders zu machen, sich den Standort zu notieren (gegebenenfalls über das Navi im Handy) und es dann der Biologischen Station oder der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Lippe zu melden. &bdquo;Bei Hinweisen auf den Pilz nehmen wir Abstriche und Proben vom betroffenen Tier“, erklärt Fester. Wenn die Krankheit ausbricht, könnten so nicht befallene Exemplare gesucht und Schutzmaßnahmen ergriffen und der Bestand überwacht werden. Denn die Feuersalamander sind eigentlich eine Zeigerart, die auf gesunde Wälder und Gewässer hinweisen.

Für Menschen und Hunde ist der Pilz übrigens ungefährlich, andere Amphibien befällt er, aber nicht alle sterben daran. Wichtig sei auch, möglichst auf Waldwegen zu bleiben und Gewässer nicht zu betreten, denn der Pilz hafte an feuchter Erde, kann über Menschen, Tiere und Maschinen verbreitet werden. Am besten sollten Wanderer ihre Schuhe vor und nach dem Naturaufenthalt gut reinigen und trocknen und nach Möglichkeit auch desinfizieren. Hunde sollten zudem an Quellwegen angeleint werden, rät Fester. &bdquo;BSAL kann ein Dauerstadium ausbilden und bei passenden Bedingungen erwachen.“

Der Pilz kommt eigentlich aus Ostasien. &bdquo;In den Niederlanden ist er zuerst ausgebrochen und hat 96 Prozent der Feuersalamander-Bestände getötet.“ Erste Fälle von BSAL in Deutschland seien in der Eifel nachgewiesen worden, dann im Ruhrgebiet und im Juni auch in Bielefeld. &bdquo;Dort gibt es mittlerweile zwei bestätigte Fälle.“ Fester vermutet allerdings ein Dunkelfeld, es könne also durchaus sein, dass es auch in Lippe bereits befallene Salamander gibt.

Der Kiebitz Vor vielen Jahren hat dieser Vogel (wahrscheinlich) einem heutigen Detmolder Ortsteil seinen Namen gegeben, meint Fabian Fester: Pivitsheide. Heißt der Kiebitz auf Plattdeutsch schließlich &bdquo;Püiwitk“. Zudem könnte die Region damals als Brutregion gedient haben. Und auch im Wappen des Heimat- und Verkehrsvereins ist - neben Mühlenrad und Rethlager Bach - der schwarz-weiße Vogel mit der Federhaube zu sehen. &bdquo;Doch es geht ihm sehr schlecht“, weiß Fester, &bdquo;jedes Jahr nimmt die Anzahl der Brutpaare ab.“ Habe die Biologische Station vor vier Jahren noch 34 Brutpaare in Lippe gezählt, waren es im vergangenen Jahr noch sieben. Doch in diesem Jahr zum Anfang der Brutzeit seien viele Brutgebiete leer. Ähnliches werde auch über Lippes Grenzen hinaus beobachtet. &bdquo;In Lage und Bad Salzuflen, der Bega- und Werremulde, kommt der Kiebitz in Lippe noch vor.“

Doch woran liegt es? &bdquo;Es geht immer mehr Lebensraum für den Kiebitz verloren, obwohl er sehr anpassungsfähig ist.“ Die eigentlichen Lebensräume des etwa taubengroßen Regenpfeifers seien Sümpfe, Moore, feuchte Gebiete. &bdquo;Das Hiddeser Bent früher“, nennt Fester ein typisches Beispiel. Als es von diesen Gebieten immer weniger gab, besiedelte er Wiesen und Weiden, ist mittlerweile aber auch auf Äckern zu finden. &bdquo;Er mag vor allem die offene Landschaft.“ Der etwa 28 bis 31 Zentimeter große Vogel ist ein Bodenbrüter, suche sich leicht höher gelegene Stellen mit freier Sicht, um seine Eier in eine Bodenmulde zu legen.

Doch der Druck auf die Landwirtschaft macht auch dem Kiebitz das Leben schwer. &bdquo;Wiesen werden häufig gemäht“, weiß Fester, Grünstreifen an Feldern, wo der Vogel Insekten findet, sind selten. &bdquo;Ein strukturelles Problem.“ Die Biologische Station Lippe profitiere von einer guten Zusammenarbeit mit den hiesigen Landwirten. Werde ein Kiebitz auf einem Feld gesichtet, seien die betroffenen Bauern meist ohne Probleme bereit, einen kleinen Teil – etwa fünf mal fünf Meter – zum Schutz des Vogels ruhen zu lassen.

Die Küken des Kiebitzes sind echte Nestflüchter. &bdquo;Sobald sie geschlüpft sind, verteilen sie sich auf der Fläche, laufen hinter ihrer Mutter her und picken selbst.“ Dabei lassen die Elterntiere die Kleinen aber nicht aus den Augen, weiß Fester. Wenn sie einen Feind entdecken, machen sie mit lauten Rufen aufmerksam, steigen dann auch in die Luft auf und greifen an. Deshalb brüten sie auch gerne in Kolonien zusammen.

Apropos laut: Seinen Namen hat der Kiebitz von seinem charakteristischen Ruf &bdquo;kie-wit“. Weitere Laute sind &bdquo;chä-chuit“ sowie &bdquo;wit-wit-wit-wit“. In Lippe ein seltener Klang, sagt Fabian Fester, kennt die Biologische Station doch potenzielle Brutgebiete. &bdquo;Wenn man ihn hört, kann man sich glücklich schätzen.“

Freiwilliger werden Die Biologische Station Lippe bietet je zwei Stellen im Freiwilligen ökologischen Jahr (FÖJ) und im Bundesfreiwilligendienst (BFD) an. Die Bewerbungsphase hat gerade begonnen, sagt Fabian Fester. Dabei geht es um Erfahrungen im praktischen Naturschutz, etwa bei der Arbeit mit der Schafsherde (230 Skudden), den 20 bis 25 Ziegen, aber auch im Bereich der Landschaftspflege: vom Kopfweiden- und Heckenschnitt, über fachgerechten Obstbaumschnitt bis hin zur Pflege von Feuchtwiesen, Halbtrockenrasen und Bergheiden. Weitere Infos gibt es auf der Internetseite: www.biologischestationlippe.de/ueber-uns/freiwilligendienste

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