Klare Fronten gegen Windräder in Lage-Ohrsen

Lage-Kachtenhausen. Windräder am Langen Kamp? Dieses Projekt bekommt von vielen Anwohnern die Rote Karte. Beim Info-Abend der Bürgerenergiegenossenschaft Lage (Bela) machten einige sehr deutlich, dass sie die Fläche für ungeeignet halten. Die Windräder mit Höhen von 220 und 260 Metern ständen zu dicht an den Häusern, es gebe außerdem massive Beeinträchtigungen der Natur. Der Hinweis, dass mit dem Bau auch ein erklecklicher Zuschuss für Projekte im Ort ausgezahlt werde und es ein wichtiger Schritt zur autarken Energieversorgung wäre, wie es die Projektplaner sehen, verfing nicht so recht.

In der Kachtenhauser Kirche füllte sich der Saal schnell. Nicht nur Anwohner aus Kachtenhausen, Ohrsen und Ehlenbruch interessierten sich für das Thema und teils kochten die Emotionen hoch. Ferdinand Schmedding hatte vorab Unterschriften gegen das Projekt gesammelt, die LZ berichtete, und hinterfragte, wie viele der Besucher in der Kirche überhaupt aus Kachtenhausen, Ohrsen und Ehlenbruch kämen. &bdquo;Die sollen mal die Hand heben, die auf besondere Einladung der Grünen hier sind“, rief er verärgert.

Auf dem Podium hatten Andreas Schmuck (Bela), Robert Wünsch und Leon Trippel, die beide Kommunen auf dem Weg zu ihren Klimazielen beraten, und Markus Jansen (WindenergieJansen) Platz genommen. Pfarrer Dr. Holger Teßnow moderierte die Veranstaltung.

Andreas Schmuck stellte das Projekt vor, das aus Sicht der Bela einen großen Vorteil für alle bringen könnte. Die Genossenschaft habe 70 Mitglieder, wer möchte, könne Anteile für je 350 Euro kaufen. &bdquo;Egal, wie viele Anteile jemand hält, er hat in der Generalversammlung eine Stimme“, sagte Schmuck. Würden die Windräder Gewinne einfahren, werde gemäß der Menge der Anteile allerdings verteilt.

Die Anteile der Bürger Windenergieanlage Lage lägen zu 51 Prozent bei der Firma Jansen Wind, 49 Prozent halte die Bela, bei allen Entscheidungen habe die Bela aber ein Vetorecht. Die Windräder könnten je um die 18 Millionen Kilowattstunden pro Jahr produzieren. &bdquo;Wenn man einen durchschnittlichen Verbrauch zugrunde legt, dann könnten 5000 Haushalte mit einer Anlage versorgt werden“, ordnete Teßnow die Zahlen ein.

Schmedding: &bdquo;Projekt wird schön geredet“ Allerdings, so merkte ein Bürger an, setze das voraus, dass die Anlagen auch unter Volllast liefen. Warum man denn so oft sehe, dass die Windräder stillstehen, fragte eine Frau, die als Beispiel Anlagen in Bielefeld anführte. &bdquo;Was nützt es uns, immer mehr Windräder zu bauen, wenn der Strom gar nicht genutzt werden kann. Es fehlen Speichermöglichkeiten“, hieß es weiter aus dem Publikum. Kritisiert wurde ebenfalls, wie informiert worden war. Zu der ersten Veranstaltung im Bürgerhaus 2024 habe es keine Einladung als Wurfzettel für die Anwohner gegeben und auch dieses Mal hätten nicht alle eine Einladung im Briefkasten gehabt.

Dennoch gibt es bereits einigen Widerstand gegen das Projekt. Ferdinand Schmedding hatte die Organisation gemeinsam mit seiner Frau Ingrid übernommen und erklärte kategorisch: &bdquo;So lange wir leben, werden diese Windräder nicht gebaut.“ Das Ganze werde schöngeredet. Der Abstand zu den Wohngebäuden sei zu gering. Die Fläche am Langen Kamp sei keine Vorrangfläche für Windkraft.

Das sei auch so, allerdings könnten durchaus auch auf anderen Flächen Windkraftanlagen gebaut werden – wenn es ein Einvernehmen geben würde, erklärte Robert Wünsch. Letztlich müsse die Politik entscheiden, ob das Projekt weiterverfolgt werden sollte. Die Bela habe noch einmal zur Informationsveranstaltung eingeladen, weil die Kommunalpolitiker eben noch keinen Beschluss hätten abgeben wollen, nachdem klar war, dass es durchaus Widerstand vor Ort gibt. &bdquo;Hier wird nicht einfach gebaut. Wir sehen aber eine große Chance darin, unabhängiger von anderen Energiequellen zu werden“, sagte Andreas Schmuck.

Fünfstellige Summen für Ortsteil-Projekte Wünsch stellte Aussagen des Energieversorgers Eon vor, wonach es in absehbarer Zeit keine Alternative ist, auf grüne Gase und Wasserstoff zu setzen. Letztlich sei es vorteilhaft, &bdquo;die Gewinne aus solchen Anlagen vor Ort zu behalten“. In Vorbereitung sei ein Gesetz zum &bdquo;Stromcharing“. Das ermögliche es, Strom quasi untereinander zu teilen und damit deutlich Geld zu sparen. &bdquo;Ein Energiepreis unter 10 Cent ist möglich. Wir schaffen mit Sonne und Wind ebenfalls eine Sicherheit in der Energieversorgung für unsere Unternehmen“, sagte Wünsch.

Außerdem profitierte auch die Stadt, zwischen 40. und 80.000 Euro könnten als Zuschuss fließen. &bdquo;Das Geld könnte zum Beispiel für Kultur, Vereine oder Infrastruktur in den Ortsteilen eingesetzt werden“, erklärte Schmuck.

Markus Jansen erklärte, dass vor dem Bau 40 Gutachten eingeholt würden, es gebe mehrere Auslegungen und die Bürger hätten durchaus Gelegenheit, ihre Vorbehalte anzubringen. Das Verfahren dauere mehrere Jahre. Die Windräder würden sich außerdem abschalten, wenn der Schattenwurf der Rotoren Anwohner stören könnte.

&bdquo;Und was ist mit dem Wertverlust unserer Häuser? Wer ersetzt uns den?“, fragte eine Anwohnerin vom Langen Kamp. Darauf gab es keine direkte Antwort. &bdquo;Ich weiß nicht, ob es den so gibt. Ich habe die Information, dass der Gebäudezustand ausschlaggebender für den Verkauf ist“, sagte Schmuck, der damit lautstarkes Raunen und Hohngelächter auslöste. Er räumte ein, auch darüber reden zu können. &bdquo;Denkbar wäre zum Beispiel, dass direkt Betroffene Sonderkonditionen für den Strom bekommen“, sagte Wünsch.

Dass das reicht, um Einvernehmen zu bekommen, darf bezweifelt werden. Ferdinand Schmedding hatte Listen ausgelegt und sammelte auch nach der Veranstaltung weiter Unterschriften gegen das Projekt – und die Listen füllten sich schnell. &bdquo;Wir haben 80 weitere Unterschriften bekommen, zu den 200, die wir schon hatten. Wir hatten auch einige Briefe und Flyer im Briefkasten. Es war Kritik von jungen Familien dabei, dass die Veranstaltung ausgerechnet an dem Tag stattfindet, wo die Kinder zum Martinssingen gehen. Wir sehen uns jedenfalls bestärkt und werden keineswegs aufgeben“, sagte Schmedding.

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